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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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angeht, meine ich.« Rosann grinste Mageli frech an.
    Gemeinsam prusteten sie los. Das Lachen war so befreiend wie ein heftiger Regenguss nach der Hitze.
    Der Himmel war wolkenverhangen und pechschwarz, als Mageli mit dem Rad in den Kiesweg zu Haus Nummer dreizehn einbog. Die Nachbarn hatten sich alle in ihre Häuser verzogen und warteten dort auf den Regen. Nur nebenan im Garten stand Frau Matuschek im Pelzmantel mit ihrem Rollator und goss unbeirrt die Blumen.
    »Meinen Sie nicht, die kriegen heute noch genug ab?«, rief Mageli und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Hätte sie den Mund gehalten, dann hätte die alte Frau sie vermutlich gar nicht bemerkt.
    Jetzt richtete sich Frau Matuschek überrascht auf.
    »Ach, hallo, Mädchen. Gut, dass du kommst.«
    Was sollte das denn heißen?
    »Wollen Sie nicht ins Haus gehen? Es sieht nach Regen aus«, sagte Mageli anstatt einer Antwort und um überhaupt etwas zu sagen.
    »Hat lange nicht mehr geregnet«, ging Frau Matuschek darauf ein, blieb aber wie einbetoniert an der gleichen Stelle im Garten stehen. Nur mit dem Blumengießen hörte sie auf und stellte ihr grünes Gießkännchen vorne auf ihrem Rollator ab. »Als mein Billy klein war, da hat es viel geregnet. Da sind wir immer in den Park gegangen. Haben wir ja noch nicht hier in dieser schönen Gegend gewohnt. War alles verbaut um uns herum. Und der Billy wollte so gern auf der Wiese spielen. Aber dann hat es geregnet. Da war der Billy vermatscht von oben bis unten. Musste ihn abwaschen, bevor wir nach Hause sind. Da hatte ich immer eine Flasche mit Wasser dabei, damit ich den Billy waschen konnte, bevor wir heimgingen.«
    Mageli hatte keine Ahnung, wer Billy war. Ein Hund oder ein Kind? Sie wusste nicht, ob Frau Matuschek einen Sohn hatte oder ob sie sich den auch nur ausdachte. Solange Mageli sich erinnern konnte, war Frau Matuschek eine verwirrte alte Frau gewesen, die niemals Besuch bekam – bis auf ihre geheimnisvollen Gäste natürlich, die außer ihr noch nie jemand gesehen hatte.
    »Ich werd dann mal …«, setzte Mageli an, wurde aber von Frau Matuschek unterbrochen.
    »Nimm dich in Acht«, raunte die Alte. Ihr Gesicht war auf einmal völlig verändert. Der verklärte Ausdruck war daraus verschwunden. Ihre Augen hatte sie starr auf Mageli gerichtet, und darin lag eine Eindringlichkeit, die Mageli in der Bewegung innehalten ließ.
    »Sie werden unruhig«, fuhr Frau Matuschek mit der gleichen bedeutungsvollen Stimme fort.
    »Was meinen Sie?« Mageli war jetzt wirklich ein bisschen verunsichert.
    »Sie kommen jede Nacht«, erklärte die alte Frau, als ob das Magelis Frage beantworten würde.
    »Woher wollen Sie das wissen?« Mageli fragte sich, warum sie der »bekloppten Matuschek« auf einmal glaubte. Und warum ihr die Worte der Alten solche Angst einjagten.
    »Ich schlafe wenig«, antwortete diese, als sei das eine ausreichende Erklärung. Dann fing sie wieder an, die Blumen mit ihrem Kännchen zu gießen, und beachtete Mageli nicht weiter.
    Mageli stand noch einige Minuten verunsichert in der Einfahrt. Als sie spürte, wie die ersten schweren Tropfen auf ihren Händen und ihrer Nase zerplatzten, schüttelte sie heftig den Kopf, wie um einen schlechten Traum abzuschütteln, und schob das Fahrrad in die Garage.
    Mitten in der Nacht fuhr Mageli aus dem Schlaf hoch. Sie war klatschnass geschwitzt. Die Luft im Zimmer war drückend. Sie hatte das Fenster nicht geöffnet, damit der Regen keine Erde hereinschwemmen konnte. So konnte aber auch keine frische Luft ins Zimmer strömen und den abgestandenen Mief des heißen Tages vertreiben.
    Mageli starrte einen Moment in die Dunkelheit. Dann zuckte ein Blitz durch die Nacht und erhellte den Raum für einen winzigen Augenblick mit einem unheimlichen weißen Licht. Wenige Sekunden danach krachte der Donner fast ohrenbetäubend durch die nächtliche Stille. Hatte ein solcher Donnerschlag sie geweckt? Oder hatte etwas anderes sie aus dem Schlaf geholt?
    Mageli strengte ihre Augen an. Trotz der Finsternis konnte sie Umrisse im Zimmer erkennen. Ihre Möbel, den Schreibtisch unter dem Fenster, den alten Sessel, die Kleider, die sie auf einen Haufen auf den Boden geworfen hatte, ihren Rucksack, halb geöffnet, daneben die Reste des Picknicks.
    Plötzlich hörte sie von ihrem Fenster her ein Knacken. Sie lauschte angestrengt. Nein, das war kein Knacken, das klang wie ein Prasseln. Aber nicht wie Regen. Eher so, als würden winzige Steinchen gegen die Scheibe

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