Elfen wie Stahl
zu sagen, wenn er in Hörweite war. Aber es hielten sich die Gerüchte, dass ein Bergtroll sich irgendwo in seinem Stammbaum versteckte. Bekleidet mit einer Hose und einem Unterhemd, das einmal weià gewesen sein mochte, und in staubigen Reitstiefeln tat er nichts, um diese Vermutung zu entkräften. Wolfszahn, sein Säbel, hing natürlich über seiner Schulter.
Konowa warf einem Soldaten die Zügel seines Pferdes zu,
trat vor und baute sich vor dem rothaarigen Giganten auf. Er betrachtete forschend das Gesicht des Mannes, aber die blauen Augen verrieten keinerlei Regung. Das Schweigen um die beiden Männer herum war beinahe fühlbar.
Plötzlich sprang der Herzog vor, schlang die Arme um Konowa und hob ihn hoch. »Du armselige Karikatur eines Soldaten! Ich habe dich schon als tot abgeschrieben!«
Sein Griff war so kräftig wie der des Rakke, wenngleich er Konowa auch in einer weit freundlicheren Absicht hielt. Trotzdem bekam der Elf kaum Luft und musste die kräftigen Arme mit Gewalt auseinanderzwingen, damit er wieder auf eigenen FüÃen stehen und einen Schritt zurücktreten konnte. Dann sah er zu seinem alten Freund hoch. »Ich freue mich auch, dich zu sehen, Jaal.« Er lächelte den Herzog an. In dem vernarbten Gesicht seines Freundes schimmerte eine Reihe weiÃer Zähne, und Konowa spürte erst jetzt, wie sehr er ihn vermisst hatte.
Plötzlich ertönte ein Schrei zu seiner Rechten, und etliche Pferde scheuten. Zwei Soldaten, ein Zwerg und ein Mensch, rannten auf das Zelt zu, verfolgt von einem groÃen Bengar. Konowa schüttelte den Kopf. Jir trieb die beiden Soldaten an der Seite des Zeltes in die Enge und näherte sich ihnen. Die Schnauze hob er witternd hoch in die Luft.
»Jir! Die beiden sind nicht genieÃbar!«, schrie Konowa.
»Bei allen Heiligen! Gehört dieses Monster Ihnen?«, kreischte der Zwerg. Der andere Soldat rieb sich die Brille sauber, als könnte er nicht glauben, was er da sah.
Konowa überlegte kurz, ob er auf seinen Rang als Offizier hinweisen sollte, aber der Zwerg hatte schon Probleme genug, und es gab keinen guten Grund, ihm das Leben noch schwerer zu machen.
»In gewisser Weise. Normalerweise reagiert er nicht so. Das
letzte Mal habe ich ihn so aufgeregt erlebt, als er vor einigen Nächten ein paar Rakkes gefressen hat.«
Dem Zwerg traten fast die Augen aus den Höhlen. Sein Gefährte hörte auf, an seiner Brille herumzureiben, und schien stattdessen in Ohnmacht fallen zu wollen.
»Gefressen? Wir sind keine Rakkes!«, schrie der Zwerg. »Aber wir haben gerade selbst eines von diesen Monstern getötet.«
Konowa spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Konnte es das vierte Rakke gewesen sein? Und warum war es hierhergekommen?
»Wo ist der Kadaver?«, erkundigte er sich.
Der Zwerg spuckte einen Strahl Crutesaft nach Jir, der grollte und sich sprungbereit auf den Boden kauerte. Das war kein gutes Zeichen. »Rufen Sie diese Bestie zurück, dann verrate ich es Ihnen vielleicht, Spitzohr.«
»Antworten Sie, und zwar sofort, Soldat!«, befahl der Herzog von Harkenhalm. Seine Stimme dröhnte wie ein Hammerschlag.
»Herr Oberst, Sir! Ich habe Euch nicht gesehen, weil dieses Monster versuchte, zwei der besten Männer Ihrer Majestät zu fressen, der besten und, wenn ich so sagen darf, Sir, tapfersten Silberjacken im Dienste des groÃen Reiches Ihrer Majestät und aller Provinzen, die es umfasst.«
»Sie meinen wohl, zwei Wachhunde der Handelsgesellschaft der ÃuÃeren Territorien?«, erkundigte sich Jaal skeptisch. Er sah Konowa an und verdrehte die Augen. »Soldat! Antworten Sie, solange wir noch jung und Sie noch unversehrt sind!«
»Jawohl.« Der Zwerg salutierte vor dem Herzog. »Wie ich gerade sagen wollte, haben wir dieses Ding verbrannt, Sir. Wir haben es in das Feuer zurückgeschickt, aus dem es gekommen
ist. Jetzt ist es nur noch Knochen und Asche. Zweifellos haben wir damit allen einen wichtigen Dienst erwiesen.« Er warf bei diesen letzten Worten Konowa einen kurzen Seitenblick zu.
»Hat es etwas gesagt?« Konowas Hoffnung, diese Angelegenheit zu lösen, verringerte sich zusehends.
»Mit allem Respekt, Sir, wir waren nicht besonders daran interessiert, mit ihm zu plaudern.« Der Zwerg hob indigniert die Brauen.
»Ich glaube, wir sollten das Gespräch beenden«, flüsterte Jaal. Konowa sah sich um und
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