Elfenblut
Moment auch pure Angst. Seine Hände zitterten sichtbar, als er – zögernd, fast widerwillig – nach der Klinge griff.
Pia schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, streifte rasch den Umhang von den Schultern und wickelte das Schwert hinein. »Bring das in mein Zimmer«, bat sie. »Versteck es unter dem Bett, aber achte darauf, dass niemand es sieht.«
»Aber das ist …«, begann Lasar, doch Pia unterbrach ihn mit einem raschen Kopfschütteln.
»Ich weiß, was das ist. Tu, was ich dir sage. Bitte«, fügte sie nach einem winzigen Moment und mit einer Spur von schlechtem Gewissen hinzu.
»Wie Ihr befehlt, Erhabene«, antwortete Lasar, und diesmal verzichtete Pia darauf, ihn zu korrigieren. Manchmal war es doch ganz praktisch, Befehle erteilen zu können, die niemand infrage stellte.
»Warte einen Moment«, sagte sie nur. »Dann folge mir.«
Sie betrat den Weißen Eber durch den Hintereingang und stellte ohne Überraschung fest, dass der Schankraum schon wieder bis auf den letzten Platz besetzt war. Überall wurde getrunken und gelacht, und mehr als ein gieriger Blick traf ihr Gesicht und tastete in dem vergeblichen Versuch über ihre Gestalt, den Stoff ihres Kleides durchsichtig werden zu lassen. Das kannte sie mittlerweile.
»Gaylen! Endlich! Wo bist du gewesen?« Brack jonglierte mit gleich vier Bierkrügen in den Händen im Slalom zwischen den Tischen hindurch und sah ziemlich erschöpft aus, zugleich aber auch ein bisschen verärgert. »Ich habe dich überall gesucht!«
Pia machte eine Kopfbewegung auf die geschlossene Tür hinter sich. »Auf dem … « Sie zauberte ein verlegenes Lächeln auf ihr Gesicht. »Du weißt schon.«
Bracks Augen wurden schmal. »Ich habe eine Stunde lang nach dir gesucht. Und nach Alica auch.«
»Mir war nicht besonders gut«, erwiderte Pia. »Ich muss wohl irgendetwas Schlechtes gegessen haben.«
Bracks Augen wurden noch schmaler, während er näher kam und dann seine Last klirrend auf der improvisierten Theke ablud. Sie musste nicht fragen, um zu wissen, dass er auch dort gesucht hatte. »Aber jetzt bin ich ja da.«
»Ja«, sagte Brack, setzte sichtbar dazu an, eine weitere und vermutlich deutlich weniger leicht zu beantwortende Frage zu stellen, und schüttelte schließlich nur den Kopf. »Schnell, Mädchen! Hol deine Schürze und dann rasch hinter die Theke! Jeder Moment, den du hier herumstehst, kostet mich bares Geld!«
Die Tür ging auf und Lasar kam herein, ihren zusammengerollten Mantel mit dem darin verborgenen Schwert unter dem linken Arm. Es erschreckte ihn, Brack unmittelbar vor sich zu sehen, und dieser fuhr ihn auch sofort an: »Und du machst dich auch nützlich, du elender Faulpelz! Wo bei Kronn hast du dich wieder rumgetrieben? Was glaubst du eigentlich, wofür ich dich bezahle?«
Bevor Lasar irgendetwas Dummes antworten konnte, trat Pia mit einem wie zufällig wirkenden Schritt zwischen ihn und Brack und machte eine auffordernde Geste. »Tu, was Brack gesagt hat«, sagte sie. »Bring meinen Mantel nach oben und hol mir meine Schürze. Bitte.«
Lasar nuschelte irgendetwas, das sich wie »Seit wann bezahlt er mich überhaupt?« anhörte, beeilte sich aber trotzdem, mit schnellen Schritten die Treppe anzusteuern und an ihrem oberen Ende zu verschwinden. Nach einem weiteren Augenblick löste sich auch Pia von ihrem Platz und trat gehorsam hinter die Theke. Der Geräuschpegel in Schankraum sank um ein gehöriges Stück. Pia zögerte, aber sie fühlte Bracks auffordernden Blick und wusste, was sie ihm schuldig war – auch wenn sie nach dem Gespräch mit Istvan und vor allem Malu nicht mehr sicher sagen konnte, ob es sich wirklich um eine kluge Idee handelte. Mit einer Bewegung, die gerade eine Winzigkeit zu langsam war, um nicht aufreizend zu wirken, hob sie beide Arme, streifte das Kopftuch ab und schüttelte ihr Haar mit einer gekonnten Bewegung nach hinten, sodass es sich wie ein weißgoldener Wasserfall über ihre Schultern und bis weit über ihren Rücken ergoss. Für die Dauer eines einzelnen Atemzuges wurde es mucksmäuschenstill und dann irgendwie sogar noch stiller, als sie ihr Haar ordnete und mit geschickten Bewegungen unter dem Kopftuch verbarg. Danach setzte der allgemeine Lärm wieder ein, und Pia senkte hastig den Blick, viel mehr zornig als beschämt. Sie kam sich immer noch ein bisschen schäbig vor, aber wenn das alles an Striptease war, was Brack von ihr erwartete, um seine Gäste zufriedenzustellen, dann sollte er es haben.
Sie griff
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