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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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Seine Stimme kippte ins Klägliche.
    Mageli hätte platzen können. Das war mal wieder typisch! Marc und Ben wussten einfach nicht, wann ein Spaß, und sei er noch so böse, vorbei war. Mageli wollte gerade zu dem armen Kerl gehen, um ihm aus der Klemme zu helfen, da drehte Ben sich um, um seine Tasche vom Boden aufzuheben. Dabei sah er Mageli direkt in die Augen. Sie funkelte ihn wütend an.
    Hilf ihm raus!
    Im Bruchteil einer Sekunde veränderte sich Bens Miene: Zuvor hatte er ziemlich gleichgültig gewirkt, ein bisschen stolz sogar, aber auf einmal sah er aus, als hätte er in eine saure Gurke gebissen.
    »Wartet mal«, hörte Mageli Ben zu den anderen sagen. Dann ging er zu dem Kleinen, reichte ihm die Hand und zog ihn mit einer einzigen kräftigen Bewegung aus der Mülltonne. Mageli blieb der Mund vor Staunen offen stehen. Der kleine Junge fluchte, schnappte sich seinen Schulranzen und rannte zum Bus. Ben schüttelte den Kopf, als könnte er selbst nicht fassen, was er gerade getan hatte, und ging zurück zu den anderen.
    »Was war das denn?« Marcs Stimme klang ungläubig. »Bist du jetzt bei den Pfadfindern, oder was? Jeden Tag eine gute Tat?«
    »Vergiss es«, raunzte Ben ihn an und stieg in den Bus, wobei er Mageli mit einem Blick bedachte, der direkt aus dem Eisschrank zu kommen schien. Die anderen drei hatten sie anscheinend nicht bemerkt.
    Als eine der Letzten kletterte auch Mageli in den Schulbus, der bereits brechend voll war. Sie quetschte sich an einer Gruppe jüngerer Mädchen vorbei, die alle wild auf ihren Handys herumtippten, und griff nach der ersten Halteschlaufe, die sich ihr bot. Ein Glück, dass sie so groß war, so musste sie sich nicht den Arm ausreißen, um sich festzuhalten. Der Bus fuhr ruckartig an und Mageli bekam die Kante eines Ranzens in den Rücken.
    »Ziemlich witzig, wie der Büttner Mageli heute hat auflaufen lassen, oder?« Ben sprach sehr laut. Sehen konnte Mageli ihn allerdings nicht in dem Gedränge. Ob ihm klar war, dass sie ihn hören konnte? Vielleicht erwähnte er den Vorfall in Mathe absichtlich, um ihr heimzuzahlen, was auch immer sie gerade verbrochen hatte.
    »Ja, da hat es der arroganten Tussi glatt die Sprache verschlagen«, sprang Marc sofort auf Bens Bemerkung an. Von Jessica war ein Kichern zu hören.
    »Echt ätzend, wie eingebildet die ist, finde ich.« Marc setzte jetzt noch einen drauf. »Hält sich wohl für so ein bescheuertes Model oder so.«
    »Dürr genug ist sie ja«, fiel Jessica ein.
    Mageli ließ sich ihre langen Haare ins Gesicht fallen und starrte angestrengt auf den grauen Bodenbelag.
    »Ja, aber den Büttner kriegt sie mit ihrer Ach-ich-bin-so-schön-Masche nicht um den Finger gewickelt, da muss schon das Superhirn einspringen.« Marc hatte sich jetzt richtig in Fahrt geredet. Mageli spürte, wie sich ihr Gesicht erhitzte − sicherlich war sie mal wieder rot angelaufen. Sie blickte weiter stur auf ihre Füße.
    »Ach Leute, das Thema ist doch echt langsam durch«, mischte sich da Melanie mit leiserer Stimme ein. Sie klang genervt. »Verratet mir lieber, was wir mit dem Wochenende anstellen.«
    Wie durch ein Wunder ließen sich die anderen drei von ihrer Lästerei abbringen und diskutierten ebenso lautstark ihre Ideen für die Wochenendgestaltung. Jessica wollte shoppen gehen und abends ins Kino, die Jungs plädierten für einen Schwimmbadbesuch, denn am Samstag sollte es endlich richtig heiß werden. Mageli schaffte es, die Stimmen auszublenden und ihren Gedanken an die vergangene Nacht nachzuhängen.
    Eine halbe Stunde später hatten sie die Endhaltestelle im Zentrum von Neuenburg erreicht. Mageli stieg aus und wandte sich nach links, weg von der Fußgängerzone und den Geschäften in Richtung Krankenhaus. Sie ging die breite, stark befahrene Straße entlang. Dabei versuchte sie, nicht auf die Linien zwischen den quadratischen Steinplatten zu treten, mit denen der Bordstein gepflastert war. Das hatte sie als Kind schon immer gemacht, weil sie fest daran geglaubt hatte, dass ein Wunsch in Erfüllung ging, wenn sie es schaffte. Sie konzentrierte sich nur auf ihre Füße. Ein Schritt, eine Steinplatte, noch ein Schritt, noch eine Steinplatte.
    »Vorsicht!«
    Mageli riss den Kopf hoch und tänzelte erschrocken zur Seite. Fast hätte sie eine alte Dame umgerannt, die sich auf ihren Gehstock stützte. Mageli entschuldigte sich, doch die Frau lächelte sie nur freundlich an und humpelte weiter. Verwirrt blickte Mageli wieder auf den Boden und

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