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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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einem Zopf gebunden trug. Er hatte ein trübes Auge, das weißlich schimmerte und seltsam aussah. Metallpiercings durchzogen seine Haut. Seine Ohren funkelten vor Ringen, einige davon dick wie Würmer, und an beiden Wangen prangten wahre Balken, wie um die Knochen zu betonen. Außerdem trug er einen Nasenring und die Unterlippe war ebenfalls gepierct. Als er aufstand, sah Val, dass er eine dicke schwarze Jacke über einer weiten, zerrissenen Jeans trug. Dave kletterte auf einer selbstgemachten Leiter aus Holzbrettern nach oben und Lolli und Val folgten ihm.
    Val drehte sich einmal um sich selbst. Auf einer Mauer entdeckte sie ein gesprühtes Muster, das die Worte »für nimmer und immer« enthielt.
    »Sie findet es toll«, sagte Lolli. Ihr Echo hallte durch den Tunnel.
    Dave zog die Nase hoch und ging zum Grill. Dann holte er platt gedrückte Kippen aus seiner Kuriertasche, warf sie in einen abgeschlagenen Becher und stapelte Dosen mit Pfirsichen und Kaffee.
    Der Junge mit den Piercings zündete sich einen Zigarettenstummel
an und nahm einen tiefen Zug. »Wer zum Teufel ist das?«
    »Val«, sagte Val, bevor Lolli antworten konnte. Val trat von einem Bein aufs andere, weil ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie nicht zurückfinden würde.
    »Sie ist meine neue Freundin«, sagte Lollipop und machte es sich in einem Nest aus Decken bequem.
    Der gepiercte Junge verzog das Gesicht. »Und was ist mit ihren Haaren? Hat sie Krebs, oder was?«
    »Ich habe sie abgeschnitten«, versetzte Val. Aus irgendeinem Grund brachte ihre Antwort den Gepiercten und Dave zum Lachen. Lolli sah aus, als wäre sie mit ihr zufrieden.
    »Falls du es noch nicht erraten hast, das ist Luis«, sagte Lolli.
    »Gibt es nicht schon genug Leute, die von selbst hier runterkommen? Müsst ihr zwei auch noch Fremdenführer spielen?«, fragte Luis, aber er bekam keine Antwort. Vielleicht war die Frage nur rhetorisch.
    Val merkte auf einmal, wie erschöpft sie war. Sie setzte sich auf eine Matratze und zog sich eine Decke über den Kopf. Lolli sagte etwas, aber die Mischung aus Likör, nachlassender Angst und Müdigkeit war überwältigend. Sie konnte immer noch nach Hause gehen, am nächsten Morgen oder in ein paar Tagen. Irgendwann, nur nicht jetzt.
    Als sie einschlief, krabbelte Lollis Katze auf ihr herum und jagte Schatten. Val streckte die Hand nach ihr aus und vergrub die Finger in ihrem kurzen weichen, Fell. Das Kätzchen war wirklich noch klein, aber jetzt schon verrückt.

3
    Ich fand in den Wäldern die warmen Höhlen,
Füllte sie mit Tiegeln, Schnitzwerk, Regalen,
Schränken, Seide, zahllosen Gütern;
Kochte Abendessen für Würmer und Elfen.
    ANNE SEXTON, »HER KIND«

    M it verkrampften Muskeln schoss Val aus dem Schlaf. Sie war auf der Stelle hellwach und ihr Herz raste. Beinahe hätte sie geschrien, aber ihr fiel gerade noch ein, wo sie war. Nach ihrer Schätzung war es Nachmittag, obwohl es im Tunnel noch immer dunkel war; nur die verlöschenden Kerzen gaben Licht. Auf der Matratze neben ihr hatte Lolli sich mit dem Rücken an Luis geschmiegt, der einen Arm um sie gelegt hatte. Dave lag auf ihrer anderen Seite, in eine schmutzige Decke gewickelt. Sein Kopf neigte sich Lolli zu wie der Ast eines Baumes zur Sonne.
    Val vergrub den Kopf tiefer in der Tagesdecke, obwohl sie leicht nach Katzenpisse stank. Sie war immer noch müde, aber ausgeruhter als vorher.
    Als sie so dalag, fiel ihr wieder ein, wie sie vor ein paar Wochen mit Tom College-Kataloge durchgeblättert hatte. Er hatte über ein College in Kansas geredet, mit einem
anständigen Anglistik-Department, das nicht total überteuert war. »Und guck mal«, hatte er gesagt, »sie haben ein Mädchen-Lacrosse-Team«, als wären sie vielleicht nach der Highschool noch zusammen. Sie hatte gelächelt und ihn geküsst, während sie noch lächelte. Sie hatte ihn gerne geküsst; er wusste immer genau, wie er zurückküssen musste. Bei der Vorstellung tat ihr alles weh; sie fühlte sich dumm und betrogen.
    Val wäre am liebsten wieder eingeschlafen, aber da das nicht ging, blieb sie still liegen, bis sie dringend musste. Sie hockte sich breitbeinig über einen stinkenden Eimer, den sie in einer Ecke gefunden hatte. Ihre Jeans und den Slip hatte sie so weit wie nötig runtergezogen und versuchte nun, das Gleichgewicht zu halten. Sie redete sich ein, dass es nichts anderes war, als wenn man beim Autofahren musste und es keinen Rastplatz gab. Dann ging man eben ins Gebüsch. Hier gab es weder

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