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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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hinten sinken ließ, mit wallendem Haar, in der Ferne ein schönes Haus.
    Die Schrift war immer verschlungen, oft goldgeprägt. Wetten, dass es in keinem dieser Bücher darum ging, wie man mit dem Freund der Tochter ins Bett ging? Das hätte sie ja gern mal auf so einem Titel gesehen: einen Jugendlichen und eine Alte mit zu viel Make-up und Falten am Mund.
    »Wer will denn so einen Scheiß lesen?«
    Dave zuckte die Achseln, nahm die Kiste unter den Arm und schlug einen Roman auf. Er las ihr nichts vor, aber sein Mund bewegte sich, während er beim Gehen die Seite überflog.
    Schweigend liefen sie eine Weile nebeneinanderher, bis Val auf das Buch in seiner Hand zeigte. »Und, worum geht’s?«
    »Weiß ich noch nicht«, antwortete Dave. Er klang verärgert. Sie gingen wortlos weiter, Dave mit der Nase im Buch.
    »Guck mal.« Val zeigte auf einen Holzstuhl, dessen Sitzfläche verschwunden war.

    Dave betrachtete ihn kritisch. »Nee. So was kann man schlecht verkaufen. Oder willst du ihn für dich selbst?«
    »Was soll ich denn damit?«, fragte Val.
    Mit einem Schulterzucken wandte Dave sich ab und ging durch ein schwarzes Tor, das in einen weitläufigen Park führte. Das Buch warf er zu den anderen in die Kiste. Val blieb stehen, um die Plakette zu lesen: Seward Park. Die hohen Bäume legten ihre Schatten über die verlassenen Schaukeln und Klettertürme. Gelbe und braune Blätter bildeten einen Teppich auf dem Beton. Val und Dave kamen an einem ausgetrockneten Brunnen mit steinernen Seehunden vorbei, die aussahen, als würden sie im Sommer Wasser spucken, damit Kinder darunter durchlaufen konnten. Aus einem braun gebrannten Rasenstück lugte die Statue eines Wolfs hervor.
    Dave strebte rasch auf ein eingezäuntes angrenzendes Gelände zu, das an ein Nebengebäude der New Yorker Stadtbibliothek grenzte. Als Dave durch ein Loch im Zaun schlüpfte, folgte Val ihm in einen japanischen Garten in Miniaturformat. Glatte schwarze Steine lagen zu unterschiedlich hohen Haufen getürmt.
    »Warte hier«, sagte Dave.
    Er zog einen kleinen gefalteten Zettel unter einem Steinhaufen hervor. Kurz darauf war er schon wieder außerhalb des Zauns und faltete den Zettel auseinander.
    »Was steht denn da?«, wollte Val wissen.
    Grinsend hielt Dave ihr den Zettel hin. Es stand nichts darauf.

    »Guck mal.« Er zerknüllte das Papier und warf es in die Luft. Der Zettel flog geradewegs nach unten auf den Weg, änderte dann aber plötzlich die Richtung, wie von einem starken Windstoß getragen. Val sah erstaunt zu, wie die Papierkugel weiterrollte, bis sie am Fuß einer Rutsche liegen blieb.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Val.
    Dave griff unter die Rutsche und riss etwas ab, das dort festgeklebt war. »Hauptsache, du sagst Luis nichts.«
    »Sagst du das eigentlich immer?« Val betrachtete das Ding in Daves Hand, eine Bierflasche, die mit Wachs versiegelt war. Um den Flaschenhals hing an einem faserigen Bindfaden ein weiterer Zettel. Die Flasche war mit sirupfarbenem Sand gefüllt, der je nach Neigung der Flasche hin und her glitt, wobei ein lila Schimmer zu sehen war. »Was wäre schon dabei?«
    »Val, wenn du nicht bereit bist, Lolli zu glauben, werde ich nicht mit dir streiten. Sie hat dir schon viel zu viel erzählt. Aber gesetzt den Fall, du hättest Lolli auch nur eine Minute lang geglaubt - dass Luis eine ganze Welt sehen kann, die wir anderen nicht sehen können -, dann sagen wir mal, er erledigt gewisse Dinge in ihrem Auftrag.«
    »In wessen Auftrag?« Val war sich nicht sicher, ob das ganze eine Verschwörung war, damit sie vollends verrückt wurde, oder nicht.
    Dave ging in die Hocke, prüfte mit einem raschen Blick, wo die Sonne stand und entkorkte die Flasche, sodass das Wachs am Flaschenhals abbröckelte. Dann siebte
er einen kleinen Teil des Inhalts in eine kleine Plastiktüte, wie Val sie bei Lolli gesehen hatte, als sie daraus die Droge nahm. Die Tüte steckte er in die Vordertasche seiner Jeans.
    »Na sag schon, was ist denn das nun?«, fragte Val, aber ihre Stimme war jetzt gedämpft.
    »Ich lüge nicht, wenn ich sage, ich habe keinen blassen Schimmer«, antwortete Dave. »Ich muss jetzt los, um das abzugeben. Du kannst mitkommen, aber wenn wir da sind, darfst du nicht mit reinkommen.«
    »Ist das das Zeug, das Lolli gedrückt hat?«, fragte Val.
    Dave zögerte.
    »Ehrlich«, sagte Val, »ich kann auch gleich Lolli fragen.«
    »Du darfst nicht alles glauben, was Lolli erzählt.«
    »Was soll das jetzt wieder

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