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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seine Verachtung zu zeigen, nahm der Hochkönig ihr zwar all ihre Zauberkräfte, aber nicht das Leben. Er zwang sie …«
    »… im Bordell zu arbeiten«, vermutete Alica, nachdem Pia übersetzt hatte.
    »Ja«, bestätigte Brack. »Ein jeder konnte sie haben, ganz gleich ob von edlem Geblüt oder der geringste Tagelöhner, Dieb oder Räuber. Und jedes Mal, wenn Gaylen sich weigerte, einem Mann zu Diensten zu sein, ließ der Hochkönig hundert Kriegsgefangene vor ihren Augen hinrichten. Am Schluss, so heißt es, ertrug sie es nicht mehr und nahm sich das Leben.«
    »Das ist … eine ziemlich traurige Geschichte«, sagte Pia betroffen. Und sie sagte es nicht nur so. Bracks Worte, so theatralisch sie auch geklungen hatten – während er sprach, hatten sich seine Stimme und auch seine Wortwahl fast unmerklich verändert; er erzählte nicht einfach, er rezitierte –, stimmten sie traurig. Es waren nicht seine Worte, die er wiedergab, sondern die einer uralten Legende. Aber eben nicht nur einer Legende. Da war eine Wahrhaftigkeit in seinen Worten, die sie schaudern ließ. Sie glaubte den Schmerz der Frau zu spüren, die ihren Namen trug, die entsetzlichen Qualen, die ihr Körper und ihre Seele ausgestanden hatten.
    »Aber ich verstehe trotzdem nicht …«
    »Die Geschichte ist noch nicht zu Ende«, unterbrach sie Brack. »Der Krieg endete mit Gaylens Tod, denn mit ihr erlosch auch der größte Teil der Magie der Elfen. Ihre lebenden Schiffe fuhren nicht mehr, ihre Drachen flogen nicht mehr, und der Krieg war vorbei. Die letzten Elfenkrieger flohen, doch sie prophezeiten, dass Gaylen eines Tages wiederkehren würde, wiedergeboren und stärker und mächtiger als zuvor. Sie prophezeiten den Tag, an dem Prinzessin Gaylen zurückkehrt, und mit ihr die Kraft des alten Elfenzaubers. Daraufhin befahl der Hochkönig, dass fortan alle Frauen in den Freudenhäusern helles Haar zu tragen hätten und groß wie eine Elfe sein müssten. Auf diese Weise zeigen wir den Elfen noch heute unsere Verachtung.«
    »Reizender Zeitgenosse«, sagte Alica, nachdem Pia übersetzt hatte. Sie versuchte zu lachen, aber es misslang, und auch der flapsige Ton ihrer Stimme verfehlte seine Wirkung. Ihr Blick irrte immer wieder zu Pias Gesicht und Haar.
    »Und dieser Hochkönig und die Dunkelelfen?«, fragte Pia. »Was ist mit ihnen passiert?«
    »Niemand weiß das«, antwortete Brack. »Sie verschwanden einfach. Manche sagen, dass Gaylens Tod auch ihnen den Untergang brachte, denn letzten Endes war sie der Quell der Elfenmagie, und auch die Dunkelelfen entstammen demselben Volk. Andere sagen, man kann ihre Stimmen hören, wenn man nach Dunkelwerden in den Turm des Hochkönigs geht, und manchmal auch ihre Schatten sehen.« Er lachte. »Du weißt ja, wie das mit Legenden ist, Mädchen. Die Menschen erzählen sie wieder und wieder und wieder, und jedes Mal dichten sie ein kleines bisschen dazu, bis niemand mehr weiß, was wirklich war. Ich glaube nicht an Geister.«
    Nein , dachte Pia. Nur an verzauberte Schuhe und menschenfressende Bäume.
    »Du hast gefragt«, sagte Brack. Es klang fast entschuldigend.
    »Elfenprinzessin?«, murmelte Alica.
    Pia tat so, als hätte sie es nicht gehört. »Es ist ja nur eine Legende«, sagte sie leichthin. »Aber sie erklärt manches.«
    »Und für dich mit erheblichen Konsequenzen, Pia.« Brack machte ein ernstes Gesicht. »Niemand wird dich ernsthaft für die wiedergeborene Gaylen halten, aber du erregst Aufsehen. Ganz abgesehen davon, dass dir niemand eine Anstellung geben wird.«
    »Außer Malu.«
    »Außer Malu.« Brack grinste knapp und wurde sofort wieder ernst. »Man wird Fragen stellen. Man wird euch Fragen stellen.«
    »So wie du.«
    »So wie ich«, bestätigte Brack. »Woher kommt ihr?«
    Pia sah ihn lange an. Bestimmt eine Minute. »Das ist wirklich nicht so leicht zu erklären«, sagte sie schließlich. »Aber nicht aus der Elfenwelt, wenn es das ist, was dich beunruhigt.« Sie seufzte. »Ich wollte, es wäre so einfach.«
    »Einfach?«
    »Nun ja, dann würde ich einen Zauberspruch aufsagen, und wir wären wieder zu Hause. So …«
    »Wenn ihr wieder zurückwollt, dann wäre es von Nutzen, wenn ihr wüsstet, wohin«, erwiderte Brack leicht amüsiert. Sein Blick blieb jedoch ernst.
    »Wenn ich das wüsste«, murmelte Pia. »Ich kann es dir nicht sagen. Nicht, weil ich es nicht will. Es … geht nicht.«
    Zu ihrem Erstaunen nahm Brack diese Antwort hin, ohne noch einmal nachzufragen; vielleicht weil sie in so

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