Elfenbann
so wie David es vorgeschlagen hatte. Nicht, dass Klea sich hätte abhalten lassen, wenn sie die Tür nicht aufgemacht hätte, aber …
»Und?«
Laurel drehte sich blitzschnell um, so überrascht war sie, Tamanis Stimme zu hören. Er stand neben David im Flur. Beide hatten die Arme vor der Brust verschränkt.
»Wann bist du denn gekommen?«, fragte sie verwirrt.
»Ungefähr eine halbe Sekunde, bevor du die Tür geöffnet hast«, antwortete David für ihn.
»Was wollte sie?«, fragte Tamani. Er schüttelte den Kopf. »Ich konnte nicht so richtig hören, was sie gesagt hat. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gedacht, dass sie den Ort für euer Gespräch genau deswegen ausgewählt hat – als wüsste sie, dass ich da bin.«
Laurel schüttelte den Kopf. »Wir waren auf der Veranda, Tamani. Das ist ein ganz normaler Platz, um sich zu unterhalten.«
Tamani sah nicht überzeugt aus, doch er zog es vor, das Thema nicht zu vertiefen. »Also, was ist los? Warum war Yuki dabei?«
»Wer ist Yuki?«, fragte David.
»Das Mädchen aus Japan«, antwortete Tamani schroff. »Die Austauschschülerin.«
Laurel starrte ihn an und fragte sich, ob er es vielleicht schon wusste. Doch dann fiel ihr ein, dass sie alle zusammen die Schule besichtigt hatten. Mr Robison hatte sie natürlich einander vorgestellt. Außerdem hätte Tamani es ihr doch gesagt, wenn er Bescheid gewusst hätte – oder?
»Sie ist eine Elfe«, sagte Laurel leise.
Das erstaunte Schweigen dröhnte ihr in den Ohren.
Tamani öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann lachte er verbissen. »Die Augen. Wie konnte ich das nur übersehen?« Er verzog grimmig entschlossen das Gesicht. »Das heißt, Klea weiß etwas über Elfen – also müssen wir davon ausgehen, dass sie deine wahre Natur herausgefunden hat.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob sie etwas über Elfen weiß, und wenn ja, wie viel«, sagte Laurel bedächtig. »Sie hält Yuki für eine Nymphe.« Laurel setzte sich aufs Sofa, wo ihr David augenblicklich Gesellschaft leistete, und erzählte den Rest der Begegnung, während Tamani durchs Zimmer tigerte. »Ich mag sie nicht und ich traue ihr nicht, aber ich glaube nicht, dass Klea wirklich weiß, was Yuki ist.«
Tamani blieb stehen, die Fingerknöchel an den Mund gedrückt.
»Klea hat uns das Leben gerettet, sogar zwei Mal«, sagte David. »Aber es kann doch kein Zufall sein, dass sie noch eine Elfe an die Del-Norte schickt.«
»Das sehe ich auch so«, sagte Laurel und versuchte,
ihre Gefühle zu sortieren. Einerseits war sie begeistert. Noch eine Elfe, die wie ein Mensch lebte! Und nicht nur sozusagen verkleidet wie Tamani, sondern ebenfalls von Kindheit an von Adoptiveltern großgezogen. Laurel hätte Yuki deswegen am liebsten umarmt, ins Haus gezerrt und ausgefragt, weil sie alles über ihr Leben, ihren Alltag und ihre Methoden, mit all dem klarzukommen, wissen wollte. Wovon ernährte sie sich? Hatte sie schon geblüht? Doch wenn sie Yuki etwas von sich enthüllte, konnte sie es gleich Klea erzählen, und das kam für Laurel nicht infrage.
»Was wissen wir über Yuki?«, fragte David. Er sah Tamani an, der schon wieder die Arme verschränkte und den Kopf schüttelte.
»Fast nichts. Aber sie steht in irgendeiner Beziehung zu Klea, deshalb können wir ihr nicht trauen«, antwortete Tamani finster.
»Und wenn Klea die Wahrheit sagt?« So groß Laurels Skepsis in Bezug auf Klea auch war, so sehr hoffte sie, dass Yuki schlimmstenfalls eine harmlose Schachfigur war. Warum, wusste sie nicht genau. Vielleicht war es ein natürliches Bedürfnis, ihre Art zu verteidigen. Außerdem war Yuki so schüchtern und verängstigt. »Also, wenn sie hier spionieren soll, warum sagt sie uns dann überhaupt etwas?«
»Es gibt verschiedene Arten der Spionage«, sagte Tamani nachdenklich. »Yuki könnte ein Ablenkungsmanöver sein oder sich auf diese Weise tarnen. Die Tatsache, dass Yuki eine Elfe ist, hat nichts zu sagen, solange wir nicht wissen, was für eine.«
»Seid ihr nicht zum größten Teil Frühlingselfen?«, fragte David.
»Schon«, erwiderte Tamani. »Und ein starker Locker ist inmitten von Menschen so viel wert wie eine ganze Armee.«
David wurde blass, doch Laurel schüttelte den Kopf. »Klea hat gesagt, Yuki hätte keine besonderen Fähigkeiten.«
»Das kann genauso gut gelogen sein. Oder Yuki zeigt Klea einfach nicht, wozu sie in der Lage ist.« Er hielt inne und grinste. »Genaugenommen könnte Yuki auch Klea anlügen. Das wäre doch
Weitere Kostenlose Bücher