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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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flüchtig und wurde danach umso ernster. »Ja, ich weiß, was das für Stiefel sind. Und ich weiß auch, woher Ihr sie habt. Warum sollte ich sie Euch nicht lassen? Sie werden Euch nicht helfen, zu fliehen oder irgendetwas anderes Unbedachtes zu tun. Diese Stiefel weisen Euch den richtigen Weg, das ist alles. Sie machen Euch weder schneller noch verleihen sie Euch Flügel.«
    »Eigentlich schade«, sagte Pia. Der Stiefel rutschte mit einem so unerwarteten Ruck an ihrem Bein hoch, dass sie das Gleichgewicht verlor und einen Moment lang albern herumhampeln musste, um nicht rückwärts vom Stuhl zu fallen, was vermutlich noch sehr viel alberner ausgesehen hätte. Istvan rührte keinen Finger, um ihr zu helfen, sondern grinste ganz im Gegenteil unverhohlen schadenfroh.
    »Ja, vielen Dank auch für Eure Hilfe, Kommandant«, maulte Pia. »Ihr wisst wirklich, wie man eine Dame behandelt.«
    Istvan feixte sogar noch breiter, aber er streckte immerhin die Hand aus, um ihr aufzuhelfen, und Pia nahm dieses Angebot an, obwohl es ganz und gar nicht notwendig gewesen wäre … wenigstens so lange, bis sie nicht nur ganz dicht vor ihm stand, sondern ihn dabei um einen guten Kopf überragte, dann wurde die Situation irgendwie peinlich, und sie traten beide gleichzeitig und sehr hastig einen Schritt zurück.
    »Ja, dann … sollten wir jetzt gehen«, sagte Istvan. »Es ist nicht weit, aber es wäre mir lieber, wenn wir wieder zurück sind, bevor Eure Eskorte eintrifft.«
    Pia sagte nichts dazu, aber Istvans Angebot, sie zu Lasar zu bringen, erschien ihr plötzlich in einem anderen Licht. Möglicherweise war Istvan ja nicht nur großzügig. Er ging sogar ein gewisses Risiko ein, ihr diesen Ausflug zu gestatten.
    Sie verließen das Zimmer und nach wenigen Augenblicken das Gebäude. Pias Gefühl von vorhin bewahrheitete sich: Über der Stadt lag eine spürbare Nervosität. Die wenigen Menschen, die ihnen begegneten, wirkten gehetzt und beinahe ängstlich, und ganz anders als sonst wurde sie nicht von jedem angestarrt, der ihren Weg kreuzte, sondern das genaue Gegenteil war der Fall. Die Menschen senkten sogleich den Blick oder sahen woanders hin, und mindestens zwei- oder dreimal entfernten sie sich so überhastet, dass das Wort Flucht der einzig zutreffende Begriff dafür war.
    »Was ist hier los?«, fragte sie geradeheraus.
    »Ihr seid eine sehr aufmerksame Beobachterin, Erhabene«, antwortete Istvan, ohne wirklich zu antworten. »Das ist mir auch vorher schon aufgefallen.«
    »Jedenfalls merke ich, wenn mir jemand auszuweichen versucht.«
    »Die Menschen haben Angst«, sagte Istvan, und fast, als hätte er sie eigens bestellt, um seine Behauptung unverzüglich zu untermauern, tauchte in diesem Moment eine dunkel gekleidete Frau vor ihnen auf, starrte Pia einen halben Atemzug lang aus aufgerissenen Augen an und fuhr dann auf dem Absatz herum, um eindeutig fluchtartig das Weite zu suchen.
    »Vor mir«, vermutete sie.
    »Ja«, antwortete Istvan, verbesserte sich dann: »Nein«, zuckte mit den Schultern und korrigierte sich noch einmal: »Oder doch. Irgendwie schon.«
    »Aha«, sagte Pia.
    »Es ist eine Menge geschehen, seit wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, Erhabene«, fuhr Istvan fort, deutete nach vorne und fügte scheinbar unvermittelt hinzu: »Das Haus am Ende der Straße. Dort wohnt Varga. Sie hat den Jungen zu sich genommen.«
    Vielleicht noch dreihundert Meter, schätzte Pia. Dreihundert Schritte … also gut, fünfhundert für Istvan. Auf jeden Fall Zeit genug, um auf ein paar Antworten zu bestehen.
    »Ihr wart nicht in der Stadt«, sagte sie.
    »Nein. Was Ihr über Nandes erzählt habt, das hat mich beunruhigt. Ich habe ein paar Erkundigungen eingezogen … und ein paar Leute losgeschickt, um nach den Barbaren zu suchen, die Eure Freundin entführt haben.«
    Zumindest die letzte Behauptung, vermutete Pia, war gelogen. Istvan war auf ihrer Sympathieskala zweifellos um etliche Plätze nach oben gerutscht (vom Mittelpunkt der Erde bis ins tiefste Kellergeschoss), aber dass er auch nur einen Finger rühren würde, um Alica zu retten, glaubte sie nun doch nicht. »Sind sie mit ihr oder ohne sie zurückgekommen?«, fragte sie.
    Istvan antwortete erst nach einem spürbaren Zögern. »Gar nicht«, sagte er.
    Pia sah ihn überrascht an. Vielleicht hatte er ja doch die Wahrheit gesagt.
    »Und das ist nicht alles«, fuhr er fort. »Es sind Barbaren gesehen worden.«
    »Zum Beispiel von mir.«
    »Von sehr vielen Leuten«,

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