Elfenblick
bitte?«
»Du hast schon ganz richtig gehört. Hau ab!«
»Was ist denn auf einmal los?«, fragte Erin sie mit großen Augen.
»Ich kann keinen Traumprinzen gebrauchen«, stieß Mageli hervor. »Einen, der nur auftaucht, wenn es ihm gerade passt. Und verschwindet, ohne seine Telefonnummer zu hinterlassen.«
»Aber es ist doch schön mit uns! Etwas ganz Besonderes! Oder?« Erin schien jetzt ehrlich verwirrt zu sein.
»Das ist schon zu schön. Zu schön, um wahr zu sein«, presste Mageli hervor. Sie merkte, dass sie nicht mehr viel würde sagen können, weil ein Kloß in ihrem Hals saß, der immer dicker wurde. »Das ist wie ein Traum, ich meine, das ist ein Traum. Ich will aber, dass es echt ist!«
»Aber das ist doch echt«, versuchte Erin sie zu beruhigen. »Dass wir uns im Traum begegnen, das ist die Wirklichkeit. Zumindest in meiner Welt gibt es so etwas! Das können nicht alle, längst nicht alle. Man muss eine besondere Gabe dafür besitzen. Deshalb hat es auch so lange gedauert, bis ich begriffen habe, was mit uns geschieht. Ich wusste ja bisher auch nicht, dass ich diese Gabe besitze. Aber unwahrscheinlich ist es nicht, immerhin bin ich der Sohn eines Königs. Und in unserem Geschlecht wird diese Gabe vererbt, das ist bekannt …«
Erin hatte immer schneller gesprochen. Doch seine Stimme verebbte, als er Magelis abweisenden Gesichtsausdruck bemerkte.
»Du glaubst mir nicht, oder?« Jetzt klang er plötzlich verzweifelt.
»Kein Wort.« Und damit drehte Mageli sich um und rannte zur Haustür zurück, so schnell es auf dem rutschigen Boden eben ging. Sie wollte auf keinen Fall, dass Erin die Tränen sah, die ihr in Sturzbächen über die Wangen strömten. Obwohl er sie in dem heftigen Regen wahrscheinlich gar nicht bemerkt hätte.
»Hast du den Auftrag erledigt?«
»Ja, Meister.« Damorian verbeugte sich so tief, dass seine Stirn fast die Knie berührte.
»Gut.«
Der Diener richtete sich wieder auf und versuchte, seinen Herrn anzuschauen, um seinen Gesichtsausdruck deuten zu können. Doch dieser saß wie meistens im Halbdunkel und sein Gesicht war im Schatten verborgen. Sosehr Damorian seine Augen auch anstrengte, konnte er nicht mehr als schemenhafte Umrisse erkennen.
»Zunächst hat sie versucht, sich herauszuwinden. Dann wollte sie fliehen. Aber ich habe sie erwischt, bevor sie auf die Straße gelangen und Aufsehen erregen konnte.«
»Gut.«
»Sie hat gezittert vor Angst.«
»Das tun die Menschen meistens.«
Damorian verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, die ein Lächeln darstellen sollte, und wartete darauf, dass der Meister etwas hinzufügen würde, doch dieser hüllte sich in Schweigen. Damorian griff an das Heft des Schwertes, das an seiner Seite hing. Das tat er häufig, um sich seiner eigenen Stärke zu versichern, besonders, wenn er vor seinem Meister stand. Seine Finger strichen über die Ornamente, die in den Griff eingearbeitet waren.
»Und nun, Meister?«, wagte er zu fragen. »Was darf ich nun für Euch tun?«
»Ich denke, ich habe tatsächlich eine weitere Aufgabe für dich«, erklang die raue Stimme wieder aus dem Schatten und Damorians Hand verharrte über dem Schwertknauf.
»Danke, Meister. Was ist es dieses Mal? Darf ich mich um das Mädchen kümmern?«
»Nein, dazu ist es noch zu früh. Wir müssen in dieser Sache mit äußerster Vorsicht vorgehen. Du weißt doch, was auf dem Spiel steht.« Die Stimme klang streng, beinahe tadelnd.
»Verzeiht, Meister, das war vermessen.« Damorians Körper versteifte sich.
»Schon gut. Ich denke, die Aufgabe wird dir dennoch zusagen, auch wenn dein Schwert dieses Mal nicht zum Einsatz kommen wird.«
Damorian blickte fragend in Richtung des Schattens. Was sollte das für eine Aufgabe sein?
»Hol mir den Prinzen.«
»Ihr meint …?« Damorian war ernstlich verwundert.
»Du sollst mir den Prinzen bringen. Seine Reden über die Menschenwelt werden mir allmählich zu heikel. Jemand könnte anfangen, ihm Glauben zu schenken. Ich muss mich um ihn kümmern.«
»In Ordnung, Meister.«
»Du musst ausgesprochen vorsichtig vorgehen. Niemand darf sein Verschwinden bemerken.«
»Gut, Meister.«
»Und wenn ich mit ihm fertig bin, wirst du ihn in den Palast zurückbringen müssen. Ebenfalls ohne dass dich jemand sieht. Niemand darf dich sehen, verstehst du?«
»Natürlich, Meister.«
»Und ich meine es ernst, wenn ich sage, dass du dein Schwert nicht gegen den Jungen richten sollst. Ich brauche ihn lebend.«
»Sicher, Meister. Ich werde
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