Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
„Aber spätestens auf der großen Ebene von Ghwallck müssen sie sich uns stellen, wenn sie nicht auch noch wollen, dass wir ungehindert den Berg der Götter besteigen.“
„Ich schätze, da steckt irgendein gemeiner Plan der Götter dahinter“, erklärte Ravic, der Misstrauische. „Ich kenne die Götter gut und hatte oft mit ihnen zu tun. Vielleicht wollen sie uns bis kurz vor ihre Heimstatt kommen lassen und uns dort niedermetzeln, um so unsere Niederlage besonders perfekt zu machen, um uns zu demütigen.“
„Irgendwann werden die Götter zur Strecke gebracht werden“, erklärte Gonru aus Rôlsur düster. „Irgendwann, Freunde. Ich weiß es ganz genau. Wenn wir es nicht schaffen, so werden es vielleicht unsere Kinder vollbringen oder die Kinder dieser Kinder. Aber eines Tages werden die Götter für das büßen müssen, was sie den Sterblichen und der Erde angetan haben!“
„Und zur Zeit stehen unsere Chancen wirklich nicht schlecht“, meinte Hadry-al-Komson, wobei er den Blick zu Nerik wandte, der in einiger Entfernung dastand und in die Finsternis blickte. „Nerik ist bei uns, Freunde. Und Mergun. Und Lari. Dazu haben wir das magische Feuer! Es wohnt in unseren Schwertern und Speeren!“ Túlina zog ihr Schwert blank und betrachtete es nachdenklich.
Seltsam leicht wog es in ihrer Hand.
„Ich fürchte mich, Irrtoc“, wandte sie sich an den Sänger.
„Wovor?“
Sie hielt ihm das Schwert hin. Das grüne Leuchten wirkte gespenstisch.
„Hier vor habe ich Angst, Irrtoc. Es ist eine schreckliche Macht.“
„Aber sie ist dein Diener, Túlina.“
„Noch ist sie das, Irrtoc. Aber sie ist auch nicht das Einzige, wovor ich mich fürchte.“
„Nein?“
„Wovor fürchtest du dich noch?“
„Vor Mergun und Lari. Und natürlich vor Nerik.“
„Sie stehen auf unserer Seite, Túlina.“
„Wirklich?“
„Wie meinst du das?“ Irrtoc war ehrlich verwirrt.
„Wäre es nicht unter Umständen möglich, dass sie nur ihre eigenen Interessen verfolgen?“
Irrtoc zuckte mit den Schultern.
„Bis jetzt helfen sie uns. Und solange Mergun auf unserer Seite ist, folge ich ihm.“
Túlina steckte ihr Schwert wieder weg und wandte den Kopf zu Irrtoc.
„Von dieser Revolution hängt viel ab, Irrtoc“, sagte sie.
„Ich weiß.“
„Auch für mich, Irrtoc. Glaube mir, ich würde viel lieber etwas anderes tun, als mit einem Schwert in der Hand durchs Land zu reiten.
Mir ist der Krieg zuwider, aber die Umstände... Zwingen sie nicht jeden, der ehrlich zu sich selbst ist und noch so etwas wie ein Gewissen besitzt dazu, ein Schwert in die Hand zu nehmen?“ Irrtoc nickte und erwiderte ihren warmen Blick.
„Was wirst du tun, wenn diese Zeit des Chaos und der Wirrnisse vorbei sind?“, fragte er dann.
„Ich weiß noch nicht... Und du? Was wirst du beginnen?“
„Ich werde weiter Lieder singen, Túlina.“
Tharno der Zweifler lächelte matt, als er Irrtocs letzte Worte vernahm.
„Warum seid Ihr so sicher, dass Ihr diese Zeit überhaupt überlebt?“ fragte er.
Irrtoc zuckte einfach mit den Schultern.
„Ich weiß nicht...“, brummte er.
„Wie immer auch die Schlacht enden mag: Es werden viele ihr Leben verlieren“, fuhr Tharno fort. „Götter wie Sterbliche werden untergehen. Gewaltige, blutige Gemetzel stehen bevor und es mag gut sein, dass in ihnen sich beide Parteien vollständig aufreiben.“
„Nun malt den Dämon nicht an die Wand, Herr Tharno“, sagte Megalto vom gegabelten Schwert.
„Ich sage nur, was ich denke“, erwiderte Tharno. „Keine glorreichen Schlachten stehen uns bevor, sondern Gemetzel.“ Da trat eine düstere Gestalt zu den Kriegern. Es war Nerik. Das Feuer warf seltsame Schatten auf sein Gesicht.
Schweigen trat ein.
Unheilschwangeres Schweigen. Irrtoc sah Neriks finstere Gesichtszüge und er erschauerte. Er spürte die Macht, verbunden mit Hilflosigkeit, die in Nerik wohnte.
„Warum schweigt Ihr, Freunde?“, fragte er.
Sein Blick ging von einem zum anderen und jeder, der von ihm angesehen wurde, zuckte unwillkürlich zusammen.
Dann lächelte Nerik traurig und ging davon in die Dunkelheit hinein.
„Er sieht traurig aus“, bemerkte Túlina an Irrtoc gewandt.
Nerik erreichte unterdessen einen etwas abseits gelegenen Hügel.
Mergun und Lari waren dort und blickten träumend in die Finsternis.
„Seid willkommen, Nerik“, sagte Mergun, als er den seltsamen Mann bemerkte.
Nerik nickte nur.
„Habt Ihr eine Ahnung, welche Absicht die anderen
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