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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vergessen, was sie mit Esteban gemacht hatten, dessen einzige Verfehlung darin bestanden hatte, im falschen Moment am falschen Ort zu sein.
    Ihr Blick huschte an der Wand neben Alica hoch und blieb an der überstehenden Dachkante hängen. Gute zwei Meter. Nicht mehr.
    »Schaffst du das?«, fragte sie.
    Alicas Blick sagte ganz eindeutig Nein , aber sie gab sich tapfer und nickte. »Wenn du mir die Räuberleiter machst.«
    Es war etliche Jahre her, dass sie jemandem geholfen hatte, ein Hindernis auf diese Weise zu überwinden, aber ihnen blieb keine Zeit für lange Diskussionen. Pia lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand, verschränkte die Hände vor dem Schoß und spannte alle Muskeln an, als Alica nach ihren Schultern griff und gleichzeitig den Fuß in ihre Hände setzte. Auf dem ersten Stück ging es unerwartet gut. Alica war leichter, als sie angenommen hatte, und stellte sich sogar einigermaßen geschickt an … aber das galt tatsächlich nur für das erste Stück und war wohl eher ein Versehen. Irgendwie gelang es ihr, mit beiden Füßen festen Halt auf Pias Schultern zu finden, doch damit hörte es dann auch schon auf. Pia wartete darauf, dass ihre Hände irgendwo oben an der Dachkante Halt fanden, und sie sich in die Höhe zog, doch stattdessen begann Alica plötzlich herumzustrampeln, und ihre Füße waren so ziemlich überall, nur nicht dort, wo sie sein sollten.
    »Beeil dich, verdammt noch mal«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sie sind gleich hier!«
    Das half nicht unbedingt. Alica schien zwar endlich irgendwo festen Halt gefunden zu haben und versuchte sich auf das Dach hinaufzuziehen, und zumindest ihr rechter Fuß verschwand von Pias Schulter – um eine Sekunde später in ihrem Gesicht zu landen. Dann kam Alica auf die grandiose Idee, ihr auf den Kopf zu steigen.
    Pia hatte genug. Grob packte sie Alicas rechten Fuß, drehte sich herum, streckte die andere Hand nach ihrem Hinterteil aus und versetzte ihr einen Stoß, der sie regelrecht auf das Dach hinaufkatapultierte. Alica quietschte protestierend, war aber wenigstens geistesgegenwärtig genug, um sich irgendwo festzuklammern, und Pia federte kurz in den Knien ein und sprang mit ausgestreckten Armen nach oben. Ihre Hände bekamen die morsche Dachrinne zu fassen, und das Wunder, auf das sie selbst kaum zu hoffen gewagt hatte, geschah: Die Kupferrinne ließ ein bedrohliches Ächzen und Knirschen hören und bog sich ein gutes Stück unter ihrem Gewicht durch, aber sie hielt. Mit den nackten Zehen an der Ziegelsteinmauer Halt suchend, zog sich Pia weiter in die Höhe und zwei schwere Herzschläge später neben Alica auf das Dach hinauf.
    »Na, hat’s Spaß gemacht?«, grollte Alica.
    »Was?«
    »Meinen Hintern zu betatschen. Ich meine, du bist zwar wirklich süß, aber deine Hand da unten …«
    Pia hatte nicht übel Lust, mit ihrer Hand noch etwas ganz anderes zu tun, doch sie beherrschte sich, stemmte sich stattdessen auf Hände und Knie hoch und kroch ein Stück von der Dachkante weg, bevor sie sich ganz aufrichtete. Das Dach verlief vor ihnen noch zwei oder drei Meter in gemäßigter Schräge, bevor es in eine weitere, senkrechte Wand überging und sich ein Stockwerk höher fortsetzte. Wenn sie es bis dorthin schafften, hatten sie eine gute Chance.
    Sie würdigte Alica keines Wortes, sondern ging los und registrierte erleichtert, dass jemand so freundlich gewesen war, Steigeisen in die Wand einzulassen. Wahrscheinlich hatte es in der unter ihnen auch welche gegeben, und sie hatten sie bei der herrschenden Dunkelheit bloß nicht gesehen.
    Vorsichtshalber kletterte Pia diesmal als Erste hinauf. Das Dach, auf das sie gelangte, war flach und mit zerrissener zäher Pappe gedeckt, die so oft in der Sonnenhitze geschmolzen und wieder erstarrt war, dass sie wie ein schwarzer Sumpf aussah, und sich auch so anfühlte. Jede ihrer Bewegungen verursachte schmatzende Geräusche und ein unangenehmes Ziehen auf der Haut, als sie sich auf den Bauch sinken ließ und dann rasch herumdrehte, um nach Alica zu sehen.
    Diese überraschte sie schon wieder, denn sie folgte ihr dichtauf und mit solchem Geschick, dass Pia der böse Verdacht kam, ihre vermeintliche Unbeholfenheit gerade eben sei möglicherweise nur gespielt gewesen. Vielleicht fand Alica das Ganze hier ja irgendwie lustig. Pia griff trotzdem zu, um ihr auf dem letzten Stück zu helfen, zog sie zu sich herauf und aus der gleichen Bewegung heraus nach unten.
    »Igitt!«, nörgelte

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