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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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die auf ihre Schultern prasselten, fast unangenehm heiß wurden. Dann schloss sie die Augen und hielt ihr Gesicht in den Wasserstrahl. Sie spürte die Tropfen auf ihrer Stirn und ihren Wangen und dachte an das Kribbeln in ihrem Körper, als Erin ihre Hand genommen hatte.
    Wieder betrachtete sie ihre Hände und Arme. Mit einer solchen Energie starrte sie darauf, als könnte sie sich durch ihren bloßen Willen die Kratzer zufügen, die dort hätten sein müssen. Sie hatte das Gefühl, Erins Hand noch immer in ihrer zu spüren. Sie suchte nach einer Erklärung. Ohne Erfolg! War das alles nur ein Albtraum gewesen? Ein Albtraum mit Happy End? Aber dafür war es viel zu real gewesen!
    Schließlich gab Mageli auf und schüttelte den Kopf, dass die Tropfen flogen. Sie nahm ein Handtuch und rubbelte sich so lange kräftig ab, bis ihre Haut zu prickeln anfing.
    »Wow, was hast du denn letzte Nacht angestellt? Du siehst ja aus wie Tod auf Urlaub.« Rosanns Begrüßung, als Mageli ihr kurz vor der zweiten Stunde im Flur über den Weg lief, fiel nicht gerade ermutigend aus. Dabei hatte sie sich ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit sogar ein bisschen geschminkt. Aber gegen die dunklen Ringe unter ihren Augen half vermutlich nicht einmal eine ganze Kosmetikabteilung.
    »Ich habe jemanden kennengelernt.« Mageli war die Antwort herausgerutscht, bevor sie überhaupt darüber nachgedacht hatte.
    »Wie bitte?« Rosann tat, als hätte sie nicht richtig gehört. »Kannst du das bitte noch mal wiederholen? Ich glaube, ich habe heute Morgen vergessen, mir die Ohren zu waschen!«
    »Ich habe jemanden kennengelernt.«
    »Wow!« Rosann riss die Augen auf. »Ich will alles wissen! Wen hast du kennengelernt?«
    »Einen Jungen.«
    »Tatatataaa!«, jubelte Rosann so laut, dass sich einige Fünftklässler, die vor ihrem Klassenraum auf den Lehrer warteten, überrascht zu ihnen umdrehten. »Die eiserne Jungfrau hat endlich einen Kerl aufgelesen. Hören Sie mal, Miss Sprich-mich-nicht-an-ich-bin-überzeugter-Single, ich will jedes schmutzige Detail hören! Und zwar sofort.«
    Mageli spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. »Keine schmutzigen Details.«
    Sie waren vor dem Klassenzimmer angelangt und Rosann stieß mit einem kräftigen Fußtritt die Tür auf.
    »Hallo, da sind ja …«, startete Marc seine übliche Begrüßung. Weiter kam er nicht.
    »Ach, halt doch die Klappe«, herrschte Rosann ihn an und wandte sich wieder Mageli zu. Marc war so perplex über den herrischen Ton, dass er tatsächlich den Mund zuklappte. Mageli grinste. So einfach ging das also, das musste sie sich merken.
    »Jetzt komm schon«, drängte Rosann, während sie sich auf ihre Plätze setzten. »Mir kannst du es ja wohl erzählen.«
    »Es gibt nichts zu berichten, was deine perverse Fantasie befriedigen würde«, betonte Mageli. »Er sieht einfach fantastisch aus und ist wahnsinnig mutig.«
    »Das ist ja wohl auch das Mindeste! Wo hast du ihn denn kennengelernt?«
    »Im Wald.«
    »Ein typischer Treffpunkt für superheiße Typen, schon klar. Die treiben sich da reihenweise rum«, ätzte Rosann. »Kann ich jetzt bitte mal die ganze Story haben?«
    Also berichtete Mageli ihr die ganze Geschichte. Allerdings musste sie Rosann alles auf kleine Zettelchen aufschreiben, denn Herr Büttner hatte mit dem Matheunterricht angefangen und wäre von ihrer Unterhaltung vermutlich wenig begeistert gewesen.
    Das klingt wie ein Traum , schrieb Rosann unter Magelis letzten Satz.
    Mageli zuckte zusammen. Sofort kehrte das Durcheinander in ihrem Kopf zurück, das sie unter der Dusche versucht hatte abzuschütteln. Doch ihre verwirrenden Gedanken behielt sie lieber für sich. Sie wollte auf keinen Fall, dass Rosann alles nur als eine von Magelis Spinnereien abtat.
    Wann seht ihr euch wieder? , kritzelte Rosann.
    Keine Ahnung! , schrieb Mageli zurück.
    Rosann zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Mageli, könntest du diese Aufgabe bitte für uns lösen?« Herr Büttner stand direkt vor ihrem Tisch und hielt ihr mit einem breiten Haifischlächeln die Kreide hin.
    »Ich, ich …«, stotterte Mageli.
    »Ja genau, du.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, brachte Mageli hervor.
    Herr Büttner trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte.
    »Das will ich aber für dich hoffen, Mageli. Nach der letzten Klausur hängst du nämlich an einer sehr wackeligen Vier. So kurz vor den Ferien ist eine aktivere Beteiligung im Unterricht deine letzte Chance, wenn du keine Bruchlandung auf einer Fünf

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