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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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nehmen?«
    Der Sprecher schien direkt vor ihnen zu stehen, aber sehen konnte Mageli ihn in der Dunkelheit nicht.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie.
    Im selben Moment gab Erin die Antwort: »Ferocius!«
    In seiner Stimme schwang tiefste Abneigung mit. Auch der Schattenfürst hatte das gehört und quittierte die Bemerkung erneut mit seinem röchelnden Lachen.
    »Der bin ich, richtig. Für dich allerdings immer noch Fürst Ferocius, mein Junge.« Der belehrende Ton war unverkennbar bösartig.
    »Ich bin nicht dein Junge«, brauste Erin prompt auf, und Mageli spürte, wie sich sein ganzer Körper anspannte.
    »Was willst du von uns?«, mischte sie sich ein und hoffte, dass sie weniger ängstlich klang, als sie sich fühlte.
    »Eine gute Frage. Eine berechtigte Frage.« Ferocius legte eine Pause ein, als würde er ernsthaft darüber nachdenken. »Eine Frage, auf die es eine sehr einfache Antwort gibt«, erklärte er schließlich. »Ich will verhindern, dass ihr meine Pläne durchkreuzt.«
    Das hörte sich weniger nach einer einfachen Antwort als nach einer Drohung an. Mageli spürte ein unangenehmes Kribbeln im Bauch, Erin ließ sich von Ferocius’ Worten jedoch nicht einschüchtern.
    »Und was sollen das für Pläne sein?«, gab er zurück und klang dabei so selbstsicher, wie man es vermutlich von einem Elfenprinzen erwartete.
    »Oh, nichts weiter, als dass ich den König stürzen und seinen Platz einnehmen werde«, entgegnete Ferocius lapidar.
    »Was hast du meinem Vater angetan?«
    Erins Körper schnellte nach vorn, als wolle er sich auf den Schattenfürsten stürzen, und Mageli umklammerte seine Hand noch fester, um ihn von einer unbedachten Tat abzuhalten. Vielleicht war Ferocius bewaffnet. Vermutlich sogar. Diese verfluchte Dunkelheit!
    Ferocius schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Aber, aber, nicht so stürmisch. Du wirst mich doch nicht angreifen wollen, mein Junge.«
    Erin schnaufte entnervt und in Mageli stieg ein furchtbarer Verdacht auf: Ihr Gegner konnte sie sehen! Wie auch immer Ferocius das anstellte, er hatte jede ihrer Bewegungen im Blick, während sie und Erin bloß ins schwarze Nichts starrten. Daran musste sich unbedingt etwas ändern. Mageli besann sich auf die Lektionen, die sie bei Alawin gelernt hatte, atmete tief durch und versuchte, die Angst in ihrem Inneren zurückzudrängen. Dann konzentrierte sie sich ganz fest auf ihr Ziel: Licht! In ihrer Brust erwachte das vertraute Brennen, und sie lenkte ihre magische Kraft auf die Nebel, von denen sie hoffte, dass sie noch immer um sie herumwaberten: Licht!
    Ein schwaches Glimmen erschien auf allen Seiten, das sich rasch zu einem stetigen Schein verstärkte, nicht zu vergleichen mit dem zuvor grellen weißen Licht, aber hell genug, um die ganze Szene erfassen zu können. Direkt neben ihr stand Erin, angespannt bis in die Haarwurzeln und mit einem mörderischen Blick in seinen schönen Augen. Diese waren auf eine Gestalt in einem langen schwarzen Umhang gerichtet, die bestimmt zehn Meter von ihnen entfernt stand, wie Mageli überrascht feststellte. Die Stimme des Schattenfürsten hatte viel näher geklungen. Seine schwarze Kapuze hatte er tief ins Gesicht gezogen, der Mantel verhüllte seine große Gestalt, und Mageli fühlte sich bei seinem Anblick an eine Darstellung des Todes erinnert, die sie einmal als Zeichnung in einem alten Buch gesehen hatte. Gruselig!
    Wieder ließ Ferocius sein heiseres Lachen hören.
    »Beeindruckend«, bemerkte er voller Ironie. »Welch eine herausragende Vorführung deiner magischen Gaben. Aber wenn du deine Niederlage lieber sehenden Auges erleben möchtest, hättest du es mir bloß sagen müssen«, fuhr er fort.
    Mageli fragte sich, ob Ferocius mit ihr oder mit Erin sprach. Im selben Moment erstrahlte die Umgebung wieder in gleißendem Weiß, und sie musste die Augen zukneifen, die augenblicklich zu brennen begannen.
    »Was willst du von uns?«, wiederholte Erin Magelis Frage mit unverhohlener Wut.
    »Von dir, mein Junge, will ich gar nichts mehr«, entgegnete Ferocius mit bedrohlicher Ruhe. »Du hast deine Rolle gespielt. Ich werde dich in den Palast zurückschicken, damit du sehen kannst, wie der König stirbt. Und dann töte ich dich.«
    »Nein!«, hörte Mageli sich selbst schreien, während Erin bereits losrannte, um sich auf ihren Gegner zu stürzen. Aber er kam nicht einmal in dessen Nähe. Ohne dass Ferocius auch nur eine Bewegung gemacht hätte, sackte Erin plötzlich zu Boden, begann zu stöhnen und warf sich

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