Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
sterben genauso wie Menschen sterben. Jede Welt stirbt - und so stirbt auch diese Welt. Der blaue Nebel, der draußen zu sehen ist, vernichtet jedes Leben und auch ihr beide werdet sterben, wenn ihr diese Welt nicht bald verlasst!"
"Aber wie? Ein Gott namens Retned holte uns hier her, aber wir wissen nicht, wie wir zurückgelangen können!", sagte Lakyr. Und Trucad nickte bedächtig.
"Wisst ihr, warum euch Retned hier her holt. Nein, ihr könnt es nicht wissen! Ihr solltet diese Welt wieder aufbauen, vor dem Tode bewahren! Ihr alle, die ihr im Rattentempel von Ghormall geopfert wurdet! Aber Retned wusste nicht, dass es bereits zu spät ist! Die blauen Nebelschwaden sind bereits so dicht geworden, dass man kaum noch zehn Meter weit sehen kann! Das ist die beginnende Lethargie des Todes! Das Delirium hat begonnen, Freunde, glaubt es mir." Ein Husten unterbrach Trucad. Mit beiden Händen griff er nach seiner Brust. Durchsichtiger Schleim kam aus seinem Mund. Der Burgherr wurde noch düsterer.
"Das machen die blauen Nebelschwaden! Sie zerfressen die Lunge..." Erneut peinigte ihn ein Hustanfall. Er krümmte sich vor Schmerzen und hustete Schleim. Seine Augen verfärbten sich in seltsamer Weise und sein Gesicht wurde totenblass. Das Feuer des Kamins warf gespenstische Schatten auf sein Angesicht und ließ ihn noch unheimlicher, noch düsterer erscheinen. Schweiß brach ihm aus, kalter Schweiß. Er klebte in seinen Haaren und lief ihm die Stirn hinunter.
"Das Delirium hat begonnen", wiederholte er und stand auf.
Wankend schritt er zum offenen Fenster. Der eiskalte Wind fuhr ihm durch die schweißnassen Haare und ließ ihn frösteln.
"Das Delirium beginnt", wiederholte er nochmals und starrte mit fiebrig glänzenden Augen in die von einem kalten Wind in Bewegung gehaltenen, blauen Nebelschwaden, denen diese Welt ihren Untergang zu verdanken haben würde.
"Aber nicht nur das Delirium dieser Welt beginnt", sprach er dann heiser, "sondern auch das meinige." Er hustete. Dann wandte er sich zu Lakyr und Gialbeth um.
"Ihr wollt wissen, wie ihr diese Welt wieder verlassen könnt, nicht wahr?" Er röchelte und Lakyr stützte ihn, denn er drohte, in sich zusammenzusinken.
"Ihr müsst..." Weiter kam er nicht, da brachen ihm die Augen und er sank tot in Lakyrs Arme.
*
Merguns Prophezeiung war eingetroffen. Sie hatten den Kadaver des Drachen bald gefunden. Allerdings war er schon fast gänzlich zu Staub zerfallen.
"Nun haben wir keine Spur mehr, der wir folgen könnten", meinte Edro. Schweigend wanderten sie weiter - ziellos. Allerdings kamen sie nicht besonders schnell voran, denn sie trafen immer wieder auf urzeitliche Monstren, die ihnen mitunter gefährlich zusetzten.
"Fürwahr eine seltsame Welt!", stieß Mergun hervor und Krasi der Geisterbeschwörer nickte leicht. Irgendein Geheimnis verbarg diese Welt. Warum hatte der schreckliche Retned sie hier her geholt?
Mergun umklammerte fest den schlichten Griff seines Schwertes. Er dürstete danach, endlich dem grausamen Rattengott gegenüberzustehen. Nach einer Weile des langsamen Dahintrottens erreichte die Gruppe schließlich einen Fluss. Jedenfalls nahm Edro an, dass es sich um einen Fluss handelte. Das andere Ufer war nicht einmal als Silhouette zu sehen, so dicht waren die kalten, von einem steten Wind in Bewegung gehaltenen Nebelschwaden, die diese Welt zu einer Hölle machten. Der Fluss wies eine starke Strömung auf und das Wasser schien sauber zu sein. Garot der Starke und Phakl der Schlaue beugten sich nieder, um zu trinken.
"Halt!", donnerte Edro. "Wir wissen nicht, ob dieses Wasser giftig ist!" Garot zuckte lediglich mit den Schultern.
"Ich habe Durst und dieses Wasser hier sieht sauber aus."
"Ich habe auch Durst, aber ich will mich nicht vergiften", entgegnet der Dakorier. Garot und Phakl wechselten noch einen unschlüssigen Blick miteinander und entschlossen sich schließlich doch dazu, das Wasser zu trinken.
"Ein Genuss ist es wahrlich nicht!", begann Phakl zu schimpfen.
Er spuckte heftig. Edro und Mergun setzten sich unterdessen auf den staubigen Boden, um sich auszuruhen.
"Wenn nicht bald etwas passiert, dann sterben wir wirklich an Hunger und Durst", murmelte Edro düster. Seine Stirn hatte sich in bedrohliche Falten gelegt.
"Ich glaube nicht an Wunder", bekannte Mergun schwer. Er seufzte.
"Ihr solltet dennoch auf eines hoffen, Herr Mergun."
"Vielleicht habt Ihr ja recht." Irgendwo in den blauen Nebelschwaden über dem Fluss tauchte die
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