Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
enden - wie Shaykaliin? Mergun bedachte Andur mit einem hasserfüllten Blick, aber dieser lächelte nur zynisch. Sichtlich genoss er die Verzweiflung seiner Gegenüber.
„Mergun?“, fragte er dann. „Mergun, seid Ihr mein Freund?“ Aber Mergun spuckte vor ihm aus.
„Es gibt in dieser Welt keinen schlimmeren Halunken als Ihr einer seid! Nicht einmal die Götter können sich mit Eurer Gemeinheit und Eurem Zynismus messen!“
„Da habt Ihr zweifellos recht. Und ich rechne es Euch hoch an, dass Ihr ehrlich seid, obwohl ich von dieser Tugend normalerweise nicht sehr viel halte. Ich kann verstehen, dass Ihr mit mir keine Freundschaft schließen wollt. Aber genau das verlange ich von Euch, Mergun! Das ist mein Preis!“
„Euer Preis?“, fragte Mergun erstaunt. „Euer Preis wofür?“
„Das ist der Preis, den ihr alle für den Tod der Götter zu bezahlen habt: Ihr müsst mir Freundschaft schwören“
„Das ist grausam!“, rief Lari. „Das ist grausam und ungerecht!“ Andur zuckte mit den Schultern.
„Das ist meine Natur - und an der kann selbst ich nichts ändern!“
„Schließen wir Freundschaft mit diesem Scheusal!“ rief Gonru aus Rôlsur. „Die Rache an den Göttern ist es mir wert!“
„Ich habe auch nichts dagegen“, erklärte Dhongoom der Henker.
Ein allgemeines Gemurmel entstand.
„Ich muss Euch warnen!“, rief da plötzlich Nerik. Und die anderen verstummten. „Ich weiß nicht viel und das, was ich weiß, vergesse ich schnell wieder. Aber es gibt auch Dinge, die sich unlöschbar in mir eingeprägt haben! So weiß ich zum Beispiel, dass wir uns auf keinen Fall mit diesem Monstrum verbünden dürfen... Wir gefährden dadurch die Verwirklichung der Ziele der Revolution, denn wenn wir Andur Freundschaft schwören, so kann er seine Macht durch uns nicht mehr verlieren. Er wird sie auch nach dem Umsturz behalten.“
„Aber wie sollen wir diesen Umsturz denn überhaupt herbeiführen, wenn er uns im Wege steht?“, fragte Tharno der Zweifler aufgebracht. Er versetzte der Steinmauer vor ihnen einen -
natürlich nichts nützenden und eher symbolischen - Fußtritt.
Nun wandte sich Mergun an die Sterblichen.
„Es mag sein, dass es nicht gut ist, sich mit diesem Scheusal zu verbrüdern. Aber ich glaube nicht, dass wir zur Zeit eine andere Wahl haben, als Andurs Forderungen nachzugeben, wenn wir nicht unsere uns selbst gesteckten Ziele gänzlich verraten wollen.“
„Aber wenn wir uns mit Andur verbrüdern, so verraten wir doch zumindest einen Teil unserer Ziele, nicht wahr?“, sagte Irrtoc der Sänger.
Mergun nickte düster.
„Ja, so ist es. Das lässt sich leider nicht vermeiden. Wer allerdings nicht dazu bereit ist, diesen Schritt mitzutun, der möge zurückkehren, von wo er kam.“
Da schauten sich die Sterblichen untereinander an und viele waren ratlos und verzweifelt. Sie fühlten Andurs Bösartigkeit wohl und auch die Gefahr, die er darstellen musste, sobald die Revolutionsphase einmal zu Ende war. Aber sie dachten auch an all die Mühen, die sie auf sich genommen hatten, an alle Siege, die sie errungen hatten. Und sie dachten an das grausame Werk der Götter und daran, dass sie es weiter verrichten können, wenn man ihnen nicht Einhalt gebot.
„Hätte ich gewusst, dass mich der Kampf gegen die Götter in eine Situation wie diese treiben würde, so hätte ich ihn vielleicht niemals mitgetan“, sagte Megalto vom gegabelten Schwert. „Aber jetzt... Was bleibt uns schon anderes, außer diesem Scheusal seinen Willen zu lassen, ihm seinen Tribut zu zollen... Wenn auch jener dort noch immer eine Plage der Sterblichen sein wird, so werden wir doch viele anderen Plagen beseitigen können!“
In vielen Gesichtern las Mergun Unentschlossenheit und Furcht.
Und Andurs zeitweiliges Lachen machte ihnen ihre Entscheidung nicht leichter.
Aber schließlich entschlossen sich drei oder vier Dutzend der Sterblichen dazu, zurückzugehen in die Ebenen der Sterblichen, von wo sie gekommen waren. Sie waren nicht bereit, jenen Schwur mitzutun, der sie zu Andurs Bundesgenossen (oder Spielzeugen, ganz wir man wollte) machen würde.
Nerik aber ging seltsamerweise nicht mit ihnen.
„Nun, habt ihr euch entschieden?“, fragte der schreckliche Andur.
„So ist es, Andur“, bestätigte Mergun.
„So schwört mir Freundschaft!“
Und dann schworen sie. Langsam und stockend brachten sie jene furchtbaren Wörter über ihre Lippen.
Nur Nerik sprach nicht mit. Er stand da und betrachtete die
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