Elfen wie Stahl
wartend, hoffend. Als die Elfen ihn schlieÃlich forttrugen, weil er zum Laufen zu schwach war, hatte kein Schössling nach ihm gerufen. Die Wolfseichen, die Verkörperung der Natürlichen Welt, hatten ihn gemessen, ihn für unzulänglich befunden und abgewiesen. Der Gedanke wurmte ihn immer noch. Selbst die Elfenhexe, von der die Ãltesten Geschichten erzählten, um aufsässige Kinder zu bändigen, hatte einen Schössling gefunden, mit dem sie sich verbunden hatte.
Er wusste, dass es fruchtlos war, aber er hob dennoch die Arme hoch in die Luft und rief die Bäume an. Die einzige Antwort war ein Schwarm Mücken, der ihm in den Mund flog. Gereizt und spuckend lieà Konowa die Arme sinken und schüttelte sich, dass die zerfetzten und geflickten Reste seiner Uniform nur so flogen. Das Grün der Calahrischen Imperialen Armee war zu einem schmutzigen Braun verblichen, Knie und Ellbogen zierten schlecht genähte Lederflicken. Der Zustand seiner Muskete allerdings war perfekt. Er strich mit der linken Hand über den Schaft und lächelte, als er die kalte, leblose Vereinigung von Stahl und Holz spürte. Die Waffe
würde funktionieren, wenn er sein Pulver trocken hielt und alle beweglichen Teile ölte, und nicht, wenn er sich mit ihr eins »fühlte«, wie es die Waffen aus Eichenholz, mit denen die Wolfseichen ihre Ryk Faur ausstatteten, verlangten.
Ein grollendes Knurren veranlasste Konowa, sich umzudrehen. Jir, im letzten Jahr sein einziger Gefährte und vermutlich der einzige Grund, der verhindert hatte, dass Konowa hier drauÃen vollkommen den Verstand verloren hatte, stand kaum einen halben Meter hinter ihm. Er hatte sich an Konowa herangeschlichen, ohne dass der Elf auch nur das geringste Geräusch gehört hatte.
»Du kannst das wirklich besser als ich«, sagte er und klopfte dem Bengar vorsichtig mit den Knöcheln zwischen die Augen. Jir stieà schnaubend die Luft aus und schüttelte seinen pelzigen Schädel, während er ihn mit seinen groÃen schwarzen Augen anstarrte. Jir war gröÃer als ein Dyre-Wolf, sogar gröÃer als ein Tiger. Er hatte ein kurzes mitternachtsschwarzes Fell mit mattroten Streifen. Seine Schnauze war kurz und von einem dichten Schnurrbart geziert, und seine dichte Mähne reichte bis auf seinen Rücken. AuÃerdem markierte er gerade sein Territorium und zwang Konowa, einen Schritt zurückzuspringen. Ein Schwarm schwarzer Fliegen stieg von Jirs Rücken hoch, als sein langer Schweif drohend um seine Hinterbeine peitschte. Als er fertig war, tapste Jir auf seinen vier groÃen Tatzen zu ihm hinüber, rieb sich an ihm und schnurrte tief und zufrieden; bei diesem Geräusch vibrierten die Knochen in Konowas Körper.
Wir sind schon ein bemerkenswertes Paar, dachte Konowa und kraulte den Bengar hinter den Ohren. Das Gefühl von Jirs rauem Pelz erinnerte ihn an Borke, und er sah sich erneut in dem Wald um, der jetzt sein Heim war. Goldene Lichtstrahlen durchdrangen die Kathedrale des Waldes, als die Sonne
hinter den Baumwipfeln versank. Das war einer der Momente, mit denen er auf Drängen seines Vaters hin kommunizieren sollte, um seinen Mittelpunkt zu finden und eins mit dem Wald zu werden. Konowa schnaubte verächtlich. Es war einer der Momente, in dem ihn nach einem Krug Bier und einem gegrillten Würstchen verlangte.
Ein schwacher Wind seufzte zwischen den Zweigen und trocknete den Schweià auf seiner Stirn. Nach der Hitze der letzten zwei Wochen war das eine sehr willkommene Abwechslung, die er noch besser hätte genieÃen können, wenn er mit Jir in seiner Hütte gewesen und die Tür hinter sich verschlossen hätte. Es war nicht klug, im Wald herumzulaufen, wenn der Mond am Himmel stand.
Jir knurrte und schüttelte seinen pelzigen Kopf. Er war genug gestreichelt worden. Konowa nahm seine Hand vom Kopf des Bengar und trat einen Schritt zur Seite. Er schob den Schaft der Muskete zur Seite und kniete sich mühsam hin. Ein scharfer Schmerz zuckte protestierend durch sein linkes Knie, ein altes Souvenir, das er einem Lanzenträger der Orks verdankte. Konowa nahm eine Handvoll Staub vom Boden und lieà ihn zwischen den Fingern hindurchrieseln. Er ahmte das Verhalten der Hynta-Elfen nach, die er in seiner Kindheit beobachtet hatte. Seine Hand prickelte von der Macht der natürlichen Ordnung, aber er hatte keine Ahnung, was er damit anfangen sollte. Konowa fröstelte
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