Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
nach einer guten Stunde verlassen hatten.
Zum ersten Mal seit mehreren Tagen sahen sie nun die Sonne!
Groß und hell und strahlend stand sie am Himmel.
Ihr Licht fiel ungetrübt durch die wenigen Wolken auf den Uytrirran und erwärmte seine Erde.
„Es tut gut die Sonne wiederzusehen“, bemerkte Irrtoc.
Aber in dieser Höhe hatte die trotz allem nicht viel Kraft. Noch immer war es bitterkalt; der Wind blies ebenso heftig wie zuvor.
Nur Schnee war keiner mehr da. Er war wie durch Zauberei hinweggefegt.
„Wir nähern uns der Gipfelregion“, sagte Lari. „Bald wird es auch wärmer werden.“
Und tatsächlich! Gegen Abend ließ der Wind abrupt nach, ja, hörte schließlich zur Gänze auf!
Wo sie hinblickten, waren kahle Felsen.
„Die hier“, sagte Nerik, „ist das Land der Götter!“
*
Arodnap saß in einen großen, aus Eichenholz gearbeiteten, Lehnstuhl. In der Hand hielt er einen gefüllten Weinkrug.
Er hatte an diesem Abend viel getrunken. Sehr viel - vielleicht mehr, als selbst für einen Gott gut ist.
Schlurfend und sabbernd trank er dann auch diesen Krug aus. Als er sich aber wieder einfüllen wollte, da packte ihn Nekardion am Arm.
„Hör auf, Arodnap!“
„Lass mich!“
„Du hast genug!“
Die leichenhaften Züge Nekardions musterten ihr Gegenüber scharf und Arodnap lief ein kalter Schauder über den Rücken.
„Und wenn schon!“, lallte er. „Was macht das schon?“ Er lächelte zynisch. „Vermutlich ist es sowieso das letzte Mal.“ Und damit wollte er die große Kanne nehmen und sich einschenken. Aber Nekardion hieb sie ihm aus der Hand, so dass sie zu Boden fiel, in Scherben zerbrach und der Wein verschüttet wurde.
„Wir müssen alle gemeinsam überlegen, was jetzt zu tun ist!“, brummte Nekardion. Dann wandte sich sein Blick von einem zum anderen. Der einzige, der einigermaßen gefasst wirkte, war Sunev. Er war immer einer der Gottheiten gewesen, die sich durch nichts erschüttern ließen.
Aber in den Augen der anderen sah er Angst.
Todesangst!
Und er selbst?
Was dachte er, Nekardion?
Hatte er Angst?
Ja, ich habe Angst, durchfuhr es ihn heiß. Aber er wusste auch, dass er sich dies vor sich selbst kaum würde eingestehen können.
„Wo ist Andur?“, fragte Nekardion leise. Und seine Stimme verhieß eine blinde, verzweifelte und Hasserfüllte Drohung. niemand sagte ein Wort, denn keiner wagte es, Nekardion in einem Augenblick wie diesem zu widersprechen.
„Wo ist Lord Andur?“, fragte er zum zweiten Mal.
„Ich habe ihn heute den ganzen Tag noch nicht gesehen“, erklärte Peq Ap-Dhyss etwas schüchtern.
„Wo kann er stecken?“, grollte Nekardion. Und seine Stimme war wie der rollende Donner und das nervöse Zucken des Blitzes. Trotz allem wirkte er nicht sonderlich unruhig oder zerfahren.
„Vielleicht hat er uns verraten“, stellte Sunev fest. „Wir wissen doch nur allzu gut, was er von Dingen wie Loyalität hält.“ Er zog an seiner Pfeife und blies danach den Rauch durch die Nase. Irgendwie schien Arodnap dies nervös zu machen.
Er zuckte verkrampft hin und her; sein Gesicht war nur noch eine verzerrte Grimasse des Hasses und der Angst.
Schließlich ging seine Hand zum Griff seines Schwertes und umklammerte diesen wie einen Festhalt.
„Andur ist ehrlich!“, knurrte er. „In tausend Schlachten war er mein Bundesgenosse! Und nicht nur meiner, sondern Euer aller!
Warum sollte er uns ausgerechnet in dieser so schweren Stunde verraten?“
Ein irres Lachen brach dann wie eine Woge des Hasses und des Wahnwitzes über seine Lippen.
„Nein, nein, Freunde! Andur ist kein Verräter!“
„Er hat es selbst gesagt“, stellte Sunev fest. „Man sollte ihn beim Wort nehmen, finde ich.“
„Das hat er nicht“, zischte Arodnap. Und dabei rülpste er.
„Er hat gesagt, dass es so etwas wie Loyalität oder Treue nicht gäbe“, versetzte Sunev. Daraufhin schwieg Arodnap lange.
„Ich spüre ihr Kommen!“, sagte plötzlich Krask, der Wüstengott der Lanar.
„Wessen Kommen?“, fragte Gria angstvoll, obwohl sie die Antwort wissen musste. „Wer kommt, Krask?“ fragte sie dann noch einmal. Ihre Stimme war voller Eindringlichkeit. All ihre Beschwörungskraft schien sie in diese Frage gelegt zu haben. In ihrer Aufregung hatte sie ihre beiden Schlangenhälse miteinander verknotet.
„Wer kommt?“, sagte Krask fassungslos. Und seine Stieraugen sahen Gria an, als wäre sie ein gewaltiges Monstrum. „Wer kommt?
Die Sterblichen natürlich! Wer
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