Elfen wie Diamant
Strudel aus Magie beschworen hatte und ihn zerstückelt hatte. Der Emissär durchlebte jetzt Schmerzen, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte, aber diese Erfahrung war transzendent. Zweimal im Leben jenes Wesens, das einst Vizekönig Faltinald Gwyn gewesen war, hatte es mächtigen Herrschern gedient und dabei immer danach gestrebt, mehr Macht anzuhäufen. Beide Male hatte es entsetzlich gelitten. Jetzt jedoch, als jede zerfetzte Faser seines Fleisches und seiner Seele vor Qualen schrie, stützte es sich auf die Macht, die es auf so entsetzliche Weise erlangt hatte, um sich noch einmal zu erschaffen. Es konzentrierte seine Energie auf einen dunklen, formlosen Kern ⦠auf die
schwarze Eichel, die ihm von der Schattenherrscherin ins Herz gepflanzt worden war.
Aber seine Anstrengung wurde nicht belohnt. Die Eichel war beim Angriff des Soldaten zerschmettert worden; von dem Geschenk der Schattenherrscherin waren nur noch zerborstene Schalen übrig. Das Wesen ihres Emissärs spiegelte das der Eichel, so wie es jetzt auch den Verstand spiegelte. In seinem Wahnsinn war es endlich frei, aber immer noch erfüllte der Wille der Schattenherrscherin seine Gedanken, befahl ihr, die Rakkes zu vernichten.
»Töte sie. Sie werden zu wild und werden alles zerstören, was ihnen in die Quere kommt. Meine verirrten Kinder müssen lebend zu mir zurückkehren dürfen«, sagte die Stimme in dem, was vom Kopf ihres Emissärs übrig geblieben war. Es verstand. Der Pakt, den sie mit dem Soldaten geschlossen und der ihn zu einem Emissär der Toten gemacht hatte, bedeutete, dass ihre Macht über die Gefallenen geringer geworden war. Es war wichtig für sie, dass die Stählernen Elfen sie lebendig erreichten.
Ein grauenvolles Grinsen zuckte über seine vom Frostfeuer verbrannte Fratze. Wenn ihre Dunkelelfen wie Puppen aussahen, die in einer EisengieÃerei gegossen worden waren, war ihr Emissär die Schlacke, die übrig geblieben war. Das Wesen verdoppelte seine Bemühungen und konnte schlieÃlich genug von sich selbst aus dem Ãther ziehen, um eine Gestalt zu schaffen, die einigermaÃen menschlich aussah. Es zog die letzte Macht aus ihrer Gabe, so gering sie auch sein mochte, fand jedoch einen neuen und weit reichhaltigeren Vorrat in etwas weit Stärkerem ⦠Wut. Das war eine endlose Quelle der Macht, über die es frei verfügen konnte.
Es stolperte vorwärts, wurde bei jedem Schritt kräftiger. In dem Moment schlug der Wind um, und die Rakkes witterten die schrecklichen Wesen hinter sich. Die Elfen zogen die
Bogensehnen ein Stück weiter zurück und warteten nur darauf, dass ihr Emissär ihren Befehl weitergab.
Doch er kam nicht. Stattdessen bemächtigte sich ihr Emissär einer rauen, zischenden Stimme, die kaum in der Lage war, Sprache zu artikulieren, obwohl das Wesen nur ein Wort ausstoÃen musste.
»Sterbt!« Eine schartige Sichel aus Eis bildete sich in der Luft vor ihrem Emissär. Er streckte eine Hand aus, packte sie und schwang sie in einem Bogen, schneller, als die Augen folgen konnten. Einen Moment lang geschah nichts; doch dann fielen die vier Dunkelelfen einer nach dem anderen zu Boden, und ihre Köpfe lösten sich von ihren Leibern. Die Finger, die nicht mehr vom Lebensfunken zurückgehalten wurden, lieÃen die Bogensehnen los, und die Pfeile flogen, trafen ihre Ziele, die immer noch die Rakkes waren. Das Wesen wusste, dass es die Macht besaÃ, die Pfeile mitten im Flug anzuhalten, aber das tat es nicht. Sechs Rakkes fielen zu Boden. Die anderen standen wie angewurzelt da.
»Kommt zu Kräften«, befahl das Wesen. »Schon bald werdet ihr frischeres Fleisch erjagen.«
Die Rakkes brüllten vor Vergnügen und stürzten sich auf die Leichen, die ihrer Brüder und die der Dunkelelfen. Die Reste der Eichel in der Brust des Wesens glühte im Frostfeuer auf, aber es löschte dieses Feuer mit seinem Wahnsinn.
Jetzt zog die Schattenherrscherin nicht länger an seinen Fäden.
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Hoch über der Felswand der Schlucht und unbemerkt von jenen unten im Tal regte sich etwas. Zwei Augen betrachteten die Szene auf dem Wüstenboden durch das Schneetreiben hindurch. Die Gestalt blieb tief im Schatten, während sie zusah, wie die Rakkes zuerst die Leichen der Dunkelelfen und dann ihre eigenen Artgenossen verschlangen. Das Rakke, das
sie zuvor getötet hatten, blieb unberührt. Obwohl sie dumme,
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