Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
aufzuopfern...“
*
„Auf jenem Altar dort“, sagte Lari, „lag einst das heilige Buch der Götter. Mergun verbrannte es mit dem magischen Feuer, welches in seinem Schwert wohnt. Xilef sagte damals, dies sei ein schlechtes Omen für die Götter - es bedeute ihren baldigen Untergang.“ Sie lächelte matt. „Er hatte offensichtlich recht.“ Mergun sah zu jenem Altar hin. Und Lari fuhr fort: „Vielleicht hat die Revolution bereits hier, am heiligsten aller Orte, ihren Anfang genommen; eine Entwicklung, deren Ende nicht abzusehen ist!“ Doch Mergun dachte: Nein, diese Entwicklung begann bereits viel früher. Im Grunde hatte sie schon an dem Tag ihren Anfang genommen, als Luun mich in das Geheimnis des magischen Feuers einweihte und mir prophezeite, ich würde es sein, der Götter einst mit jenem Feuer verbrennen würde. Seltsam, aber alle seine Voraussagen sind eingetroffen. Wo mag der graue Mann nun sein? Warum zieht er nicht mit uns, wenn ihm die Revolution und der Sturz der Götter doch so viel zu bedeuten scheinen?
Seltsame Gedanken geisterten durch Merguns Kopf. Gedanken, die ihn selbst erschreckten.
Hat Luun sich vielleicht von uns abgewandt? Ist er nicht mehr auf unserer Seite? Ist er vielleicht anderen Sinnes geworden?
Aber nein, das konnte Mergun nicht glauben.
*
Nach einer kurzen Weile hatten sie die Nebelregion um die Burg der Götter erreicht. In der Dunkelheit wirkten die wallenden Nebelschwaden wie Geister aus einer anderen Welt, wie formlose Gespenster, die einen seltsamen, unregelmäßigen Tanz aufführten.
Eilig durchstreiften die den Nebel, der vom Mondlicht etwas erhellt wurde. Da gelangten sie schließlich an eine seltsame Mauer. Sie schien nicht hoch zu sein, aber sie war fest und massiv.
„Sind dies die Mauern der Nebelburg?“, fragte Gonru aus Rôlsur.
„So lasst sie uns überklettern! Endlich ist die Stunde der Rache gekommen, Freunde!“ Ein raues Lachen folgte diesen Worten.
Aber Mergun schüttelte den Kopf.
„Nein, Männer, diese Mauer gehört nicht zur Nebelburg!“
„Nein?“, fragte Irrtoc. „Aber was ist dies sonst für eine Mauer?“
„Ich weiß es nicht“, bemerkte Mergun düster. „Als Lari und ich diesen Berg verließen, war sie noch nicht hier.“ Tronar aus dem Mondland befühlte die Steine der Mauer. Sie waren fest durch Mörtel verbunden.
„Diese Mauer wirkt aber schon sehr alt - obwohl sie keinesfalls rissig oder schadhaft ist“, sagte er. „Ich kenne mich ein wenig in der Baukunst aus.“
„Vielleicht irrt Ihr Euch auch“, sagte Megalto vom gegabelten Schwert. „In der Dunkelheit kann man nicht viel sehen und leicht erhält das Auge falsche Eindrücke.“
„Ich bin mir völlig sicher“, beharrte Tronar jedoch.
„Egal“, erklärte Túlina, „es wird uns sicherlich nicht sonderlich schwer fallen, diese Mauer zu überwinden.“
Die Mauer war nur etwas höher als Hadry-al-Konsom. Als der Riese jedoch den Versuch machte, sie zu übersteigen, da wuchs sie plötzlich viele Meter in die Höhe!
„Zauberei!“, stöhnte Nerik, der die Mauer mit seinen Händen betastete. „Zauberei ist es nicht - aber etwas Ähnliches...“ Inzwischen war die Mauer wieder auf ihre normale Größe geschrumpft.
„Irgendwo muss sich in dieser Mauer ein Tor befinden“, meinte Dhongoom der Henker. „Lasst uns sie entlang laufen, um diesen Eingang zu finden.“
Aber da ließ sie ein schreckliches Gelächter erschaudern. Hoch in der Luft schwebte eine Gestalt; ungefähr über der Mauer. Sie stand in der Luft, als hätte sie festen Boden unter den Füßen. Es war Andur.
Die Sterblichen blickten zu ihm auf und sein Lachen erstarb schließlich.
„Es wird euch nichts nützen, die Mauer entlang zu laufen! Ihr werdet weder ein Tor finden, noch diese Mauer umgehen können. Die Geister des Himmels habe ich beschworen und sie geben mir Macht!
Es sind deine Verwandten, Nerik, die sich jetzt gegen dich wenden.
Und es sind ebenso die Verwandten Luuns, die Euch, mein ehrenwerter Mergun, der Euch auf die Welt brachte, um Aufruhr und Chaos zu stiften.“ Er lachte wieder. „Ihr könntet hier viele Menschenalter lang stehen und diese Mauer belagern - es würde euch nichts nützen, glaubt es mir! Es gibt für euch keine Möglichkeit, die Götter zu besiegen!“
Mergun atmete schwer und schüttelte leicht den Kopf. Nein, dies alles konnte und durfte nicht wahr sein! Sollten denn nun wirklich alle Mühen umsonst gewesen sein? Sollte er am Ende nun doch noch am Kreuz
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