Elfen wie Stahl
das bedeutet, wenn dieser Trend anhält. Welch eine schreckliche Schande wäre es, wenn Ihr Greendale Manor verkaufen müsstet.« Gwyn wusste sehr genau, dass der Herzog sein Anwesen und seine Ländereien als Pfand für Kredite eingesetzt hatte, um seine Verluste auszugleichen.
Die rechte Hand des Herzogs glitt langsam über seine Brust, bis die Finger den Knauf seines Säbels berührten.
Gwyn schätzte kurz die Entfernung ab. Er war sehr wohl in Reichweite dieser gefährlichen Klinge, daher sprach er hastig weiter.
»Dies sind seltsame Zeiten. Ich erwähne das nur, weil ich Berichte erhalten habe, dass eine prachtvolle Herde von Pferden auf den Ebenen im Westen gesichtet wurde, in der Nähe von Linma«, sagte er und deutete auf einen funkelnden Saphir auf der Landkarte. »Hunderte, vielleicht Tausende von wundervollen Pferden. Gewiss, sie stammen nicht von Euren Vollblütern ab, aber andererseits sind sie auch nicht todkrank. Ein wahrer Glücksfall für den Mann, der sie fängt. Gewiss könnte damit jeder seine Schulden bezahlen, denke ich. Und würde sogar noch ein wenig übrig behalten.«
Die Hand des Herzogs auf dem Knauf rührte sich nicht.
»Redet weiter.« Der Herzog war eindeutig nicht überzeugt.
»Die Orks machen wie üblich Ãrger. Würdet Ihr eine Expedition nach Westen anführen â wirklich nur, um die Muskeln spielen zu lassen, wie Ihr es einst mit dem früheren Orkkönig gemacht habt â, könnten wir meiner Meinung nach diese Grenze für die nächste Zukunft sichern. Und wenn Ihr schon in der Gegend seid ⦠«
Gwyn atmete langsamer und wartete. Es war wirklich erbärmlich, mit anzusehen, wie der Herzog mit seinem Ehrgefühl kämpfte. Harkenhalms Familienvermögen war verschwunden, geraubt, während er hinter allem und jedem hergaloppiert war. Etwas weniger Zeit im Sattel und mehr vor einem Kontobuch wäre sicher sinnvoll gewesen, aber der Mann war ein Abenteurer, und dafür würde er zahlen. Nur die ständigen Verkäufe aus der Pferdezucht des Herzogs hatten ihn bisher vor dem Bankrott bewahrt. Doch nachdem jetzt diese Seuche seine Herde dezimierte, war er am Ende.
»Die Orks?« Der Herzog schüttelte lachend den Kopf. »Da
hat Euch wohl jemand auf den Arm genommen. Diese behaarten Mistkerle haben seit zehn Jahren nicht mehr aufgemuckt.«
Das lief keineswegs so, wie der Vizekönig es geplant hatte.
Er griff neben sich, hob die Provianttasche hoch und hielt sie dem Herzog hin.
Der beugte sich vor, warf einen Blick hinein und zuckte zurück. Unwillkürlich verkrampfte sich seine Hand um den Schwertgriff.
»Woher kommt das? Diese Wesen sind tot.«
Gwyn lächelte liebenswürdig. Das war schon besser. »Wie ich sehe, entgeht Euch nichts. Ja, es ist tot, jetzt, aber wie es scheint, haben die Orks mit Magie herumexperimentiert, vor der man sich besser hüten sollte.«
Der Herzog lieà langsam seinen Schwertgriff los, ohne den Blick von der Provianttasche zu nehmen. »Orks? Da irrt Ihr Euch. Das ist das Werk dieser Elfenhexe.«
Gwyn nickte ernst, während er seine Argumente diesem neuen Gedankengang anpasste. »Wie ich sehe, versteht Ihr die Lage perfekt. Natürlich habt Ihr recht, es ist ihr Werk, und meine Informanten erzählen mir, dass die Orks einen Handel mit ihr eingegangen sind. Berichten zufolge treiben sich in der Nähe der Grenze nach Westen noch mehr von diesen Kreaturen herum. Möchtet Ihr sie lieber hier jagen oder warten, bis sie über die Weiden von Greendale Manor streifen?« Gwyn legte die Proviantasche wieder auf den Boden. Jetzt war es wieder so, wie es sein sollte; der Herzog war überrumpelt.
Er sah Gwyn misstrauisch an, als wäre es das Gefährlichste auf der Welt, ihm zu trauen.
»Die Orks stecken mit ihr unter einer Decke? Seid Ihr Euch sicher?«
Gwyn deutete beiläufig auf das schwarze Banner um den
Leib des Herzogs. »Das Imperium hat ihre Expansionsgelüste lange in Schach gehalten. Ihr selbst habt ihren König enthauptet und ihre Armee mit einer Handvoll Kavalleristen vernichtet. Das war eine wahrhaft heldenhafte Tat, die verhindert hat, dass Elfkyna schon vor Jahren überrannt wurde. Gleichzeitig jedoch wurden die Orks dadurch isoliert, und das haben sie offensichtlich niemals vergessen.«
»Habt Ihr schon mit den Elfen von der Langen Wacht darüber gesprochen? Man
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