Elfenherz
Flaschen mit braunem Sand gesehen, der etwas mit Gerüchten einer seltsamen Lady von der Upper West Side über ermordete Baumgeister zu tun hatte. Eins stand jedoch fest: Sie wollte nicht blind und dumm sein, wie ein gewisses Mädchen, das nicht mal merkte, dass ihre Mutter und ihr Freund Sex hatten, es sei denn, sie sah es mit eigenen Augen. Sie wollte die Wahrheit wissen.
Als Val auf den Platz an der Leonard Street zuging, entdeckte sie Luis. Er saß auf einem Vorsprung und trank etwas aus einer blauen Glasflasche. Ein zierliches Mädchen mit aufgedunsenem Bauch und Turnschuhen, die nicht zusammenpassten,
saß neben ihm und rauchte mit zitternden Fingern eine Zigarette. Aus nächster Nähe sah Val, dass ihre Fersen wund und eitrig waren. Es war fast niemand mehr auf den Straßen, nur noch eine Sicherheitsbeamtin auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die immer wieder an den Bordstein ging und dann im Gebäude verschwand.
»Was machst du denn noch hier?«, fragte Luis und starrte zu ihr hoch. Der Blick aus seinem trüben Auge brachte sie aus der Fassung.
»Wenn du mir sagst, wo Lolli ist, verschwinde ich sofort wieder«, antwortete Val.
Luis zeigte gerade mit dem Kinn auf das Gitter im Betonboden, als Dave auf sie zukam.
Das Mädchen ließ die Zigarette fallen und langte danach. Als ihre Finger den brennenden Stummel streiften, zuckte sie nicht etwa zusammen, sondern steckte ihn einfach wieder in den Mund.
»Was hast du getan?«, fragte Luis Dave und reckte das Kinn vor. »Was ist passiert?«
Dave musterte die parkenden Autos, die in Reih und Glied an der Straße standen. »Ich bin nicht schuld.«
Luis schloss die Augen. »Du bist so ein Scheißidiot.«
Dave sagte noch etwas, aber Val ging schon zu dem Wartungseingang, dem Gitter, das sie und Dave am Nachmittag herausgenommen hatten. Sie ging auf alle viere, zog an dem losen Ende der Gitterstäbe und stieg die Treppe hinunter.
»Lolli?«, rief sie in die Dunkelheit hinunter.
»Hier«, kam die schläfrige Antwort.
Val kletterte über die Matratzen und Decken dorthin, wo sie in der vergangenen Nacht geschlafen hatte. Ihr Rucksack war nicht da, wo sie ihn hatte liegen lassen. Sie stöberte mit dem Fuß in den schmutzigen Sachen. Nichts.
»Wo ist mein Rucksack?«
»Wenn du Pennern deine Sachen anvertraust, musst du dich nicht wundern.« Lolli lachte und hielt den Rucksack hoch. »Hier. Reg dich ab.«
Val öffnete den Rucksack. Es war noch alles drin, der Rasierer voller Haare und die dreizehn Dollar steckten sorgsam gefaltet in ihrer Brieftasche direkt neben ihrer Fahrkarte. Sogar ihre Kaugummis waren noch da. »Entschuldige«, sagte Val und setzte sich.
»Traust du uns nicht?« Lolli grinste.
»Weißt du was? Ich hab etwas gesehen und ich weiß nicht, was das war, und ich hab keinen Bock mehr auf Verarsche.«
Lolli setzte sich und zog die Knie an die Brust. Sie sperrte die Augen weit auf und lächelte noch breiter. »Du hast eine von ihnen gesehen!«
Das Bild der ziegenfüßigen Frau schwebte unangenehm vor Vals innerem Auge. »Ich weiß, was du gleich sagst, aber ich glaube nicht, dass es eine Elfe war.«
»Und was, glaubst du, war es dann?«
»Keine Ahnung. Vielleicht haben mir meine Augen einen Streich gespielt.« Val setzte sich auf eine umgedrehte Tangelokiste. Es knackte, aber sie trug ihr Gewicht. »Das ist alles Unsinn.«
»Glaube so viel, wie du ertragen kannst.«
»Aber - hallo, Elfen? À la ›heben Sie jetzt die Hand, wenn Sie an Elfen glauben‹?«
Lolli machte ein schnaubendes Geräusch. »Du hast eine gesehen. Erzähle es mir.«
»Ich hab es dir schon erzählt. Ich hab schon gesagt, ich weiß nicht, was ich gesehen habe. Eine Frau mit Ziegenfüßen? Dass du was Komisches gedrückt hast? Tanzende Zettel? Ergibt das für dich einen Sinn?«
Lolli schmollte.
»Woher weißt du denn, dass das alles echt ist?«, wollte Val wissen.
»Der Trolltunnel«, sagte Lolli. »Dafür gibt es keine rationale Erklärung.«
»Troll?«
»Luis hat einen Handel mit ihm abgeschlossen. Das war, als auf Dave und seine Mutter geschossen wurde. Die Mutter war schon tot, als der Krankenwagen kam, aber Dave lag eine Weile im Krankenhaus. Luis versprach dem Troll, ihm ein Jahr lang zu dienen, wenn er Dave das Leben rettete.«
»Das ist der, für den Dave diese Lieferungen macht?«, fragte Val.
»Er hat dich mitgenommen?« Lolli stieß die Luft aus, als wollte sie lachen. »Wow, er kann wirklich kein Geheimnis für sich behalten.«
»Was ist denn
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