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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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der Größte unter ihnen den Kopf einziehen musste, die anderen jedoch gerade noch aufrecht stehen konnten. Die Wände bestanden aus grob behauenen Quadern, dicht aufeinandergeschichtet, ohne Mörtel, ohne jeglichen Putz oder Schmuck. In der Mitte des Raumes befand sich ein runder Sockel mit einer massiven fünfeckigen Steinplatte, in deren Oberfläche ein Pentagramm und Schriftzeichen eingraviert waren.
    «Wie mystisch», hauchte Fiona und fuhr mit den Fingern über den Stein. «Das Symbol der Hexen und Magier. Wie kommt das hierher?»
    Christliche Stätten sind oft heidnischen Ursprungs, dachte Aliénor, behielt diese Weisheit aber lieber für sich, um sich nicht auch als Klugscheißer anmachen lassen zu müssen. Trotz ihrer schmerzenden Füße hätte sie zu gerne erkundet, wohin die vier anderen Steintreppen führten, denn von jeder Seite des Fünfecks aus bestand Zugang zum Raum. Aber Lara hatte sie auf einmal an der Hand gepackt, als fürchtete sie, ihre Freundin könne zu neugierig sein.
    Bald wurde offensichtlich, dass Christof tatsächlich alles akribisch geplant hatte. Außer Getränken hatte er auch kleine Lautsprecher, die er mit seinem MP3-Player verband, und jede Menge Teelichter mitgenommen, ganz so, wie es seine Freundin Lara liebte. Und so verbreitete kurz darauf flackernder Kerzenschein eine fast romantische Atmosphäre in der Krypta.
    Elena und Nina hatten in jeder Spitze des Pentagramms ein Teelicht aufgestellt, die einen zarten Duft nach Zimt verströmten, der jedoch kaum gegen die Intensität der Räucherstäbchen ankam, die Tobi entzündet hatte, um den Modergeruch ein wenig zu übertünchen.
    Jeder schnappte sich eine Flasche. Sie prosteten sich zu und auf einmal redeten sie alle durcheinander, lachten und hüpften durch den fast leeren Raum.
    Tobi schlug seine Flasche gegen Laurins. «Komm schon, Alter. Spül’s runter. Gibt noch mehr Mädels.»
    Laurin nickte stumm und seine trübe Miene nahm allmählich entspanntere Züge an.
    «Heute ist eine gute Nacht», verkündete Fiona voller Inbrunst und hickste. Ihre Augen hatten einen fiebrigen Glanz, wie immer, wenn sie zu viel und zu schnell trank. Der Ausschnitt ihres hautengen Samtkleides war so tief, dass ihre Brüste fast herausgepresst wurden. Sie war nicht so schlank wie Lara, hatte aber ein hübsches herzförmiges Gesicht mit dunkelbraunen unschuldigen Kulleraugen. Laurins Augen verweilten häufiger und länger auf Fiona, als Tobi lieb war.
    «Heute passiert noch etwas! Und wisst ihr auch warum?»
    «Weil heute Vollmond ist», flüsterte Lara, als wäre es ein Geheimnis, das die Wände auf keinen Fall hören durften.
    «Genau.»
    Aliénor verkniff sich die Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. Was sollte schon geschehen? Sie würden sich sinnlos betrinken und irgendwann in den frühen Morgenstunden mit schwerem Kopf wieder zu sich kommen, falls das angesichts der muffigen Luft hier unten überhaupt möglich war und sie nicht alle erstickten. Stören würden sie gewiss niemanden, denn am Wochenende wurde bestimmt nicht gegraben und geforscht.
    Christof hatte die Musik laut aufgedreht. Eine metallische, rockige und eindringliche Musik, die bis in die Eingeweide eindrang und diese zum Beben brachte. Eigentlich entsprach sie nicht den Regeln der Eternal Romantics, aber niemand erhob Einspruch, denn sie war genau richtig, um den Alltag zu vergessen.
    Aliénor nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche, die jetzt die Runde machte und hustete. War das ein scharfes Zeug! Sie gab die Flasche Fiona und sah sich um.
    Christof und Lara hatten es sich Arm in Arm auf einer der Stufen bequem gemacht und knutschten heftig. Elena und Nina führten im Takt der Musik einen Tanz nach eigenen Vorstellungen auf, wobei sie den Altar umrundeten. Aliénor kicherte. Das Ganze hatte viel Ähnlichkeit mit einem Indianertanz. Ihre Körper warfen wild gestikulierende Schatten an die Wände. Tobi redete lautstark auf Laurin ein und prostete ihm alle paar Sekunden zu. Die beiden würden bald sturzbetrunken sein. Fiona hörte den beiden zu, den Arm um Tobis Schulter gelegt und mischte sich ab und zu ein, aber die Musik war zu laut, um etwas davon zu verstehen.
    Plötzlich schien es Aliénor, als würden die Wände sie belauern, als säßen Hunderte von Augen und Ohren darin, die sie in ihrem Tun beobachten und belauschten. Was für ein Blödsinn. Ihre Fantasie ging mal wieder mit ihr durch. Daran war bestimmt der Alkohol schuld. Zu wenig, um betäubt zu sein, und zu

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