Elfen wie Stahl

änderte sich ihr Gesang. Der Ast, auf dem sie lagen, bog sich plötzlich nach unten, und sie glitten hinab.
    Bevor Alwyn schreien konnte, reckte sich ein niedrigerer Ast empor, und sie landeten sanft in seinen Blättern. Die Schlingpflanze diente als Sicherheitsleine. Die ganze Geschichte wiederholte sich mehrmals, während sie langsam zum Waldboden hinabsanken. Als sie noch sieben Meter vom Boden entfernt und keine Äste mehr an den Bäumen waren,
trug die Schlingpflanze ihr Gewicht und ließ sie den Rest der Strecke hinab. Alwyn hatte den Boden kaum mit seinen Füßen berührt, als sich die Schlingpflanze von ihm löste und in die Zweige über ihnen zurückglitt. Chayii hielt seinen Arm und stützte ihn. Das Murmeln der Stimmen, das er zuvor gehört hatte, setzte bei dieser Berührung wieder ein.
    Â»Das war … Das war verblüffend«, sagte er und blickte in den Baum hinauf.
    Chayii folgte seinem Blick und sang ein kurzes Lied. Der Baum schwankte als Antwort und erstarrte dann. Alwyn hätte schwören können, dass er hörte oder fühlte, wie der Baum etwas sagte.
    Â»Nein, Alwyn vom Imperium, das war Leben. Komm mit.«
    Sie führte ihn ein Stück durch den Wald zu der kleinen Lichtung, auf der seine Kameraden begraben waren. Hier schien der Mond heller, und er konnte alles um sich herum deutlich erkennen. Musketen, Yimts Armbrust, der Rest ihrer Ausrüstung und etliche schwarze Pfeile lagen in einem Haufen auf einem großen flachen Felsbrocken neben drei Hügeln von frostverbrannten Blättern. Es gab keinerlei Kreuze oder sonstige Symbole, die angezeigt hätten, dass die Soldaten hier lagen.
    Irkila tauchte plötzlich auf und nahm Chayii den von einem Blatt umwickelten Pfeil ab, den sie anschließend auf den Felsen zu den anderen Pfeilen legte. Weitere Elfen tauchten aus dem Wald auf. Etliche von ihnen stützten oder führten Angehörige des Halbzuges drei. Alwyn taumelte, und Chayii bedeutete einem anderen Elf, zu ihr zu kommen und dem Verletzten zu helfen.
    Â»Das ist nicht nötig, Madam. Ich kümmere mich um diesen Knochensack«, erklärte Yimt, löste sich von dem Elf, der ihn gestützt hatte, humpelte zu ihnen und bot Alwyn seine Schulter an. Die linke Seite seines Kopfes und seinen rechten
Unterarm zierten Bandagen aus Blättern und Moos. Seinem Humpeln nach zu urteilen musste auch sein rechter Schenkel bandagiert sein. Zu sehen, dass der Zwerg am Leben war, erschütterte ihn jedoch mehr als die Tatsache, dass er verwundet war. Alwyn drückte seine Schulter und kämpfte mit den Tränen.
    Â»Ich habe Kritton mit deinem Drukar gesehen.«
    Yimt fletschte die Zähne. »Ich habe diesen Mistkerl aus den Augen verloren, als mich zwei dieser Kreaturen angriffen. Wenn wir Glück haben, hat eine von ihnen ihn erwischt und eine nette Mahlzeit aus ihm gemacht.«
    Bevor Alwyn nach einer Erklärung fragen konnte, waren die Überlebenden des Halbzuges versammelt. Teeter humpelte jetzt auf beiden Beinen. Scollys linker Arm lag in einer Schlinge, die aus einem breiten Blatt bestand. Inkermon dagegen wirkte vollkommen unverletzt. Es ärgerte Alwyn, dass der Bauer offenbar keine Schramme davongetragen hatte, und Inkermon schien das zu spüren, denn er weigerte sich, ihn anzusehen. Alwyn blickte zu den Gräbern, in denen Alik, Buuko und der kleine Ah’kop lagen, und plötzlich legte sich etwas Eiskaltes um sein Herz.
    Ohne Vorwarnung tauchten drei Elfen aus dem Wald auf. Die Tarnung aus Blättern, die sie trugen, ähnelte der des Elfs, den Alwyn im Baum gesehen hatte, aber er wusste nicht, ob einer von ihnen dieser Elf war. Die drei Elfen blieben kurz vor den Gräbern stehen, legten Pfeile auf, die sie aus Köchern zogen, welche sie irgendwo in den Blättern versteckt hatten, die ihre Gestalten verhüllten. Dann spannten sie ihre Langbögen und feuerten je einen Pfeil in jedes Grab. Etliche andere Elfen hatten ebenfalls bereits Pfeile an ihre Bögen gelegt.
    Â»Was macht ihr da?«, rief Alwyn und sah Chayii an. Als sie keine Anstalten machte, ihm zu antworten, drehte er sich
zu Yimt herum. »Halt sie auf!« Der Zwerg zupfte an seinem Bart, sagte aber nichts.
    Plötzlich erbebte die Lichtung, als wäre ein gewaltiger Stein in ein stehendes Gewässer geworfen worden.
    Eine Empfindung, die Alwyn nur als kalte Hitze beschreiben konnte, spülte über ihn hinweg. Flammen