Elfen wie Stahl
Hüsteln des Magus jedoch zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich.
»Gentlemen«, sagte Ruwl. »Bitte räumen Sie das Zelt, damit wir uns unter vier Augen unterhalten können.«
»Aber Sir â¦Â«
Der Marschall hob die Hand und erstickte den Protest seiner Untergebenen im Keim.
»Sofort.«
Sie verlieÃen zögernd das Zelt. Blattflüsterer blieb.
»Sie sind betrunken«, erklärte der Marschall ohne Einleitung.
»Und Sie sind ein Feigling, aber ich bin in ein paar Stunden wenigstens wieder nüchtern.« Konowa lieà sich auf den Stuhl des Herzogs fallen.
Der Marschall lieà sich nicht anmerken, ob ihn diese Beleidigung verstimmte. »Sie mögen mich nicht, richtig?«
Konowa starrte ihn mehrere Sekunden lang an. »Das fragen Sie sich noch? Ich verachte Sie! Die Stählernen Elfen wurden Ihretwegen aufgelöst. Sicher, stellt mich ruhig vor ein Kriegsgericht, weil ich das Imperium gerettet habe, aber die anderen Elfen haben sich keines Vergehens schuldig gemacht.«
Das Schwert des Marschalls fuhr singend aus seiner Scheide und lag im nächsten Moment an Konowas Kehle. Die Augen, die eben noch so alt und müde ausgesehen hatten, brannten jetzt mit einer Wut, bei der Konowa der Atem stockte. Er sah kurz zu dem Magus hinüber, der sich eifrig Nüsse in den Mund stopfte und keine Anstalten machte einzugreifen.
»Sie ⦠wissen ⦠überhaupt ⦠nichts!«, flüsterte der Marschall heiser. »Ich hatte keine Wahl.«
Konowa sah Ruwl finster an. »Von wegen. Sie wissen verdammt gut, dass der Vizekönig mit der Schattenherrscherin gemeinsame Sache gemacht hat. Er hat alles in seiner Macht Stehende unternommen, um eine Revolte in diesem Land anzuzetteln. Ich habe der Welt einen Gefallen getan, als ich ihn umbrachte, und was habe ich dafür bekommen? Ein Kriegsgerichtsverfahren und den Verlust meines Regiments. Sagen Sie, Marschall, wie schlafen Sie nachts denn so?«
»Ich schlafe überhaupt nicht«, erwiderte Ruwl zerstreut und lieà sein Schwert sinken. Als er Konowa ansah, waren seine Augen wieder die eines sehr müden und sehr alten Mannes. Dann schob er das Schwert in die Scheide, ging zu der Pritsche und setzte sich darauf. Sie gab unter seinem Gewicht kaum nach.
Etwas regte sich tief in Konowa, und es schockierte ihn, als
er bemerkte, dass es Mitleid war. »Suchen Sie mein Mitgefühl?«
»Nein. Und Sie bekommen auch keines von mir«, antwortete Ruwl. »Wenn man das Kommando hat, muss man schwierige Entscheidungen treffen. Natürlich wusste ich, wem der Vizekönig in Wirklichkeit diente. Er war ebenso stümperhaft wie rücksichtslos.«
Konowa war sprachlos, als er dieses Eingeständnis hörte.
»Ich wusste es«, fuhr Ruwl fort, »Ihre Majestät wusste es, und ich vermute, dass fast das ganze Imperium es wusste, aber darum ging es nicht. Sie haben die Angelegenheit in die Hand genommen, als Sie nach Luuguth Jor ritten und ihn töteten, bevor man ihn vor Gericht stellen konnte. Ein Offizier der Krone kann nicht einfach die Angelegenheiten des Imperiums in seine eigenen Hände nehmen. Sie haben mir keine Wahl gelassen.«
Konowa fand die Sprache wieder. »Vor Gericht stellen? Er hat die Elfkynan wie die Fliegen umgebracht, ihre Tempel ausgeraubt und heilige Relikte ausgegraben, während er etwas für die Schattenherrscherin gesucht hat. Dieser verrückte Elf hat versucht, sie auf den Thron der Kaiserin zu setzen! Er musste aufgehalten werden.«
»Er hat Ihnen also nicht gesagt, wonach er gesucht hat?«, wollte Ruwl wissen. Die Ãberraschung auf seinem Gesicht wirkte echt.
»Wir haben nicht geplaudert«, antwortete Konowa grimmig.
Ruwl dachte kurz darüber nach und sprach dann weiter. »Haben Sie etwas ⦠Ungewöhnliches gesehen, als sie in Luuguth Jor waren?«
Konowa hob die Hände. »Ich sah eine heruntergekommene Festung, ein paar Lehmhütten, einen Fluss und einen Elf, der eine Schande für alle Hynta war.«
»Was haben Sie mit dem Leichnam des Vizekönigs gemacht?«
Konowa verschluckte eine wütende Bemerkung. »Wir haben ihn vor der Festung begraben; warum?«
Ruwl sah Blattflüsterer an, der die Nüsse herunterschluckte und den Kopf schüttelte, sodass die Federn in seinem Kopfschmuck tanzten. »Alles, was sein wird, wird sein, es sei denn, es ist ihm bestimmt â¦
Weitere Kostenlose Bücher