Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
stürzte er sich in sein eigenes Schwert."
*
Am Abend, als Edro in der Dunkelheit stand und über das Schlachtfeld blickte, gesellte sich Randir zu ihm.
"Unsere Feinde wissen nicht, was sie zerstört haben", erklärte der Elf.
Und Edro nickte. "Ja, es scheint so."
"An diesem Tag sind mehr Elfen und Menschen getötet worden, als man auf der ganzen Lichtung von Elfgart begraben könnte. Wozu?
Wozu, Edro? Warum nur?"
"Sie wollten Reichtum. Sie haben dieses Schloss geplündert und viel mitgenommen", sagte Edro.
"Aber sie haben viele Tote hiergelassen. Steht ein solcher Preis in einem Verhältnis zum Gewinn, das tragbar wäre?"
"Nein, gewiss nicht. Aber soweit vermögen nur wenige Menschen zu sehen."
"Da mögt Ihr allerdings recht haben." Da trat Enadir aus dem Schatten der Dunkelheit. Er war einer der wenigen Elfen, die das Gemetzel überlebt hatten. Seine Züge waren ernst.
"Elfgart ist zerstört, Freunde", stellte er betrübt fest. Randir sah sich um und schüttelte den Kopf.
"Ich glaube nicht, dass es noch einmal von irgendjemandem aufgebaut wird", bekannte er. Enadir lächelte schwach.
"Da glaubt Ihr etwas Falsches, Herr Randir. Ich bin fest dazu entschlossen, Elfgart wieder aufzubauen. Es soll wieder so werden, wie es früher war!"
"Nie wird es das Elfgart werden, dass Gardir regierte. Ihr könnt Euch noch so viel Mühe geben, es wird mit dem ursprünglichen Schloss nur noch den Namen gemein haben. Gardir erkannte dies und deshalb stürzte er sich in sein Schwert", erklärte Edro. Enadir zuckte mit den Schultern.
"Ich werde es trotz allem versuchen!" Mit diesen Worten ging Enadir.
"Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen", erklärte Randir jetzt.
"Das wird noch eine Weile dauern. Kiria und Mergun müssen sich zunächst vollständig von ihren Wunden erholt haben."
"Solange können wir nicht warten. Ich habe von den Elfen gehört, dass es hier in der Nähe eine Hexe geben soll, die sich auf die Heilkunst versteht. Shirbeth soll ihr Name sein." Aber Edro schüttelte den Kopf.
"Weder Kiria noch Mergun würden zur Zeit eine Reise überleben
- und sei sie auch noch so kurz."
"Dann muss die Hexe hier her kommen", erwiderte Randir. Edro wechselte einen erstaunten Blick mit dem Elfen.
"Glaubt Ihr, sie würde kommen?"
"Ich weiß es nicht, Herr Edro."
"Und würde sie es umsonst tun? Wir haben nämlich nichts, was wir ihr geben könnten."
"Liegt nicht genug Gold im Schloss herum? Es ist Elfengold! Und das weiß sogar eine Hexe zu schätzen!"
"Nein, Randir, wir können der Hexe dieses Gold nicht geben. Es gehört den Elfen!" Randir zuckte mit den Schultern.
"Sie werden uns sicher ein wenig davon geben. Davon bin ich überzeugt." Edro nickte schließlich.
"Gut, Herr Randir. Geht Ihr und fragt die Elfen nach dem Gold.
Ich werde mich beim Morgengrauen auf den Weg machen, um diese Hexe zu finden!" Die Elfen gestatteten Edro, sich einiges von dem Elfengold mitzunehmen, um die heilkundige Hexe zu entlohnen. Sie beschrieben ihm auch genau den Weg bis zu ihrer Hütte. Dann machte der Dakorier sich auf den Weg. Er wandte sich nach Norden, denn im Norden lag Shirbeths Hütte. Er eilte, denn jede Stunde war kostbar.
Zumindest Kirias Zustand war äußerst kritisch. In der Nacht hatte sie Blut gehustet, was darauf hindeutete, dass sie außer der Wunde am Kopf auch noch innere Verletzungen hatte. So schnell seine Beine ihn trugen eilte er durch den Wald. Die Elfen von Elfgart hätten ihm gern eines ihrer Pferde geliehen, von denen behauptet wurde, sie seien schneller als der Wind. Aber die kostbaren Tiere waren entweder erschlagen oder davongelaufen. Enadir hatte ihn vor seinem Aufbruch gewarnt: Hexen würden sehr oft unberechenbar reagieren.
"Es empfiehlt sich durchaus, die Hand nicht vom Schwertgriff zu nehmen", hatte der Elf gesagt und Edro war entschlossen, seinen Rat zu befolgen. Nach einer Wanderschaft von fast einem Tag hatte er endlich die alte, verfallene Hütte von Shirbeth erreicht. Vor der Tür saß eine uralte Frau auf einem Kissen. Sie musste mindestens hundert Jahre alt sein, so alt sah sie aus. Ihre Augen waren im Verhältnis zum Rest ihres Gesichts sehr groß und sie flößten Edro etwas Angst ein.
Diese Augen hatten schon mehr gesehen, als es für die Augen ein Menschen gut ist. Sie waren grau. So grau, wie das Eis, welches im Winter den Mondfluss und den Ma bedeckte. Und kalt waren diese Augen. Edro blieb zunächst in einiger Entfernung stehen. Die Hand hatte er, wie
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