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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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Pfützen weiter, tauchte unter dem Plastik durch und gelangte in einen großen, von Wurzeln überwucherten Raum. Sie hingen überall hinunter, lange federartige Ranken durchzogen das tiefere Wasser. Dicke Wurzelstämme hatten die Betondecke durchstoßen, verjüngten sich nach oben und verbreiterten sich wieder. Doch das Seltsamste waren die Früchte, die von ihnen herabhingen wie von Ästen. Blasse Kugeln wuchsen aus den haarigen Spiralen, von keiner Sonne erwärmt und von keiner Erde genährt. Val trat näher an die Früchte heran. Die Schale war milchig und durchsichtig, darunter rosig, als wäre sie im Herzen rot.
    Lolli berührte eine. »Sie sind warm«, sagte sie.
    Erst da bemerkte Val die rostige Treppe, deren Geländer mit durchweichtem Stoff umwickelt war.
    An der untersten Stufe zögerte sie. Nach einem weiteren Blick auf den kopfstehenden Baum redete sie sich ein, alles wäre einfach nur schräg, aber noch lange nicht übernatürlich. Es spielte keine Rolle, dafür war es zu spät.
    Val nahm die ersten Stufen. Mit jedem Schritt knirschte die Treppe, die in diffuses Licht getaucht war. Als über ihnen die U-Bahnen vorbeidonnerten, regnete es dünnen Puder, der an den tropfnassen Wänden hängen blieb. Sie kletterten die Wendeltreppe empor, höher und immer höher bis zu einem Flügelfenster, verhangen mit alten Laken, die mit Nägeln befestigt worden waren. Val lehnte sich über
das Geländer und schob den Stoff beiseite. Zu ihrer Überraschung sah sie einen Basketballplatz, Wohnhäuser, den Highway und den Fluss dahinter - alles glitzernd wie eine Lichterkette. Sie befand sich innerhalb der Manhattan Bridge.
    Dann ging sie weiter, bis sie schließlich in ein weiträumiges Zimmer gelangte, mit Rohren und dicken Leitungen an der Decke und schweren Holzleitern an beiden Seiten der Mauer. Der Raum diente offenbar als Lager für Wartungsarbeiten. Auf den behelfsmäßigen Regalen standen Bücher, auch am Boden stapelten sich alte, zerlesene Bände. In der Nähe der Tür hatte jemand eine Sperrholzplatte auf mehrere Dutzend Betonziegel gelegt. An einer Seite standen Marmeladegläser aufgereiht, an denen ein Schwert lehnte, das aussah, als sei es aus Glas.
    Val ging näher heran und streckte gerade die Hand danach aus, als etwas auf sie herabfiel. Es war kalt, nicht greifbar, eine schwere nasse Decke, und es dehnte sich aus, wie um sie unter sich zu begraben. Das Ding nahm ihr Sicht und Atem. Val warf die Hände nach oben und ging mit den Fingern auf das feuchte Zeug los, das unter ihren kurzen scharfen Nägeln nachgab. Wie aus weiter Ferne hörte sie Lolli kreischen. Allmählich sah sie nur noch Pünktchen und tastete blind nach dem Schwert. Als ihre Hand über die Klinge strich, schnitt sie sich leicht die Finger, fand dann aber schnell das Heft.
    Val nahm alle Kraft zusammen und schwang das Schwert in Richtung ihrer Schulter. Das Ding glitt von ihr
ab und einen schwindeligen Augenblick lang bekam sie wieder Luft. Sie wedelte mit dem Schwert wie mit einem Lacrosseschläger und hackte auf das weiße, knochenlose Wesen ein, das erneut angriff. Mit seinem gedehnten Gesicht und den flachen Gliedern sah es aus wie eine bleiche, fleischige Papierpuppe. Auf einmal krümmte es sich am Boden und erschlaffte.
    Vals Hände zitterten. Sie versuchte, sich zu beruhigen, aber sie hörte nicht auf zu zittern, nicht einmal, als sie die Hände zu Fäusten ballte und ihre Fingernägel in den Handballen grub.
    »Was war das?«, fragte Lolli.
    Val schüttelte den Kopf. »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    »Wir müssen uns beeilen.« Lolli ging zum Schreibtisch und verstaute mehrere Glasgefäße in ihrer Tasche.
    »Was machst du da?«, fragte Val. »Los, raus hier.«
    »Ist ja schon gut«, sagte Lolli und suchte unter den Flaschen. »Ich komme.«
    In einem Marmeladeglas waren bündelweise Kräuter, ein anderes enthielt tote Wespen und ein drittes etwas, das wie verknotete Schuhbänder aus rotem Lakritz aussah. Einige Gläser hatten Etiketten: Apfelbeere, Ysop, Wermut und Mohn. In der Mitte der Sperrholzplatte stand ein Schneidebrett aus Marmor, auf dem stachelige grüne Kugeln darauf warteten, mit dem halbmondförmigen Messer aus Zinn zerhackt zu werden, das daneben lag.
    Verschiedene Sachen waren an der Wand befestigt: ein
Bonbonpapier, graue Kaugummimasse und eine Zigarettenkippe. Davor war jeweils eine Lupe aufgehängt, die nicht nur die Gegenstände, sondern auch die handschriftlichen Bezeichnungen darunter vergrößert

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