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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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um und gingen in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Dabei fiel Pia noch ein Unterschied auf: Bisher hatten sich die beiden Männer stets mehr oder weniger diskret im Hintergrund gehalten, gerade nahe genug, um sie nicht vergessen zu lassen, dass sie da waren. Jetzt war Pia nicht einmal sicher, ob sie ihnen überhaupt aus dem Weg gehen würden oder es vielleicht Alica und sie waren, die ihnen ausweichen mussten. Eine der Wachen trat erst im allerletzten Moment zur Seite und auch das erst, nachdem Pia dem Mann einen eisigen Blick zugeworfen hatte.
    Sie versuchte sich einzureden, dass es nur an der Müdigkeit der beiden Männer lag und vielleicht an ihrer Nervosität und der ungewohnten Umgebung, aber tief in sich wusste sie natürlich, dass das nicht stimmte. Etwas hatte sich geändert.
    Möglicherweise die Befehle, die Istvan seinen Soldaten erteilt hatte …
    »Und wohin jetzt?«, fragte Alica, während sie die beiden Männer ebenfalls mit leicht verwirrtem Gesicht ansah.
    »Zurück in den Weißen Eber«, antwortete sie laut genug, damit die vier gespitzten Ohren hinter ihnen die Worte auch ganz bestimmt hörten. »Oder hast du Lust, bis Mitternacht hier zu warten, damit Brack sein Fleisch ein paar Kreuzer billiger bekommt?«
    Alica sah sie nun vollkommen verstört an, und ein (nicht einmal so kleiner) Teil von Pia fragte sich, ob es wirklich klug war, einem wildfremden Greis zu vertrauen, mit dem noch dazu etwas nicht stimmte.
    Ein kleinwüchsiger Kerl mit wehendem schwarzem Haar tauchte wie aus dem Nichts auf, flitzte zwischen Alica und ihr hindurch und rannte so dicht an den beiden Soldaten vorbei, dass er sie um ein Haar angerempelt hätte. Beide starrten ihm verdutzt nach, und der eine Soldat sagte irgendetwas und lachte leise. Der andere begann ebenfalls zu lachen, allerdings nur für einen Moment, dann sah er an sich hinab, und aus seinem glucksenden Lachen wurde ein Schrei jäher Wut, als er feststellte, dass ihm etwas fehlte. »Mein Geld!«, brüllte er. »Der Knirps hat meinen Geldbeutel gestohlen! Halt ihn auf!« Unverzüglich stürmten sein Kamerad und er hinter dem Jungen her, obwohl der Vorsprung des Kleinen bereits viel zu groß war, als dass sie ihn noch einholen konnten.
    Alica wollte sich umdrehen und loslaufen, aber Pia hielt sie mit einer raschen Bewegung am Arm zurück und schüttelte den Kopf. »Warte«, sagte sie rasch.
    Und zu Recht. Die beiden Soldaten mochten übermüdet und vielleicht nicht die Hellsten sein, aber sie waren auch nicht dämlich. Der, dessen Geldbörse der Junge stibitzt hatte, rannte zwar unverdrossen hinter ihm her, obwohl auch ihm klar sein musste, dass er keine Chance hatte, den Dieb einzuholen, aber sein Kamerad lief nur zwei oder drei Schritte weit und drehte sich dann abrupt wieder um. Pia war klar, dass er das nicht nur tat, weil er klüger oder vielleicht auch einfach bequemer als der andere sein mochte und es schließlich nicht sein Geldbeutel war.
    »Mist!«, sagte Alica inbrünstig.
    Pia machte nur eine besänftigende Geste, und sie hatte es kaum getan, da stieß der zweite Soldat einen triumphierenden Schrei aus, denn der Junge war ins Stolpern gekommen, kämpfte einen Moment lang mit wild rudernden Armen um sein Gleichgewicht und fiel dann der Länge nach hin. Der Soldat ließ seine Hellebarde fallen und griff noch weiter aus, um den frechen Dieb nun vielleicht doch einzuholen, und der Junge rappelte sich hastig auf und beging dabei einen fatalen Fehler, indem er sich an einem der erst halb aufgebauten Gatter hochzuziehen versuchte. Dessen Besitzer – der wenig freundliche Kerl, mit dem Pia gerade gesprochen hatte – warf erbost beide Arme in die Luft und schrie irgendetwas sehr Unanständiges. Der Junge erschrak und riss das Gatter mit einer ungeschickten Bewegung endgültig zu Boden.
    Und damit begann die Katastrophe erst.
    Der Viehhändler schrie auf, als wäre er in einen glühenden Nagel oder Schlimmeres getreten, und das halbe Dutzend Zwergrinder, das er gerade so mühsam in die Koppel getrieben hatte, ergriff sofort und kollektiv die Flucht.
    Der Junge war mit einer blitzartigen Bewegung verschwunden, und auch der Soldat fuhr auf dem Absatz herum und vergaß auf der Stelle seine Geldbörse, als er eine lebende Lawine mit zahllosen spitzen Hörnern und noch mehr trommelnden Hufen auf sich zurasen sah.
    »O verdammt«, keuchte Alica. »Nichts wie weg hier!«
    Diesmal widersprach Pia ihr nicht, sondern sürmte los. Hinter ihnen brach ein

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