Elfenglanz
kommen noch mehr. Wir haben versucht, sie aufzuhalten …«
Er erstarrte vor Schreck, als er Yukis mitgenommene Blüte sah. »Oh Göttin der Erde und des Himmels! Ist das …?«
Doch von hinten stürzte sich der Ork auf ihn und sie durchbrachen eine weitere Wand.
»Ich hatte dir befohlen, das verdammte Ding abzuschneiden«, fauchte Klea Yuki an. Die Pistole in ihrer Hand zitterte – mit Sicherheit vor Wut statt vor Angst –, doch Laurel wagte es nicht, sich zu rühren. »Das hast du jetzt davon!«
Klea hob eine Hand zu ihrer Verteidigung, als Shar noch ein Messer durch die Luft schleuderte. Die Klinge schlug ihr eine Pistole aus der Hand, doch sie richtete die andere auf Shar und schoss. Der Knall dröhnte in Laurels Ohren, als Shar getroffen rückwärts taumelte, eine Hand auf die Schulter legte und an der Wand nach unten sank.
Tamani ergriff die Gelegenheit und stürzte sich auf Klea, die jedoch einen Schritt zur Seite trat und sein Handgelenk ergriff. Sie wirbelte ihn durch die Luft und warf ihn auf den Boden.
»Tam!«, rief Shar unter Schmerzen und versuchte aufzustehen.
Doch Tamani war schon wieder auf den Beinen und hielt ein langes silbernes Messer in der Hand. Laurel hatte nicht einmal gesehen, dass er es aus der Scheide gezogen hatte. Klea griff ihn unglaublich schnell an, so anmutig, dass ihre Bewegungen an einen Tanz erinnerten. Sie wich Tamanis Stichversuchen geschickt aus und schlug ihm dann mit dem Pistolengriff ins Gesicht. Ein tiefer Schnitt zog sich über seine Wange. Als sie ihm einen weiteren Schlag auf das Handgelenk versetzte, ließ er das Messer fallen, das wie aus eigenem Willen in Kleas Hand flog.
Tamani wich zwei Schritte zurück und wehrte Kleas Vorstöße ab, doch da er keine Waffe mehr hatte, mit der er ihre Angriffe parieren konnte, bestand sein Hemd bald nur noch aus Fetzen, die mit dem Pflanzensaft aus vielen oberflächlichen Wunden auf Brust und Armen getränkt waren.
Laurel, die sich die Pistole schnappen wollte, die Klea hatte fallen lassen, bemerkte aus dem Augenwinkel flatternde rote Flügel. Es ging ihr bis ins Mark, als eins der Blütenblätter aus dem angenagelten Rosenstrauß wie eine Feder kreiselnd durch den Luftzug schwebte. Gleich würde das unschuldige Pflanzenteilchen den Kreis unterbrechen und mit Hilfe von Yukis außergewöhnlichen Kräften zu einer tödlichen Waffe werden.
Und Laurel war zu weit weg – nie im Leben würde sie es rechtzeitig erreichen.
»Shar!«, rief sie, doch er hatte sich zwischen Klea und Tamani geworfen und schwenkte den Stuhl wie einen improvisierten Schild.
»Hau mit ihr ab!«, schrie Shar, als Klea ihm mit einem Fußtritt den Stuhl aus den Händen kickte. »Sofort!«
Die Welt verschwamm vor Laurels Augen, als Tamani sie umschlang, sie zur zerstörten Mauer zerrte und hinausstieß. Sie wollte schreien, doch da landete sie schon hart auf dem Boden und bekam keine Luft mehr. Gemeinsam rollten sie über den Erdboden, bis es nicht mehr weiter ging und Laurel drei Meter über sich die Wand mit dem Loch entdeckte, das Aarons Ork hinein geschlagen hatte.
»Komm weiter«, sagte Tamani und zog sie schon wieder hoch, obwohl sich noch alles drehte. Sie folgte ihm blindlings, die rechte Hand in der seinen, während er sich durch Schutt und Mauerreste schlängelte.
Als es plötzlich wieder laut wurde, Holz splitterte und ein starker Luftzug zu spüren war, blieben sie kurz stehen. »Der Kreis ist unterbrochen«, stöhnte Tamani. Der Lärm hielt an, als sie um das Gebäude gingen. Auf der anderen Seite drückte Tamani Laurel an die Hauswand. »Überall Orks«, flüsterte er so nah an ihrem Ohr, dass seine Lippen ihre Haut streiften. »Wir schaffen es nicht zu meinem Auto, wir müssen rennen. In Ordnung?«
Laurel nickte. Sie hörte die knurrenden Orks sogar über dem ohrenbetäubenden Lärm zerberstenden Holzes. Tamani nahm sie fest an der Hand und zog sie mit sich. Laurel wollte sich umsehen, doch Tamani hielt sie davon ab, indem er einen Finger an ihr Kinn legte und ihr Gesicht wieder nach vorne drehte. »Lass es«, sagte er leise, lief mit ihr über das offene Gelände und blieb erst wieder stehen, als sie die relative Sicherheit des Waldrandes erreicht hatten.
»Meinst du, Shar schafft es?«, fragte Laurel mit bebender Stimme, als sie durch den Wald liefen. Tamani stolperte unbeholfen weiter, hielt aber ihre Hand ganz fest, während er die andere an seine Seite drückte.
»Mit Klea wird er schon fertig«, sagte Tamani. »Das Wichtigste
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