Elfen wie Diamant
Was ist passiert?« Er hörte Stiefelschritte auf den Stufen hinter sich und wandte sich dem zweiten Elfen zu. »Immer mit der Ruhe, Junge, ganz ruhig. Tyul, stimmtâs?«, meinte er. »Kein Grund zur Sorge, wir sind Freunde. Du erinnerst dich doch an uns, oder? Wir waren zusammen auf diesem groÃen Schiff. Ich bin der Sohn, Konowa. Vater, sag ihm, er soll den Bogen sinken lassen.«
Dieser blieb jedoch gespannt, und der Pfeil zeigte nach wie vor unerschütterlich auf Konowas Brust. Dann jedoch tauchten die Mündungen von Musketen neben ihm in den Augenwinkeln auf, als seine Soldaten anlegten und auf die Elfen zielten.
»Vater, es wird Zeit, vom Baum herunterzukommen und wieder ein Elf zu sein. Sag ihm, er soll seinen verdammten Bogen senken. Sofort!« Jurwan blinzelte und raste zu einer Leiter in der Nähe, die zu einer hölzernen Galerie hinaufführte, welche ein paar Meter unterhalb der Zinnen rund um den ganzen Innenhof des Forts führte. Wie der Blitz fegte er nach oben und war verschwunden.
Konowa stand mit offenem Mund da. So hatte er sich das Wiedersehen mit seinem Vater nicht vorgestellt.
»Die beiden haben im Augenblick nicht mehr Grips als eine Ziegelwand«, erklärte Yimt, der hinter der Tür heraustrat und sich zwischen Konowa und Tyul aufbaute. »Und sie sind so stumm wie Mönche. Ich habe bislang nicht ein einziges Wort aus ihnen herausbekommen.« Er deutete auf Tyul und wackelte mit dem Finger. »Was habe ich dir gesagt? SchieÃt man mit Pfeil und Bogen auf Freunde? Nein, nein, nein! Pfui! Böser Elf. Sehr böser Elf.«
Tyul entspannte die Sehne und lieà langsam den Bogen sinken. Konowa merkte, dass sein Mund immer noch offen
stand, und klappte ihn langsam zu. Dann widerstand er der Versuchung, den Zwerg zu umarmen. Yimt sah furchtbar aus. Er trug keinen Tschako, sein Bart ähnelte einem Adlernest aus Zweigen, und seine Uniform schien mehr Löcher als Stoff zu haben. Und ein überaus ekliges Loch befand sich direkt in der Mitte seiner Brust. Es sah sehr nach einer Musketenkugel aus. »Du kleiner Teufel. Wo zur Hölle hast du gesteckt? Wir alle haben gedacht, du wärest tot.«
Schreie ertönen, als die Soldaten den Zwerg erkannten, aber Konowa brachte sie mit einer scharfen Handbewegung zum Schweigen. Er blickte an ihm vorbei und betrachtete den Innenhof des Forts.
Von hier aus sah es weit kleiner und weniger beeindruckend aus als von auÃen. In Wahrheit war es weniger ein Fort, sondern bestand eigentlich nur aus vier Steinmauern, die hastig zusammengemörtelt worden waren und ein Viereck bildeten, das etwa zehn mal zehn Meter maÃ. Die Mauern selbst waren kaum höher als vier Meter, aber da sie auf dem Gipfel dieses felsigen Hügels lagen, wirkten sie auf jeden, der einen Angriff von auÃen versuchte, sehr einschüchternd.
Verfallene Holzschuppen säumten die inneren Mauern. Sie dienten als Quartiere und Lagerräume. In einer Ecke befand sich eine ruÃige Feuerstelle. Wohin auch immer Konowa blickte, lagen Vorräte. Aus gewaltsam geöffneten Kisten quoll Packstroh, überall lagen zerbrochene irdene Krüge, aufgeschlitzte Jutesäcke und Holzfässer, deren Dauben zertrümmert waren. Die Elfen, die hier stationiert gewesen waren, hatten ganz offensichtlich alles mitgenommen, was sie tragen konnten, und sich bemüht, den Rest zu zerstören. Dann waren sie geflüchtet. Nach der Menge der Vorräte zu urteilen, die immer noch hier herumlagen, war es ganz offensichtlich, dass die Hasshugeb-Krieger den Platz bisher
noch nicht geplündert hatten. Konowa vermutete, dass in diesem Fall nicht einmal mehr ein Nagel zurückgeblieben wäre.
Er sah Yimt an. »Hast du jemanden gefunden?«
»Hier ist es so ruhig wie in einem Grab«, erwiderte Yimt, »was du ja wahrscheinlich schon selbst gesehen hast.« Er deutete mit einem Daumen auf den Gang, aus dem sie gekommen waren.
Konowa nickte. Der Schock, zuerst seinen Vater und jetzt Yimt lebendig wiederzusehen, legte sich allmählich, und sein Verstand setzte wieder ein. »Visyna? Wo ist sie? Und der Rest von deiner Abteilung? Meine Mutter? Jir?«
»Alle lebten noch, als ich sie das letzte Mal gesehen habe«, erklärte Yimt.
Konowa war froh, dass die Soldaten hinter ihm standen. Ihm traten Tränen in die Augen. Visyna war am Leben. Ihm fiel wieder ein, wie sie sich das erste Mal in den Wäldern von Elfkyna
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