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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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Sie waren nicht einmal zwei ganze Tage zusammen, und schon fing Konowa an, ihre Stimmungen danach zu interpretieren, wie sie sich gab. Ärger wurde immer dadurch angekündigt, dass sie sich versteifte, ein Anblick, den Konowa reizend fand. Natürlich bedeutete das auch, sich mehrere Minuten lang eine Meinung anhören zu müssen, die nicht seine eigene war, aber nach einem Jahr in Einsamkeit war es sehr erfrischend, überhaupt eine andere Stimme als seine eigene zu hören.
    Â»Ich glaube, da vorne liegt eine Lichtung«, sagte sie und zwängte sich durch einen Schleier von Kletterpflanzen.
    Â»Gut, ich sehe nach«, sagte er, während sie gleichzeitig verschwand, ohne auf ihn zu warten. Das war die andere Sache mit ihr. Soldaten gehorchten Befehlen. Mistress Visyna Tekoy, Tochter von Almak Tekoy, dachte gar nicht daran …
    Â»Konowa!«
    Ihr Schrei kam von der anderen Seite der Schlingpflanzen.
    Â»Alles in Ordnung mit Euch?« Er nahm seine Muskete von der Schulter, rannte hinter ihr her, ohne auf ihre Antwort zu warten, duckte sich unter tief hängenden Zweigen hindurch und drückte seinen Arm fest an seine verletzten Rippen. Einen Augenblick später stürmte er durch denselben Vorhang von tief hängenden Kletterpflanzen, trat auf eine Lichtung – und steckte in der Klemme.
    Er blinzelte einen Moment, während der Boden unter seinen Füßen vibrierte. Als er wieder sehen konnte, bemerkte er, dass er einem galoppierenden Pferd in den Weg getreten war.
    Der menschliche Reiter trug die blassblaue Uniform der
Imperialen Kavallerie mit hellen Epauletten aus Silber auf beiden Schultern. Auf seinem Kopf saß ein schimmernder Helm aus poliertem Stahl, den er mit einem Band aus Leopardenfell unter dem Kinn festgebunden hatte und den ein Federbusch aus gefärbtem Pferdehaar zierte. Das Pferd war braun und hatte einen weißen Stern auf der Brust, der beunruhigend schnell größer wurde, als Pferd und Reiter direkt auf ihn zustürmten.
    Konowa sprang zur Seite, während Mann und Pferd an ihm vorbeifegten. Seine gebrüllte Aufforderung anzuhalten verhallte ungehört. Er sah immer noch dem Reiter hinterher, als er jemanden hinter sich spürte, sich umdrehte und einen zweiten Reiter sah, der seinem Pferd die Sporen gab, um ihn anzugreifen.
    Der zweite Reiter stand in seinen Steigbügeln und griff zu seinem Säbel. Er wollte sein Pferd rechts an Konowa vorbeilenken, damit er genug Platz hätte, ihn mit der Spitze seiner Waffe aufzuspießen. Konowa erinnerte sich an die richtige Taktik: still stehen bleiben, dann nach rechts springen und dem Pferd das Bajonett in die Seite rammen, wenn es vorbeigaloppierte. Ohne Bajonett jedoch hatte Konowa nur sehr wenig Möglichkeiten.
    Erst als das Maul des Pferdes nur noch knapp einen halben Meter entfernt war, sprang er nach rechts, damit der Schwertarm des Mannes auf der anderen Seite des Pferdes blieb, und schwang den Schaft seiner Muskete nach dem Kopf des Tieres. Er verfehlte ihn zwar, traf dafür jedoch den Reiter am Knie. Der Mann heulte vor Schmerz auf, flog aus dem Sattel und landete in einer Staubwolke auf dem Boden.
    Konowa nutzte den Staub als Deckung und lief ein paar Schritte weiter. Damit überraschte er einen dritten Soldaten, der offenbar erwartet hatte, er würde sich über seinen
gestürzten Kameraden beugen. Konowa schrie und täuschte einen Schlag gegen den Kopf seines Pferdes an; eigentlich hatte er vor, die Metallplatte des Brustharnischs seines Reiters zu treffen. Das Pferd riss überrascht den Kopf hoch und kam aus dem Tritt. Dadurch stürzte der Reiter über seinen Hals. Konowa ließ die Muskete los, packte den Mann an Arm und Koppel und zerrte mit aller Kraft an ihm. Die Muskeln in seinem Brustkorb brannten protestierend, aber Konowa hielt fest und wurde einen Moment später belohnt. Der Soldat fiel aus dem Sattel und landete flach auf dem Rücken.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Konowa einen Lichtblitz; als er den Kopf wandte, sah er einen Kavalleriesäbel, der einen eleganten Bogen in Richtung seines Kopfes beschrieb. Die Zeit schien sehr langsam zu vergehen: Konowa sah alles vollkommen klar, erkannte ruhig und beinahe unbeteiligt, dass er nichts tun konnte. Der Soldat kauerte tief im Sattel, hielt die Zügel mit der behandschuhten Linken, während er mit der Rechten den schweren Säbel hinabsausen ließ. Ein großes braunes Auge des Pferdes, das

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