Elfenblick
dieses Labyrinth stoppen konnte – und es brachte ihr gar nichts! Wenn sie weiterging, würden die Wände sich nur verschieben und sie würde den Weg nicht finden. Stehen bleiben konnte sie aber auch nicht, denn dann würde sie niemals an ihr Ziel gelangen.
»Ach, Erin.« Mageli seufzte. »Jetzt bin ich bis hierhin gekommen und jetzt schaff ich das letzte Stückchen nicht.«
Insgeheim hoffte Mageli, dass Erin sie hören konnte, dass er ihr antworten würde, wie in ihren Träumen zuvor, und dass sie seiner Stimme folgen könnte, bis sie ihn gefunden hatte. Sie schärfte ihr Gehör, konzentrierte sich auf den kleinsten Laut, doch da war einfach nichts. Wenn sie bloß nicht zu spät kam! Erins bleiches Gesicht stand ihr noch klar vor Augen, und sie versuchte sich auszumalen, wie er aussehen würde, wenn sie ihn jetzt fände, hier im Traumverlies.
Sie sah einen weißen Raum vor sich, dessen Wände sich nach oben ins Unendliche streckten. Auf dem Boden hockte Erin. Er sah sie an und streckte ihr die Hände entgegen. Fast hatte sie das Gefühl, dass sie nur danach greifen musste und dass sie ihn dann aus dem Traumverlies führen konnte, so wie Alawin es ihr geraten hatte.
»Ich komme zu dir«, flüsterte sie dem Erin in ihrer Vision zuversichtlich zu.
Als hätte sie nur durch ihre Gedanken einen verborgenen Mechanismus betätigt, begannen die Nebelschwaden sich um Mageli zu drehen.
Die soliden Wände lösten sich auf und rotierten als immer schneller werdende Spirale um Mageli, die wie im Zentrum eines Tornados stand. Sie riss die Arme auseinander auf der Suche nach irgendetwas Greifbarem, an dem sie sich festhalten konnte – doch da gab es nichts. Nur die Nebel in rasendem Strudel. Sie sank auf die Knie, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, legte schützend die Hände um den Kopf und wartete darauf, dass die Windhose sie packen und mit sich reißen würde. Aber die wild gewordenen Nebelmassen bewegten sich nicht von der Stelle, sie drehten sich nur immer schneller und schneller um Mageli herum, bis ihr schwindelig wurde und sie die Augen schließen musste. Mit einem Mal schien die Welt um sie herum stillzustehen. Dann hörte sie wieder Stimmen.
»Wie geht es ihr?« Rikjana war in Alawins Höhle eingetroffen.
»Unverändert.« Ondulas klang besorgt. Was machte der denn schon wieder an ihrem Bett? Sollte er nicht vor der Höhle sein? Bereit zum Kampf?
»Sie liegt hier nun schon seit Stunden. Unbewegt. Entweder ist Alawins Trank stärker als alle Schlaftränke, die ich kenne, oder er hat sie schlicht umgebracht.«
Mageli hörte Schritte näher kommen. Dann spürte sie, wie ihr eine kühle Hand leicht auf die Stirn gelegt wurde. Aber … das war unmöglich. Wie konnte sie spüren, was mit ihrem Körper passierte, während ihr Geist gar nicht darin steckte?
»Nein, sie lebt. Und soweit ich es beurteilen kann, geht es ihr gut«, erklärte Rikjana beruhigend. »Trotzdem. Wir sollten sie hier wegbringen. Bevor der Schattenfürst sie in diesem Zustand in die Hände bekommt.«
Von Ondulas war nur ein unverständliches Grummeln zu vernehmen.
»Bitte, Ondulas, sei vernünftig. Wir könnten sie durch den zweiten Geheimgang direkt in die Stadt bringen und dort verstecken.«
»Oh ja, der geheime Geheimgang, durch den ihr gekommen seid«, erwiderte Ondulas gereizt. »Vielleicht hättest du mir davon erzählen sollen, bevor wir hierher aufgebrochen sind. Dann hätte uns niemand folgen können und wir hätten diesen ganzen Ärger mit Ferocius jetzt nicht am Hals.«
»Ondulas, Alawin hat mir erst in ihrer Nachricht diesen Gang beschrieben, ich kannte ihn vorher auch nicht«, versuchte Rikjana zu beschwichtigen. »Aber das ist jetzt gleichgültig. Wichtig ist, dass wir Mageli in Sicherheit bringen.«
»Wenn sie weggebracht wird, gehe ich mit«, gab Ondulas störrisch zurück.
»Aber wir brauchen dich hier.« Rikjana schien langsam die Geduld zu verlieren. »Alawins Kräfte lassen nach. Lange wird sie den Schattenfürsten nicht mehr aufhalten können. Und ist ihre geistige Abwehr erst durchbrochen, wird Ferocius seine Leute in Windeseile über das Wasser schicken.«
Eilige Schritte näherten sich.
»Ondulas, Rikjana, kommt schnell.« Belenas Stimme, erkannte Mageli. Sie hörte sich atemlos an, beinah gehetzt. »Es ist geschehen. Fürst Ferocius hat Alawins magische Mauer überwunden. Nun ist sie zu kraftlos, um weiterzukämpfen. Die Dunkelelfen überqueren auf ihren Flößen das Wasser.«
»Verflucht!«
»Wir
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