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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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rüttelte und unfreundlich aufforderte auszusteigen, weil er in seine wohlverdiente Pause gehen wolle, wachte sie wieder auf. Sie war noch so schlaftrunken, dass sie versehentlich einen Umweg zum Seniorenstift einschlug.
    Die Gegend, durch die ihr Weg führte, wirkte etwas heruntergekommen. Die wenigen Geschäfte waren leer, und Mageli hatte den Verdacht, dass niemand jemals einen Fuß hineinsetzte. Gerade fragte sie sich, wie die Läden sich eigentlich halten konnten, da kam sie an einem CD-Laden vorbei, der überraschend gut besucht war. Etwa zehn Leute standen zwischen den Tischen und durchforsteten die Kisten nach Musik, die ihnen zusagte. Als sie den jungen Mann erkannte, der gelangweilt hinter der Kasse auf einem Hocker saß, blieb Mageli wie angewurzelt stehen. Lange, blonde Haare, die Augen in dem ebenmäßigen Gesicht unbewegt geradeaus blickend, als wollte er durch alle Leute im Laden hindurchsehen. Kein Zweifel: Das war Silas!
    Mageli starrte ihn durch die Scheibe an und fasste einen Entschluss: Sie würde nicht zu Inga laufen und riskieren, anstelle von vernünftigen Antworten weitere Märchen und alte Geschichten erzählt zu bekommen. Sie würde jetzt in diesen Laden gehen und mit Silas reden. Es konnte ihr ja egal sein, ob der arrogante Kerl sie mochte oder nicht, solange sie ein paar Antworten von ihm bekam. Bevor der Mut sie wieder verlassen konnte, stieß sie die Tür auf.
    Ein lautes Quaken ertönte. Verwirrt blickte Mageli sich um und entdeckte einen hässlichen Plastikfrosch auf dem Boden, der jeden Besucher mit diesem Lärm begrüßte. Die anderen Kunden ließen sich nicht in ihrer Suche stören, nur Silas richtete seine türkisfarbenen Augen direkt auf Mageli, musterte sie kritisch und erkannte sie, was man an einem winzigen Kräuseln seiner Stirn an der Nasenwurzel ablesen konnte. Ansonsten gab er mit keiner Geste zu verstehen, dass sie sich bereits begegnet waren, sondern setzte wieder seinen leeren Blick auf.
    »Du brauchst gar nicht zu versuchen, mich zu ignorieren«, fuhr Mageli ihn lautstark an, ohne sich die Mühe zu machen, durch den Laden zu ihm zu gehen. »Ich will wissen, was gespielt wird, und ich habe nicht vor, mich mit irgendwelchen Ausreden abspeisen zu lassen.«
    Ihre lauten Worte erregten nun doch die Aufmerksamkeit der anderen Kunden. Sämtliche Blicke waren verwundert auf Mageli gerichtet. Nur ein Kerl mit dicken Kopfhörern wippte weiter unbeeindruckt im Takt seiner Musik.
    »Warum warst du gestern so fies zu mir? Was sollte das? Du kennst mich überhaupt nicht!« Mageli redete sich langsam in Rage.
    Silas versuchte weiter stur durch sie hindurchzugucken, aber man merkte, dass es ihm schwerfiel. Zumal alle Leute – von dem Kopfhörerträger abgesehen – jetzt ihn anstarrten.
    »Ich will wissen, was los ist! Weil ich nämlich glaube, dass du viel mehr weißt, als du zugeben willst. Und weil ich den Elfenprinz retten muss, und ich denke, dass du mir sagen kannst, wie ich das anstellen soll. Ich denke nämlich, dass du selbst ein Elf bist.«
    Jetzt war es raus. Mageli hielt die Luft an und wartete, was passieren würde. Die Reaktion der Leute im Laden war vorhersehbar: Einige lachten, andere schüttelten den Kopf, als hätten sie es mit einer Geisteskranken zu tun, und wandten sich wieder den CDs zu. Silas’ Reaktion war dafür umso überraschender. Er wurde noch blasser, als er ohnehin schon war, guckte Mageli mit einem Blick an, als ob er sie am liebsten töten wollte, und winkte sie dann unwirsch zu sich.
    »Jetzt halt aber mal deine Klappe«, zischte er sie an, als Mageli vor ihm an der Ladentheke stand. »Wenn du unbedingt reden willst, dann nicht hier. In einer halben Stunde werde ich abgelöst. Du kannst in dem Café an der Ecke auf mich warten. Und jetzt raus, und zwar ein bisschen plötzlich.«
    Mageli schaute ihn noch einen Moment verwundert an, doch Silas hatte demonstrativ den Kopf weggedreht und starrte wieder durch alle hindurch. Mageli beeilte sich, aus dem Laden zu kommen, konnte sich ein triumphierendes Grinsen aber nicht verkneifen.
    Das Café an der nächsten Ecke war winzig und verkaufte vor allem »Coffee to go«. Wer seinen Kaffee nicht mitnehmen wollte, konnte sich auf einen der Hocker zwängen, die vor einem schmalen hohen Tisch am Fenster aufgereiht waren. Den Ausblick auf die belebte Kreuzung gab es kostenlos dazu.
    Als Silas exakt fünfunddreißig Minuten später das Café betrat, hatte Mageli zweiunddreißig silberne Autos gezählt, einem Pärchen

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