Elfenbann
mal was.«
»Gut, was ist das Schlimmste, was uns passieren kann?«, fragte David. »Dass sie Chelsea oder mich dazu verlockt, eure Geheimnisse auszuplaudern?«
»Oder sie ist Funklerin und in diesem Augenblick mit im Raum, um uns zu belauschen«, sagte Tamani.
»Dazu sind Sommerelfen in der Lage?«, fragte Laurel.
»Einige«, antwortete Tamani. »Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass sie sich das allein, ohne Anleitung beigebracht hat. Doch bis heute hätte ich auch geschworen, dass ich den Aufenthaltsort aller Elfen außerhalb von Avalon herbeten könnte. Insofern halte ich im Augenblick alles für möglich. Yuki könnte sogar eine Winterelfe sein.« Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Bei der Vorstellung bekam Laurel Magenkrämpfe. »Oder eine Herbstelfe.« Er zögerte wieder und redete dann plötzlich ganz schnell, als würde er befürchten, jemand würde ihn nicht ausreden lassen. »Sie könnte sogar die Mixerin gewesen sein, die deinen Vater vergiftet hat.«
Das war ein Schlag für Laurel. »Was?«
»Ich … ich …«, stammelte Tamani. »Die Sache ist die: Sie könnte völlig harmlos sein, aber sie könnte eben auch sehr, sehr gefährlich sein. Deshalb müssen wir sofort etwas unternehmen.« Er ging der Frage aus dem Weg.
Doch Laurel ließ nicht so schnell locker. »Meinst du, als er vor zwei Jahren so krank war? Damals hast du behauptet, die Orks wären es gewesen.«
Tamani seufzte. »Sie könnten es getan haben. Doch über die Jahrhunderte, in denen wir mit Orks zu tun hatten, ist es nie vorgekommen, dass sie solch ein Gift benutzt haben. Sie sind grausam und manipulieren gern alles … aber sie sind keine Mixer. Als dein Vater damals krank wurde, dachten wir …«
»Ihr dachtet, es wäre das Werk einer Herbstelfe gewesen?« , fragte Laurel ausdruckslos. Auf einmal schien das schrecklich schlüssig.
»Ja. Nein. Wir dachten, vielleicht …«
»Und das habt ihr mir verschwiegen?« Laurel wurde wütend. Was hatte Tamani noch alles für sich behalten? Er sollte ihr das Reich der Elfen näherbringen, statt sie im Dunkeln zu lassen! »Seitdem war ich zwei Mal in der Akademie! Dort, wo praktisch alle Herbstelfen leben! Du hättest mir etwas sagen müssen!«
»Ich habe es versucht«, protestierte Tamani. »Aber Shar hat mich davon abgehalten. Mit Recht. Wir haben Nachforschungen betrieben. Außer dir ist seit Jahrzehnten kein Mixer ohne ständige Überwachung durch eins der Tore gegangen. Wir lassen die Elfen nicht einfach so aus Avalon heraus.«
»Mich schon«, beharrte Laurel.
Tamani lächelte zart, beinahe traurig. »Du bist etwas ganz Besonderes.« Er räusperte sich und fuhr fort. »Wir wollten unbedingt verhindern, dass du in die Akademie kommst und alle Mixer dort des Mordversuchs an deinem Vater verdächtigst. Zumal es wahrscheinlich keiner von ihnen war.«
Laurel dachte darüber nach. Sie kannte mehrere Herbstelfen, die sich auf Tiergifte spezialisiert hatten. Dazu gehörte auch Mara, die seit Langem einen Groll gegen Laurel hegte. »Und jetzt glaubst du, Yuki hatte etwas damit zu tun?«, fragte sie. Sie konnte nicht weiter ihren Verdächtigungen nachhängen, sondern musste sich auf die unmittelbar bestehende Gefahr konzentrieren.
»Es wäre möglich, wenngleich nicht sonderlich wahrscheinlich. Sie ist so jung. Dazu kommt, dass Barnes sich unserer Zaubertränke erstaunlich gut erwehrt hat. Vielleicht war er auch in anderer Hinsicht ein besonders begabter Ork. Ich weiß nur eins: Yuki sollte nicht hier sein. Eine Wildelfe können wir nicht gebrauchen.«
»Moment mal«, sagte David, beugte sich vor und legte Laurel eine Hand aufs Knie. »Falls Yuki deinen Vater vergiftet hat, dann im Auftrag von Barnes – doch wenn sie für Barnes gearbeitet hätte, was hat sie dann jetzt mit Klea zu schaffen? Klea hat Barnes getötet. «
»Vielleicht hat Barnes sie gefangen gehalten und Klea hat sie befreit«, schlug Laurel vor.
»Warum sollte sie dir das verschweigen?«, fragte David. »Was soll dann die Lüge, dass Yuki Waise ist?«
»Da sind wir wieder an dem Punkt, dass Klea lügen
könnte. Wir drehen uns im Kreis«, sagte Tamani erschöpft.
Daraufhin schwiegen sie lange, bis Laurel den Kopf schüttelte. »Das passt alles nicht zusammen. Wir wissen gar nichts außer dem, was Klea uns erzählt hat.« Sie zögerte. »Was mich wirklich interessieren würde, wäre Yukis Version der Geschichte.«
»Kommt nicht infrage«, widersprach Tamani auf der Stelle.
Laurel warf ihm einen
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