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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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Wiese.
    Tränen der Trauer und Wut traten der jungen Elfe in die Augen, während sie den anderen Elfen nachblickte. Konowa konnte ihre Wut und ihre Trauer verstehen.

    Â»Wir müssen sie retten«, sagte er, als gäbe es eine Möglichkeit. »Wir müssen sie retten.«
    Die Szenerie um ihn herum änderte sich plötzlich, und jetzt stand er auf dem Gipfel eines schwarzen, kahlen Berges. Der Wind zerrte an seiner Kleidung. Er fröstelte in der Kälte, und jeder Atemzug brannte schmerzhaft in seinen Lungen. Der kleine Schössling war jetzt eine voll ausgewachsene Wolfseiche, aber sie war verdreht und missgestaltet; ihre Wurzeln gruben sich tief in den felsigen Boden, während sie mit ihren Zweigen den Himmel zu schlagen schien. Dicker, schwarzer Eiter sickerte aus ihrem Stamm, befleckte die einst silberne Rinde, und die Stimme, die einst ums Überleben gefleht hatte, tobte jetzt mit einer wahnsinnigen, alles verzehrenden Wut.
    Die Elfe von der Wiese war ebenfalls da. Sie trat zwischen die peitschenden Zweige, die sich für sie teilten. Sie legte eine Hand auf den Stamm, ohne auf den Eiter zu achten, der über ihre Haut rann. Ihre Berührung setzte ihn in Brand wie ein Feuer aus schwarzem Frost. Sie war nicht mehr jung und wunderschön; das Alter und noch etwas anderes hatten tiefe Falten in ihr Gesicht gegraben. Ihre Augen jedoch waren immer noch mit Sorge und Liebe erfüllt, aber auch mit einer Intensität, die Konowa bis auf die Knochen erschauern ließ, als er in sie blickte.
    Â»Und jetzt werde ich auch dich retten!«, sagte die Schattenherrscherin, streckte ihre brennende eiskalte Hand aus und berührte die Spitze seines linken Ohres.
    In seinem Albtraum ging Konowa in Flammen auf.

9
    EIN VERWALTER BETRAT den Thronsaal und stellte eine Tasse Abendtee vor den Vizekönig. Gwyn legte seine Hände um die Tasse und hielt sie darin. Er hatte seine Reisekleidung abgelegt. Das Licht der Laternen blitzte auf der Krone, die jetzt auf seinem Kopf saß; eine zierliche Krone aus Weißgold, die mit Juwelen aus jedem fremden Land besetzt war, das er als Angehöriger des Diplomatischen Korps besucht und kurz darauf dem Imperium einverleibt hatte.
    Das Protokoll schrieb vor, dass die Krone eines Vizekönigs kleiner als die Ihrer Majestät zu sein hatte, und das war sie auch, ein wenig. Aber er war kein Narr und trug eine zweite, weit kleinere und deutlich bescheidenere Krone, wenn er nach Calahr reiste oder bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen die Königin ihre Ländereien besuchte.
    Außerdem betonte das Licht seine auffällig blasse Haut, die sich über zierliche Knochen spannte, die seine reinblütige Herkunft verrieten. Etwas, woran es sehr vielen am Hohen Hof bedauerlicherweise mangelte. Das war das Problem mit Imperien – die Blutlinien der eroberten Länder mischten sich mit denen ihrer Herren und wurden verunreinigt. Doch schon bald würde er sich um dieses Problem kümmern. Für den Moment konzentrierte er sich auf seine derzeitige Situation.
    Er zwang seinen Körper, sich in seiner gestärkten, makellosen Uniform zu entspannen, bis man von außen keinerlei
Bewegung mehr erkennen konnte. Diesen Trick hatte er bereits sehr früh im Diplomatischen Korps entdeckt, und er hatte ihn bei vielen Gelegenheiten sehr wirkungsvoll einsetzen können. Er sah sich selbst auch ohne die Hilfe eines Spiegels. Das samtgrüne Jackett mit den goldenen Aufschlägen und den beiden Epauletten, die seine schmalen Schultern breiter erscheinen ließen; blutrote Achselschnüre aus feinster Seidenkordel hingen von den Epauletten herab. Die Vorderseite der Jacke zierte eine doppelte Reihe vergoldeter Knöpfe, und um seine Taille hatte er einen strahlend weißen Gürtel geschlungen, an dem ein Rapier in einer handgeschmiedeten Silberscheide hing. Er sah aus, als würde man ein Gemälde anblicken, und genau diesen Effekt wollte Gwyn erzeugen, denn unter dem Tisch zitterten ihm nervös die Beine in der Reithose und den wadenhohen Lederstiefeln.
    Die Besprechung mit dem Kommandeur der Kavallerieeinheiten in Elfkyna hätte schon vor einer Stunde beginnen sollen, aber der Herzog war bis jetzt noch nicht eingetroffen. Gwyn wusste, dass er absichtlich zu spät kam. Warum die Königin zugelassen hatte, dass ein derartig abscheulicher, gemeiner Bauer so hoch in ihrer Armee aufsteigen konnte, war ihm unbegreiflich. Allerdings konnte

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