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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte Istvan ungerührt. »Und vermutlich auch vielen, die nicht mehr zurückgekommen sind, um davon zu berichten. Menschen sind verschwunden, und angeblich wurde einer der Clans angegriffen und ein Teil der Herde gestohlen.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«, fragte Pia.
    Istvan hob abermals die Schultern und sah bewusst an ihr vorbei. »Es gibt Gerüchte.«
    »Was für Gerüchte?« Verdammt, warum ließ dieser Kerl sich eigentlich jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen?
    »Es heißt, sie seien euretwegen hier.«
    Nach allem, was sie bisher erlebt hatte, war an diesen Gerüchten wahrscheinlich etwas dran. »Und jetzt haben sie Angst, sie könnten hierherkommen«, sagte Pia. »Meinetwegen.«
    Dazu sagte Istvan nichts, aber das war auch nicht nötig.
    »Na ja, morgen oder übermorgen bin ich vermutlich nicht mehr da, und dann haben die Leute hier keinen Grund mehr, Angst zu haben.«
    Der bittere Klang in ihrer Stimme war Absicht, aber Istvan ging nicht darauf ein. »Es ist vermutlich auch besser für Euch. Auf jeden Fall sicherer. Ich glaube nicht, dass sie tollkühn genug dazu wären, aber sollten die Barbaren die Stadt tatsächlich angreifen, dann könnten wir Euch vielleicht nicht beschützen.«
    Pia blieb stehen und sah den Stadtkommandanten stirnrunzelnd an. »Ich kann mich täuschen«, sagte sie, »aber habt Ihr nicht gerade selbst gesagt, diese Barbaren wären nichts als ein kleines Problem?«
    »Und WeißWald ist eine kleine Stadt«, antwortete er ernst. »Ich habe kaum hundert Mann unter meinem Befehl, und bei der Hälfte davon bin ich schon froh, wenn sie ihr Schwert aus dem Gürtel ziehen können, ohne sich dabei die Finger abzuschneiden.«
    »Und Ihr meint, mit meiner Eskorte wäre ich sicherer?«, fragte Pia zweifelnd. »Ein Zelt statt einer Stadtmauer, und eine Handvoll Reiter statt Eurer Garde?«
    »Fünfhundert der besten Ritter, die das Land aufzubieten hat«, verbesserte sie Istvan, und eine Spur von Stolz war in seinen Worten zu hören. »Nicht einmal ein ganzer Barbarenstamm würde es wagen, sie anzugreifen.«
    Na ja, dann hoffen wir mal, dass Hernandez nicht zwei aufgeboten hat, oder drei, dachte Pia. Oder ein paar noch viel bösere Überraschungen. Einen großen Unterschied zwischen Hernandez und Istvan gab es offenbar doch: Hernandez hatte seine Gegner nie unterschätzt.
    Anderseits sollte sie jetzt auch nicht den Fehler begehen, ihn zu überschätzen.
    Sie hatten ihr Ziel fast erreicht, und Pia blieb noch einmal stehen und sah sich demonstrativ um. »Wieso sind wir überhaupt allein?«, fragte sie. »Muss ich jetzt beleidigt sein, dass Ihr es nicht für nötig gehalten habt, auch nur einen einzigen Soldaten mitzunehmen, der auf mich aufpasst? Ich könnte immerhin versuchen zu fliehen.«
    »Aber ich habe doch Euer Wort, dass Ihr das nicht tut, Erhabene.«
    »Genau genommen nicht«, antwortete Pia.
    Istvan seufzte. »Dann muss ich mich wohl getäuscht haben. Aber wohin solltet Ihr gehen? Niemand hier würde Euch helfen oder Euch auch nur Unterschlupf gewähren.«
    Pia fiel mindestens ein Ort ein, an dem sie vermutlich in Sicherheit war; ganz bestimmt vor Istvans Leuten, und vielleicht sogar vor Hernandez und seinen Barbaren.
    Das Problem war nur, dass sie diesen Ort noch mehr fürchtete als beide zusammen.
    »Ja, es ist immer wieder ein schönes Gefühl, geliebt zu werden«, seufzte sie.
    »Oh, das werdet Ihr«, sagte Istvan. »Das ganze Land wird Euch zu Füßen liegen, wenn Ihr erst einmal in der Hauptstadt seid.«
    »So wie allen anderen, die dorthin gebracht worden sind? Ja, ich freue mich schon auf einen gemütlichen Job in der Wäscherei … oder im Steinbruch.«
    »Hat Nandes Euch das erzählt?«, fragte Istvan.
    »War es etwa nicht die Wahrheit?«
    »Doch«, antwortete Istvan mit völlig unerwarteter Offenheit. »Viele wünschen sich, als die wiedergekommene Gaylen anerkannt und verehrt zu werden. Manche sind Betrüger, manche glauben es wirklich, aber sie alle zahlen einen hohen Preis für diesen Irrtum. Doch es gibt einen Unterschied.«
    »So? Und wie sieht der aus?«
    »Ihr seid es wirklich«, antwortete Istvan. »Wir sind da.«
    Sie waren vor einem schmalen eingeschossigen Haus stehen geblieben, das sich von den anderen Gebäuden ringsum allenfalls dadurch unterschied, dass es noch ein wenig ärmlicher aussah. Die Tür stand einen schmalen Spaltbreit offen, aber dahinter war nichts als Dunkelheit zu erkennen.
    »Ich warte hier draußen«, sagte Istvan. »Lasst Euch Zeit, aber

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