Elfen wie Stahl
ein anderes verräterisches Mal eines ehemaligen Stählernen Elfs. Ãber der Manschette seines linken Ãrmels waren seine Rangabzeichen aufgenäht, eine Seltenheit bei dem Kanonenfutter, das sie zur Handelsgesellschaft abkommandierten. Sie war normalerweise die Bastion von Säufern, Narren und Feiglingen.
Gwyn war überzeugt, dass dieser Elf vor ihm nichts davon war. Oh nein, er war etwas weit Gefährlicheres.
Den einzigen anderen offensichtlichen Makel stellte ein dunkles Band um den linken Ãrmel seiner Uniformjacke dar. »Dieses dunkle Abzeichen, auf Ihrer Jacke, was ist das?«
»Nur ein Fleck«, erwiderte der Elf, der dem Blick des Vizekönigs auswich.
Gwyn unterdrückte ein Lächeln. »Eigentlich wirkt es auf mich eher, als wäre dort einmal ein Abzeichen aufgenäht gewesen, und zwar ein ganz bestimmtes Abzeichen. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, es zeigte Blätter. Sagen Sie, Kritton, stimmt das?«
»Sir.« Der Elf weigerte sich, den Köder zu schlucken.
»Korporal, in welcher Einheit haben Sie gedient, bevor sie der Handelsgesellschaft beigetreten sind? Waren Sie vielleicht der Assistent eines Magus oder ein Kundschafter? Hmm, nein, Sie sind mit einer Muskete bewaffnet, also sind sie ganz bestimmt kein Reinblütiger. Kein Elf, der etwas auf sich hält, würde Metall mit sich herumtragen, stimmtâs?«
Der Elf versteifte sich noch mehr, aber seine Stimme klang vollkommen sachlich. »Einfache Leichte Infanterie, Sir.«
»Kommen Sie schon, Korporal.« Der Vizekönig amüsierte sich prächtig. »Die Armee verwendet viel Zeit und Geld darauf, den Soldaten Stolz auf ihr Regiment einzuimpfen. Wollen Sie behaupten, Sie erinnern sich nicht daran, in welchem Regiment Sie gedient haben?«
»Stählerne Elfen, Sir.«
»Ah, das schändliche Regiment«, erklärte Gwyn triumphierend. »Es muss ein schrecklicher Schlag gewesen sein, als das Regiment so entehrt wurde und sich Ihr kommandierender Offizier als Verräter des Imperiums entpuppte. Hat ein schlechtes Licht auf alle Elfen geworfen.«
»Sir.« Der Korporal riss sich sichtlich zusammen.
»Ganz recht.« Gwyn war des Spieles plötzlich überdrüssig. Auf ihn warteten heute Nacht gröÃere Fische, die er braten konnte. »Gut gemacht, Korporal. Ich werde dafür sorgen, dass morgen eine entsprechende Meldung kursiert. Vielleicht hilft das ja, dass Ihre Offiziere Sie in einem besseren Licht sehen. Sie können wegtreten.«
Der Korporal salutierte zackig, wirbelte herum und marschierte davon. Einige Elfkynan mussten sich beeilen, ihm aus dem Weg zu gehen.
Gwyn hob die Tasse an seine Lippen, trank jedoch nicht, sondern überlegte, wie er diesen letzten Vorfall zu seinem Vorteil nutzen konnte. Der Verstand der Massen war leicht zu manipulieren. Er musste mit ihrem Glauben spielen, ihre verschiedenen Götter und Gottheiten anrufen, ihre Feinde vernichten, sowohl die echten wie auch die eingebildeten, dann den gerechten Segen von besagtem Gott oder Geist einfordern und anschlieÃend die Früchte ernten.
»Es ist alles so einfach, stimmtâs?«, sagte er laut. Der Tisch
schimmerte zur Antwort im Licht der Laternen. Er hob die Tasse an die Lippen, hielt dann jedoch entsetzt inne. Bluttropfen aus der Provianttasche schwammen im Tee. Der Korporal war gerissen. Vielleicht hatte er doch noch Verwendung für diesen Elf. Er überlegte gerade, ob er ihn zurückrufen lassen sollte, als Stiefelschritte von den zerstörten Mauern des Palastes widerhallten.
»Ah, der Geck hat eine neue Stange. Interessantes Aroma, Vizekönig.« Der Herzog von Harkenhalm trat ins Licht.
Das rote Haar flatterte wie Bänder aus Blut um seinen Kopf und umrahmte ein Gesicht, das so vernarbt war, dass man den Mund nur dann sah, wenn er geöffnet war. Ein schwerer, gebogener Kavalleriesäbel, den Freund und Feind unter dem Namen »Wolfszahn« kannten, hing in einer Säbelscheide über einer mächtigen Schulter. Die schwere Waffe schien den Herzog nicht mehr zu behindern als Flöhe einen Hund.
Mattsilberne Sporen schlugen Funken auf dem Stein, als der Herzog über den Boden schritt. Seine schwarzen Reitstiefel blinkten, wie es nur blank gewichste Kavalleriestiefel konnten. Sein blassblauer Ãbermantel war um den Bauch herum aufgeknöpft und gab den Blick auf eine schwarze Schärpe um seinen Bauch frei.
Weitere Kostenlose Bücher