Elfen wie Stahl

Expedition, die eine Frau begleiten sollte«, antwortete Konowa. »Wir werden zweifellos in Kämpfe verwickelt werden.«
    Â»Umso mehr Grund für mich mitzukommen«, erwiderte sie und ließ die Feder klatschen, sodass der Muraphant noch näher trat, was Zwindarra erschreckte. Das Pferd schnappte nach dem Rüssel des Tieres, das prompt aufbrüllte.
    Â»Er war schon immer sehr charmant«, meinte der Herzog, der sein Pferd neben Zwindarra getrieben hatte und dem Wallach einen Klaps auf das Hinterteil gab. »Jaal Edrahar, Herzog von Harkenhalm, Mylady«, stellte er sich vor und sah zu Visyna hoch. Er nahm den Helm ab und verbeugte sich tief im Sattel. Es war eine einzige flüssige Bewegung, welche die Ladys stets beeindruckte.

    Â»Ah, ja, der Trinkkumpan. Solltet Ihr nicht eine Expedition in die andere Richtung anführen?« Sie benutzte wieder die Feder, und der Muraphant trottete zum Rest der Herde zurück, die dem Regiment folgte.
    Â»Es war mir ein Vergnügen, Mylady!«, rief der Herzog ihr nach und lachte laut, während er seinen Helm wieder aufsetzte. »Und sie hat nur einmal versucht, dich umzubringen, sagst du?«
    Â»Ich hatte noch keine Gelegenheit, meinen Charme einzusetzen«, erwiderte Konowa, der den Muraphanten nachsah, die in einer Staubwolke verschwanden.
    Â»Allmächtiger, dann solltest du aber bald damit anfangen! Ich glaube allmählich, dass es keine einzige Seele in diesem Regiment gibt, die es nicht auf dich abgesehen hat!«
    Â»Dabei hat meine Mutter immer gesagt, dass ich gut mit anderen Kindern zusammen spielen konnte.«
    Â»Das waren keine Kinder, es waren Wölfe. Hast du dich denn nicht gewundert, warum die anderen Jungen buschige Schwänze hatten?«
    Â»Ich habe nie gut in den Stamm gepasst«, meinte Konowa, den plötzlich ein melancholisches Gefühl überkam.
    Â»Du passt nirgendwo gut hin, aber wann hätte dich das jemals aufgehalten?«
    Jetzt lachte Konowa. »Mit sieben war ich in den Hügeln unterwegs, als ich einem reisenden Bomak begegnete. Er sagte, er könnte mir meine Zukunft voraussagen, wenn ich ihm ein paar Äpfel pflücken würde, die hoch in einem Baum hingen. Ich tat, worum er mich gebeten hatte, dann bedankte er sich bei mir und sagte: ›Eines Tages wirst du sterben.‹«
    Â»Du hättest auf deinen Vater hören sollen«, antwortete Jaal. »Nimm Verbindung mit der Natur auf. Vielleicht verbessert das deine Haltung den Dingen gegenüber.«

    Â»Lass es dir von mir sagen, Jaal«, erwiderte Konowa. »Aus der Nähe betrachtet ist die Natur nur ein Haufen Dreck.«
    Der Herzog lächelte seinen Freund bedauernd an und hielt ihm die Hand hin. »Flinkdrache, du bist zweifellos der am wenigsten elfische Elf, den ich jemals kennengelernt habe.«
    Konowa nahm die Hand des Herzogs. »Und du bist der hübscheste Mann, den ich kenne.«
    Noch lange, nachdem der Herzog gen Westen geritten war, lächelte Konowa, während ihm das herzhafte Lachen seines Freundes in den Ohren klang.

18
    DAS REGIMENT MARSCHIERTE den ganzen Morgen, bis die Sonne hoch vom Himmel brannte und die Luft unter ihren Tschakos bis auf Hochofentemperatur erhitzte. Jeder Schritt wirbelte eine Wolke aus Staub auf, der ihre zuvor so makellosen Uniformen mit einer dicken Schicht überzog. Als der Befehl zum Halten gegeben wurde, flüchteten sich die Soldaten schnell in das kleinste bisschen Schatten, das sie an den Stämmen der Schlingpflanzen fanden. Die Vegetation roch sehr merkwürdig, aber den Geruch auszuhalten war immer noch besser, als in der Hitze zu stehen.
    Â»Heilige Koboldeier«, keuchte Yimt und ließ sich mit dem Rücken gegen einen elastischen Haufen Schlingpflanzen fallen. Er spie das Blatt aus, das er mit den Zähnen gehalten hatte, damit seine Unterlippe nicht von der glühenden Sonne verbrannt wurde, und öffnete seine Feldflasche. Er trank sehr lange, schloss die Augen und seufzte. So bot er ein Bild der Zufriedenheit: auf dem Rücken liegend, den Kopf gegen den Rucksack gestützt, den Drukar an der Seite und die gefährlich aussehende Armbrust auf dem Schoß. Dann zog er seinen »Splitter«, wie er das kleine Messer nannte, aus seinem Strumpf und machte sich daran, seine Fingernägel zu reinigen. Anschließend schob er seinen Tschako nach hinten, hob den Blick und sah Alwyn an.
    Â»Wie weit, sagten sie, wollten wir heute