Elfenglanz
ist jetzt, dass wir dich in Sicherheit bringen.«
»Warum hat er sie Callista genannt?«, keuchte Laurel. Nichts von dem, was in den vergangenen Minuten geschehen war, ergab für sie einen Sinn.
»Er hat sie früher unter diesem Namen gekannt«, antwortete Tamani. »Callista ist eine wahre Legende bei den Wachposten. Sie ist an der Akademie als Mixerin ausgebildet worden und wurde bereits ins Exil geschickt, bevor du auch nur gesprossen bist. Angeblich wurde sie verbrannt. Shar hat zugesehen. Das war damals in Japan.«
»Aber sie hat ihren Tod nur vorgetäuscht?«
»Sieht so aus. Und das muss sie gut gemacht haben – du weißt ja, wie gründlich Shar ist.«
»Warum wurde sie verbannt?«, japste Laurel.
Tamani franste sich mühsam durch den Wald und seine Stimme zitterte so sehr, dass Laurel ihn kaum verstehen konnte. »Shar hat mir erzählt, dass sie mit unnatürlicher Magie experimentiert hat, mit Elfengift … also im Grunde mit botanischen Waffen.«
Hatte Katya ihr nicht im vorletzten Sommer von einer Elfe erzählt, die es zu weit getrieben hatte? Das musste sie sein. Laurel wurde schlecht bei der Vorstellung einer Mixerin, die an der Akademie so böse Gifte gemischt hatte, dass man sie dafür verbannt hatte. Auch ohne Magie hatte sie schon genug Angst vor Klea.
Schweigend liefen sie weiter, bis sie endlich an den schmalen Pfad gelangten, den Tamani in den vergangenen Monaten hundertfach gelaufen war.
»Und du glaubst trotzdem, dass er gegen sie ankommt?«, fragte Laurel.
Tamani zögerte. »Shar ist ein fantastischer Locker. Wie der Rattenfänger, von dem ich dir neulich erzählt habe. Er kann Menschen aus großer Entfernung kontrollieren und seine Fähigkeit zur Manipulation ist höher entwickelt als bei den meisten Lockern. Jedenfalls ist er viel besser als ich«, erwiderte er. »Er … er kann diese Fähigkeit gegen sie einsetzen. Das hilft bestimmt.«
»Du meinst, er wird sie … unter seine Kontrolle bringen?« Laurel konnte ihm nicht ganz folgen.
»Lass es mich so sagen: Ein Kampf gegen Shar in einem Haus voller Menschen ist eine sehr schlechte Idee.«
Opfer . Der Groschen war gefallen. Menschliche Hindernisse in Kleas Weg oder Soldaten, die sie gegen ihren Willen angreifen. Sie musste schlucken und wollte nicht länger darüber nachdenken. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, nicht hinzufallen, weil Tamani so schnell lief, dass sie kaum mithalten konnte.
Kurz darauf kamen ihr die Bäume bekannt vor, denn sie näherten sich der Rückseite ihres Hauses. Als er in den Hof lief, pfiff Tamani schrill und trillernd. Auf dieses Zeichen hin sprang Aarons Stellvertreter, ein großer dunkelhäutiger Elf namens Silve aus den Sträuchern.
»Sie sind überall, Tam!«
»Es ist noch schlimmer«, antwortete Tamani und rang nach Luft.
Laurel blieb stehen, stützte die Hände auf die Knie und atmete abgerissen ein und aus, während Tamani Silve die Lage erklärte. Silve protestierte stammelnd, als Tamani ihn über all die Details informierte, die er und Shar geheim gehalten hatten.
»Wir haben keine Zeit für lange Erklärungen«, schnitt Tamani ihm das Wort ab. »Shar braucht sofort Verstärkung.« Die beiden Wachposten nahmen sich nur wenige kostbare Sekunden Zeit, um die Truppen aufzuteilen. Dann brüllte Silve sein Kommando ins Gebüsch.
Tamani legte schützend eine Hand um Laurels Taille und führte sie zur Hintertür, ohne den Waldrand aus den Augen zu lassen.
In der Küche trafen sie auf Laurels Mutter, die einen leichten Morgenrock trug und sie besorgt ansah. »Laurel? Wo warst du? Und was …?« Sie zeigte wortlos auf Tamanis nasses, zerrissenes Hemd.
»Ist Chelsea hier?«, erkundigte sich Laurel, um den mütterlichen Fragen auszuweichen. Im Augenblick hatte sie keine Zeit dafür.
»Das weiß ich nicht. Ich dachte, ihr liegt in euren Betten.« Als sie Tamani noch mal ansah, der gerade vor Schmerzen das Gesicht verzog, wurde sie blass. »Schon wieder Orks?«, flüsterte sie.
»Ich sehe nach Chelsea«, sagte Laurel und schob Tamani sanft auf einen Barhocker.
Sie lief die Treppe hoch und schob die Tür vorsichtig auf, bis sie Chelseas unverwechselbare Locken auf dem Kopfkissen entdeckte. Dann schloss sie die Tür wieder und seufzte. Vor Erleichterung sank sie auf den Teppichboden und verharrte kurz, bis sie Schritte hörte. Ihr Vater schlurfte verschlafen in den Flur. »Was ist los, Laurel? Ist mit dir alles in Ordnung?«
Die Lawine der Ereignisse, die ihr Leben in den letzten
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