Elfen wie Stahl
Gefühle in ihm auf, über die er bis jetzt noch nicht hatte nachdenken können. Er atmete schneller und trank einen groÃen Schluck Wasser, während er überallhin blickte auÃer auf die Wände.
Im Unterschied zu Alwyn wirkte Yimt gelassen und gleichzeitig kampfbereit. Er hatte eine starke Ausstrahlung und eine beeindruckende Präsenz, was den anderen Männern Respekt abnötigte, vielleicht sogar Furcht einflöÃte, obwohl sie nicht sagen konnten, warum. Alwyn dagegen kannte einen der Gründe, weil er gesehen hatte, wie der Zwerg kämpfte.
Yimt kämmte sich den Bart mit dem Ende seines kleinen hölzernen Dolches. Ab und an flatterte ein Insekt aus den zerzausten Haaren hervor und in eine der brennenden Fackeln hinein, die jetzt ihr vorübergehendes Heim beleuchteten.
Der Geruch dieses Höhlensystems war jetzt, nachdem sie tiefer eingedrungen waren, nicht mehr so entsetzlich. Vielleicht aber hatten sie sich auch einfach nur an den Gestank gewöhnt. Jedenfalls sagte Alwyn sich, dass es vielleicht doch nicht so schlecht wäre, die Nacht hier zu verbringen.
»Hier.« Yimt hielt Inkermon eine seiner Feldflaschen hin. »Trink einen Schluck und gewöhne dich an den Gedanken, einen Haufen Geld zu verlieren.«
Inkermon wich zurück und schüttelte heftig den Kopf. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dieses widerliche Getränk von mir fernhalten und mich nicht mit Ihren sündigen Glücksspielen in Versuchung bringen würden.« Er sah die anderen an. »Besitzt ihr denn kein Schamgefühl? Ihr wollt hier in diesem
Raum voller dekadentem, lüsternem Dreck herumhocken? Ich nicht. Ich bin ein Mann des Glaubens.«
Bei diesen Worten hob der Zwerg eine buschige Augenbraue, was umso spektakulärer aussah, als sie unter dem Rand seines Tschakos verschwand. »Tatsächlich? Wie bist du denn dann in diese fröhliche Truppe geraten? Meine traurige Geschichte ist viel zu lang, als dass ich sie hier erzählen könnte. Der arme Alwyn hier neben mir leidet unter der Dummheit der Jugend â nimm es nicht persönlich, mein Junge. Und der Rest dieser zerlumpten Aaskrähen«, er deutete mit einer Handbewegung auf die Männer des Halbzuges, die im Raum verteilt saÃen, »sind StraÃenräuber, Banditen und Diebe â natürlich allesamt fälschlicherweise verurteilt und zum Dienst in der Armee gezwungen. Aber was ist mit dir, eh? Vielleicht wird es Zeit, dass wir uns etwas besser kennenlernen, da wir jetzt ja alle eine groÃe Familie sind.«
Inkermon sog verächtlich die Luft durch die Nase ein und spie aus, aber nicht in die Nähe von Yimt. Dann wirbelte er auf dem Absatz herum, bückte sich und verschwand in einem Tunnel.
»Ein andermal?«, rief Yimt ihm nach. Die anderen Soldaten lachten und riefen dem Bauern spöttische Bemerkungen hinterher. Yimt bedeutete ihnen, sich wieder zu beruhigen. »Schon gut, lasst ihn nur. Jedermann hat das Recht zu denken, was er will, und das gilt für euch alle. Aber mit dem Recht geht auch Verantwortung einher, unter anderem die, einen groÃen Teil von dem, was ihr glaubt, für euch selbst zu behalten.«
Diese Bemerkung brachte ihm verwirrte Blicke ein, auch von Alwyn. Yimt schüttelte den Kopf und seufzte übertrieben gereizt. »Benutzt den armseligen Rest eurer Intelligenz, Jungs, den ihr noch nicht versoffen habt. In dieser Armee dienen
mehr Rassen, als ein Drache Schuppen hat, und jede einzelne sieht die Welt anders als die anderen. Nehmt zum Beispiel unseren Major da oben. Er ist nicht nur ein Elf, sondern er kommt auch von jenseits des Ozeans. Und ihr wisst ja, wer da drüben lebt, diese Elfenhexe, die Schattenâ¦Â«
»Sprechen Sie ihren Namen nicht aus!« Alle in der Kammer zuckten zusammen, als Inkermon aus einem anderen Tunnel in den Raum kroch. Er hielt ein kleines weiÃes Buch in der Hand, das er an seine Brust presste. »Sie beansprucht den Thron des GroÃen Vaters, des Schöpfers der Welt. Ihren Namen auszusprechen bedeutet, sie zu rufen. Wie könnt ihr nur tatenlos herumsitzen, während ihre Missgestalten erneut die Welt verseuchen! Begreift ihr es denn nicht? Das Ende ist nah!«
Unwilliges Gemurmel breitete sich in der Kammer aus. Alwyn sah Yimt an, der vollkommen reglos dasaÃ. Als der Zwerg schlieÃlich sprach, hallte sein Flüstern scharf durch den Raum.
»Das einzige Ende, das nahe ist, ist deines, wenn
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