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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er in den zurückliegenden Tagen so wenig Schlaf gefunden wie sie zu viel.
    »Guten Morgen, Erhabene«, begrüßte er sie. »Wie ich sehe, hat Varga alles wunschgemäß vorbereitet.«
    »Wenn Ihr ihr befohlen habt, mich zu mästen, dann könnt Ihr zufrieden sein«, antwortete Pia. »Aber es hat auch ausgezeichnet geschmeckt. Wo seid Ihr die ganze Zeit gewesen, Kommandant? Ihr seid mir noch ein paar Antworten schuldig.«
    »Aber Ihr habt doch gar keine Fragen gestellt, Erhabene«, antwortete er ruhig. »Trotzdem habt Ihr recht. Ich wollte eher zurückkommen, um unser Gespräch fortzusetzen, aber ich wurde aufgehalten. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich niemanden geschickt habe, um Euch zu informieren. Ich entschuldige mich in aller Form dafür … aber wir können es nachholen.«
    Pia sah ihn einen Herzschlag lang nachdenklich an. Konnte es sein, dass er nur plapperte, um aus irgendeinem Grund Zeit zu gewinnen?
    »Und mir erklären, was das alles zu bedeuten hat?«, fragte sie mit einer Geste auf den reich gedeckten Tisch, ihr Kleid und die magischen Schuhe, die sie noch nicht angezogen hatte.
    Istvan starrte einen Moment lang an ihr vorbei ins Leere, bevor er sich mit einer knappen Geste an Varga wandte. Die alte Heilern verließ das Zimmer, und Istvan wartete geduldig, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Ich fürchte, sehr viel Zeit zum Reden bleibt uns auch heute nicht«, sagte er. »Ich bin vorausgeritten, um noch die letzten Vorbereitungen zu treffen, aber Eure Eskorte wird in längstens zwei Stunden eintreffen.«
    Warum erschrak sie eigentlich? Sie hatte gewusst, dass dieser Moment kommen würde. »Immerhin schon mal eine positive Veränderung, nicht wahr?« Istvan blickte fragend, und Pia zwang sich zu einem nicht ganz geglückten Lächeln. »Bisher war ich eine Gefangene. Jetzt bekomme ich schon eine Eskorte.«
    »Es freut mich, wenn Ihr es so seht«, sagte Istvan. Er blieb dabei auf eine Art ernst, die sie eigentlich beunruhigen sollte. Dann deutete er auf ihre Stiefel. »Ihr solltet sie anziehen, Erhabene. Wir können … auf dem Weg reden.«
    »Auf dem Weg? Gerade habt Ihr gesagt, dass die Eskorte noch zwei Stunden weit weg ist.«
    Istvan wich ihrem Blick aus. »Es tut mir leid, dass ich anscheinend immer nur mit schlechten Nachrichten zu Euch komme, Erhabene«, sagte er unbehaglich. »Aber bei unserem letzten Gespräch habt ihr Euch nach dem Jungen erkundigt.«
    »Lasar?« Pia konnte selbst spüren, wie sich ihr Gesicht umwölkte. »Ich hoffe, er hat nicht zu sehr gelitten.«
    »Er lebt«, antwortete Istvan, erstickte den Funken ungläubiger Hoffnung in ihr aber augenblicklich wieder, indem er den Kopf schüttelte und mit trauriger Stimme fortfuhr: »Der Junge muss unglaublich zäh sein. Er hat bis jetzt gekämpft, doch nun geht es zu Ende. Er wird den Tag nicht überstehen.«
    »Und warum … sagt Ihr mir das?«, fragte Pia. Ihr Mund war mit einem Mal so trocken, dass sie kaum noch sprechen konnte. »Um mich zu quälen?«
    Istvan wirkte nicht verletzt, trotzdem spürte Pia ihr schlechtes Gewissen. Sie hätte das nicht sagen sollen. »Nein«, antwortete er. »Wir haben noch ein wenig Zeit. Ihr hattet darum gebeten, ihn sehen zu dürfen. Beim letzten Mal konnte ich Euch diesen Wunsch nicht erfüllen, aber jetzt … ich meine, wenn Ihr wollt, könnt Ihr ihn noch einmal sehen.«
    Bei den letzten Worten klang er fast ein bisschen unbeholfen, fand Pia. Und ihre eigenen Worte von gerade taten ihr plötzlich noch mehr leid. Istvan hatte keineswegs vor, sie zu quälen. Er wollte ihr die Gelegenheit geben, Abschied zu nehmen, das war alles. Für einen Mann wie ihn musste es einen gewaltigen Satz bedeutet haben, so weit über seinen Schatten zu springen.
    Sie lächelte dankbar und machte sich dann an die gar nicht so leichte Aufgabe, die Stiefel anzuziehen. Diese waren so eng, dass sie fast all ihre Kraft dafür brauchte und fast ein bisschen außer Atem war, als sie den ersten Stiefel anhatte.
    »Warum tut Ihr das, Istvan?«, fragte sie, während sie sich mit dem zweiten abmühte.
    »Es ist nur ein kleiner Umweg, und ich hatte das Gefühl, dass der Junge Euch etwas bedeutet.«
    »Das meine ich nicht.« Pia deutete mit einem Kopfnicken und zusammengebissenen Zähnen auf den Stiefel, der sich beharrlich weigerte, schneller als millimeterweise an ihrer Wade hinaufzukriechen. »Ihr wisst, was das für Schuhe sind?«
    »Sie sehen sehr hübsch aus, und sie stehen Euch ganz ausgezeichnet.« Er lächelte

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