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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewaltiger Tumult aus Schreien, dem Stampfen von Hufen und dem Blöken der durchgehenden Tiere los, aber sie hörte auch das Splittern von Holz, und als sie im Laufen zurücksah, erkannte sie, dass die durchgehende Herde eine weitere Koppel eingerissen hatte, deren Bewohner sich der beginnenden Stampede anschlossen. Der Chor aus gleichermaßen erschrockenen wie wütenden Schreien wurde lauter. Von überall her kamen jetzt Menschen herbeigeeilt, um die durchgehenden Rinder wieder einzufangen.
    Alica schwenkte nach links, auf den Rand des Marktplatzes und die vermeintliche Sicherheit der Straße dahinter zu, aber Pia packte blitzschnell ihr Handgelenk und riss sie so derb in die entgegengesetzte Richtung, dass sie um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte.
    »Bist du …?«, keuchte sie und brach dann mit einem erschrockenen Schrei ab, als etwas Kleines und Wuscheliges so dicht an ihr vorbeidonnerte, dass das Horn einen Streifen aus ihrem Mantel riss. Das Rind war so schnell verschwunden, wie es aufgetaucht war, aber Pia konnte die ungeheure Kraft der Kreatur regelrecht spüren.
    »Bist du verletzt?«, keuchte sie.
    »Nein«, stieß Alica atemlos hervor. »Aber du, sobald das hier vorbei ist und ich wieder halbwegs zu Atem gekommen bin, verlass dich darauf!«
    Pia musste trotz allem flüchtig lächeln, allerdings wirklich nur für einen ganz kurzen Moment, dann warf sie einen raschen Blick über die Schulter und verwandte ihre Energie lieber darauf, noch ein bisschen schneller zu laufen. Hinter ihnen war nicht wirklich eine Stampede ausgebrochen, allerdings etwas, das gut dazu werden konnte und ganz gewiss über ein kleines Ablenkungsmanöver hinausging. Mindestens ein weiteres Gatter war zusammengebrochen, sodass sich die Anzahl der flüchtenden Tiere noch einmal erhöht hatte, und wäre mittlerweile nicht beinahe jedermann auf dem Markt unterwegs hierher, um den Schaden in Grenzen zu halten, dann wäre möglicherweise der ganze Viehmarkt binnen weniger Augenblicke im Chaos versunken.
    Wenigstens die beiden Wachen waren spurlos verschwunden, und Pia ertappte sich bei dem nicht so netten Gedanken, dass ihr vielleicht nicht gerade das Herz brechen würde, wenn sie unter die Hufe geraten wären.
    »Kannst du mir mal verraten … wohin wir überhaupt … rennen?«, stieß Alica keuchend neben ihr hervor.
    Pia sah noch einmal rasch über die Schulter zurück, bevor sie antwortete. Mit Ausnahme des einen Rindes, das Alica beinahe über den Haufen gerannt hätte, bewegte sich keines der Tiere in ihre Richtung – aber sie waren auch so ziemlich die Einzigen, die wie von Furien gehetzt in Richtung der Mauer liefen, statt vom Ort des Chaos fort. Ein rascher Blick zum Wehrgang hinauf zeigte ihr jedoch, dass keine der Wachen dort oben auch nur Notiz von Alica und ihr nahmen. Die Männer hatten ausnahmslos auf ihrer Streife haltgemacht, blickten auf das immer noch größer werdende Chaos herab und genossen offensichtlich die Show.
    »Dorthin«, sagte sie mit einer Geste auf das Tor. Auch der Posten, der normalerweise dort stand, war verschwunden und nahm vermutlich an der allgemeinen Treibjagd teil.
    »Aus der Stadt?«, ächzte Alica. »Was für ein brillanter Plan! Und was dann? Lassen wir uns von Bäumen fressen oder ziehst du Erfrieren vor?«
    Statt zu antworten, rannte Pia nur noch schneller und zerrte Alica einfach mit sich, bis sie den mächtigen Torbogen erreichten und keuchend stehen blieben. Das halb heruntergelassene Fallgatter am anderen Ende des Tunnels schien unendlich weit entfernt, aber Pia sah auch die schwarze Silhouette der beiden Posten, die dort standen und sich, durch den Lärm aufmerksam geworden, in ihre Richtung gedreht hatten. Rasch machte sie einen Schritt zur Seite, legte Alica die Hand auf die Schulter und wob einen schützenden Mantel aus Schatten um sie beide.
    »So, und jetzt möchte ich … wirklich wissen, was der …Quatsch soll!«, stieß Alica mühsam um Atem ringend hervor. Sie setzte dazu an, ihre Hand abzuschütteln, sah dann zum anderen Ende des Tunnelgewölbes hin und ließ es bleiben.
    »Ihr beherrscht die Magie der Schatten«, sagte eine Stimme irgendwo neben ihnen. »Das ist gut, vielleicht seid Ihr tatsächlich die, auf die wir schon so lange warten.«
    Alica und Pia fuhren im gleichen Moment erschrocken herum, und um ein Haar wäre Alicas Hand von ihrer Schulter gerutscht.
    »Aber natürlich ist das noch lange kein Beweis«, setzte die körperlose Stimme fort. Etwas raschelte,

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