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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dann löste sich eine kleinwüchsige Gestalt mit strähnigem Haar aus den Schatten des Gewölbes und lächelte aus einem vom Alter zerfurchten Gesicht zu ihr hoch.
    »Sag mir bitte nicht, dass wir das ganze Chaos losgetreten haben, weil dieser Opa mit uns reden wollte!«, ächzte Alica.
    »Das war nicht besonders nett von dir, mein Kind«, sagte der Greis. »Der Tag, an dem andere so über dich reden, ist vielleicht schon näher, als dir im Moment klar sein mag.«
    »Also, bis dahin vergehen schon noch ein paar …«, begann Alica, brach dann mitten im Wort ab und riss die Augen auf. »Wieso verstehst du mich?«
    Der alte Mann lächelte und gewährte Alica und Pia nicht nur einen Blick auf ein verfaulendes Gebiss, das kaum noch aus einem Dutzend Zähne bestand, sondern brachte sie auch in den Genuss seines grässlichen Mundgeruchs. Dann …
    Pia hätte nicht sagen können, ob er noch einmal in den Schatten der Wand zurücktrat oder die Schatten sich irgendwie von der Wand lösten und seine Gestalt für einen unendlich kurzen Moment einhüllten … aber als es vorbei war, da stand kein alter Mann mit zerfurchtem Gesicht mehr vor ihnen, sondern eine Frau, die nur wenig älter sein konnte als Pia, glattes, bis weit über die Schultern fallendes helles Haar und perfekte Zähne hatte. Und übrigens ganz und gar keinen Mundgeruch.
    »Wie du siehst, gibt es auch andere, die sich auf das Weben von Schatten verstehen«, fügte Valoren hinzu, nun wieder an Pia gewandt.
    »Ja, und noch ein paar andere Tricks, wie es aussieht.«
    »Valoren?«, murmelte Alica ungläubig.
    Die Wahrsagerin maß sie mit einem spöttischen, aber sehr gutmütigen Blick. »Ja, als ich das letzte Mal mit euch gesprochen habe, war das mein Name … glaube ich. Doch du solltest etwas leiser reden. Die Akustik in diesem Gewölbe ist sehr gut, und die Schatten bewahren euch vielleicht davor, gesehen, aber nicht davor, gehört zu werden.«
    »Ja, Massa«, antwortete Alica Grimassen schneidend. »Bitte entschuldige, dass die dumme Sklavin nicht nachgedacht hat. Sie wird sich bemühen, nicht mehr so laut zu atmen.«
    »Lass den Blödsinn«, sagte Pia scharf – obwohl Valoren nur mit einem durchaus amüsierten Lächeln auf ihre Worte reagierte. Direkt an die Wahrsagerin gewandt fuhr sie fort: »Also, da sind wir.«
    »Ja, das sehe ich«, antwortete Valoren. Sie lächelte unerschütterlich weiter, aber etwas änderte sich in ihrem Blick.
    »Du siehst nicht besonders begeistert aus.«
    »Es war auch nicht besonders … klug, hierherzukommen«, antwortete Valoren mit einem hörbaren Zögern.
    Pia wollte auffahren, doch Alica kam ihr zuvor, indem sie mit einem raschen Blick zwischen sie und die Wahrsagerin trat und sich dann demonstrativ herumdrehte, um zu dem Markt zurückzusehen. Das Chaos dort hatte nicht zugenommen, war aber auch noch nicht sichtbar kleiner geworden. »War dieses Ablenkungsmanöver so drastisch geplant oder ist es dir ein wenig aus dem Ruder gelaufen?«, fragte sie harmlos.
    Einen halben Atemzug lang wirkte Valoren einfach nur verblüfft, doch dann lachte sie. Es klang echt. »Sagte ich schon, dass du dich sehr glücklich schätzen kannst, eine solche Freundin zu haben, Gaylen?«, fragte sie, wurde aber auch praktisch sofort wieder ernst und machte ein fast betrübtes Gesicht. »Manchmal entwickeln sich die Dinge anders als geplant«, gab sie zu. »Dennoch war es ein Fehler, hierherzukommen.«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, dann hast du uns hierherbestellt«, sagte Alica.
    Valoren sah unerschütterlich weiter Pia an, als sie antwortete, und in ihrer Stimme war jetzt ein deutlicher Klang von Tadel zu hören. »Ich hatte euch gesagt, dass ihr euch mit Ter Lion treffen sollt«, sagte sie. »Im Allgemeinen findet ein solches Treffen eher heimlich statt oder doch zumindest in einem … etwas kleineren Kreis, und ein wenig diskreter. Ich hätte nicht erwartet, dass ihr auf dem Markt herumlauft und laut genug nach Ter Lion fragt, damit die ganze Stadt seinen Namen kennt.«
    Pia machte ein betroffenes Gesicht und zerbrach sich vergeblich den Kopf nach einer Antwort.
    Alica hatte weniger Hemmungen. »Ganz so laut war es im Grunde nicht«, sagte sie scharf. »Eigentlich hat es nur irgend so ein Viehtreiber gehört.«
    »Und Istvans Männer«, fügte Valoren hinzu. »Sie sind seine Augen und Ohren. Wusstest du das nicht, mein Kind?«
    »Du hast gesagt, wir sollen uns mit Ter Lion treffen«, antwortete Alica ungerührt. »Wenn man von einem Mann nur

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