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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schmal, leicht heruntergekommen, wo kleine Menschen in sonderbaren Kleidern ihren Beschäftigungen nachgingen, herumstanden und redeten oder einfach mit raschen Schritten vorübereilten. Pias Blick blieb für einen Moment an einer Frau mittleren Alters hängen, die gleich drei kleine Kinder im Zaum zu halten versuchte, ohne dass sie auch nur die Spur einer Chance gehabt hätte, es tatsächlich zu schaffen. Zwei von ihnen rissen sich los, rannten im Zickzack über den hart gefrorenen Morast der Straße, prallten plötzlich zurück und wichen nahezu im rechten Winkel von ihrem bisherigen Kurs ab, als sie den beiden Soldaten nahe kamen. Keiner der beiden Männer rührte sich auch nur, aber Pia musste wieder an das denken, was Lasar ihr gestern Abend über die Stadtwache erzählt hatte. Davon hatte sie Alica nichts gesagt, schon deshalb, weil es ihr trotz allem immer noch schwerfiel, es zu glauben.
    Hier wirkte alles so harmlos. Vielleicht zu harmlos, dachte sie. Vielleicht war das alles nichts anderes als eine gigantische Falle, in die sie nicht nur sehenden Auges hineingetappt waren, sondern wo sie sich auch noch häuslich eingerichtet hatten.
    »Pia?«, fragte Alica.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie mit einiger Verspätung. »Aber einiges von dem, was er gesagt hat, gibt durchaus Sinn.«
    »Das würde es tun«, stimmte ihr Alica zu, »wenn es nicht ausgerechnet der Comandante gewesen wäre, von dem du das weißt.«
    Als ob sie nicht auch schon darüber nachgedacht hätte!
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob er wirklich noch der Comandante ist«, sagte sie.
    »Was soll das heißen?«
    Pia hob in einer hilflos wirkenden Geste die Schultern. Ihr Blick folgte den Kindern, die ihren Schrecken überwunden zu haben schienen und weiter auf der Straße herumtollten und ihre Mutter damit langsam, aber sicher an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachten. Ohne dass sie selbst es auch nur merkte, stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Aber zugleich, tief darunter verborgen, spürte sie auch einen stärker werdenden Groll. Die Vorstellung, dass Hernandez die Wahrheit gesagt haben könnte, erfüllte sie mit einem Zorn, der sie selbst überraschte.
    »Pia?«, fragte Alica wieder.
    Pia riss ihren Blick mit einiger Anstrengung von der Straße los und drehte sich zu ihr herum.
    »Ich will ja nicht penetrant erscheinen«, sagte Alica, »aber wenn man eine solche Geschichte erzählt wie du gerade, dann gebietet es eigentlich der Anstand, das Gespräch auch zu Ende zu führen.«
    Im ersten Moment verstand Pia gar nicht, was sie meinte; dann wurde ihr klar, dass sie sehr lange dagestanden und auf die Straße hinabgeblickt hatte. »Entschuldige«, murmelte sie. »Wo waren wir?«
    Alica zog eine Grimasse, beherrschte sich aber. » Der Comandante«, erwiderte sie. »Du warst der Meinung, er wäre es nicht mehr. Wie darf ich das verstehen? Ist ihm ein drittes Auge gewachsen?«
    Pia blieb ernst. »Er ist … irgendwie anders«, sagte sie. »Wenn er die Wahrheit sagt und tatsächlich schon seit zwölf Jahren hier ist, dann hat er vielleicht Zeit gehabt, über das eine oder andere nachzudenken.«
    »Ja, und wahrscheinlich ist er zu einem guten Menschen mutiert, neben dem selbst Gandhi wie ein Charakterschwein wirkt«, sagte Alica.
    Pia lächelte flüchtig. Die Vorstellung, dass Hernandez plötzlich zu jemandem geworden sein sollte, dem sie trauen konnten, war in der Tat schlichtweg absurd. Aber eigentlich hatte er das ja auch nie behauptet.
    »Wahrscheinlich hast du recht, und er verfolgt seine eigenen kleinen Pläne«, sagte sie. »Aber das bedeutet nicht, dass das, was er über Istvan und Brack erzählt hat, unbedingt gelogen sein muss, oder?« Alica wollte widersprechen, doch Pia fuhr mit leicht erhobener Stimme – und einem sichernden Blick in Richtung der Tür – fort: »Wenn alles so ist, wie er behauptet, dann hat Brack wahrscheinlich gar keine andere Wahl.«
    »Brack ist …«, begann Alica, doch Pia unterbrach sie sofort.
    »Was glaubst du, was Esteban an seiner Stelle tun würde?«
    Das schien Alica einzuleuchten. Zwar gefiel es ihr nicht, wie ihr Gesichtsausdruck deutlich machte, aber sie widersprach auch nicht mehr, sondern ließ nur ein missmutiges »Hm« hören.
    »Ich behaupte ja nicht, dass Brack ein Lump ist und wir ihm gar nichts mehr glauben können«, sagte Pia hastig. Sie wusste selbst nicht genau, warum, doch irgendetwas in ihr war wild entschlossen, Brack zu verteidigen. »Aber jetzt ergibt das alles hier ein

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