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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Nordportal zu, hantierte auch dort kurz am Schloss. Das schmiedeeiserne Tor gab quietschend nach, als er sich schließlich dagegen lehnte. Die Tür führte zur Sakristei, die als Schatzkammer diente und deshalb mit Vitrinen und Schränken voller Kostbarkeiten gefüllt war.
    «Wow, geile Sachen», flüsterte Fiona ehrfürchtig. «Wieso gibt’s hier keine Alarmanlage?»
    «Gibt’s, ist aber gerade kaputt», erwiderte Christof.
    «Woher weißt du das?»
    «Betriebsgeheimnis», erwiderte er betont lässig.
    Christof schwenkte die Taschenlampe einige Male hin und her, bis er einen Vorhang entdeckte, der von der Decke bis zum Boden reichte. Er schob ihn zur Seite. Dahinter befand sich eine schmale Holztür, deren Türstock so niedrig war, dass sich alle außer Aliénor bücken mussten. Die anschließende Steintreppe führte steil nach unten.
    Nina, die als zweite hinter Christof ging, rutschte aus und konnte sich gerade noch an ihm festhalten. Die Tüte mit den Flaschen schlug hart gegen die Wand. Glas klirrte.
    «Scheiße!»
    «Pass doch auf!», schimpfte Christof.
    Steif und ein wenig ängstlich tastete Aliénor sich die glitschigen, teilweise ausgetretenen Stufen hinunter. Sie mussten schon ziemlich alt sein, wenn ihr Zustand so schlecht war.
    Die Luft wurde stickiger, je tiefer sie kamen. Der matte Schein der drei Taschenlampen bot kaum eine Orientierungshilfe. Aliénor erkannte lediglich, dass sich das Mauerwerk zwischendurch änderte, was vermutlich auf verschiedene Bauphasen schließen ließ.
    Endlich erreichten sie das Ende der Treppe, das in einen Gang weiterführte. Zwei Fackeln, wie man sie für Gartenpartys kaufen kann, wurden angezündet. Christof reichte sie an Tobi und Laurin weiter.
    «Ich hoffe, ihr seid alle gut zu Fuß.»
    Aliénor hörte das vergnügte Grinsen aus seiner Stimme heraus, auch wenn sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Er wusste genau, dass die Mädchen keine geeigneten Schuhe anhatten. Aber wen interessierte das. Schönheit vor Nützlichkeit.
    Der Gang war so schmal, dass sie nur hintereinander gehen konnten, und so niedrig, dass Aliénor bezweifelte, dass dies jemals als Fußgängertunnel gedacht gewesen war. Ihre Finger strichen über das Mauerwerk und die Fugen. Sorgfältig gesetzt, kalt, ein wenig feucht, aber nicht morsch.
    «Was ist das hier?», fragte Tobi von hinten.
    «Vermutlich Katakomben.»
    «Katakomben?», wiederholte Elena. «Ich dachte, die gibt’s nur in Rom, und da sind Nischen voller Gerippe drin.»
    Christof lachte. «Geschichte war noch nie deine Stärke, stimmt’s? Obwohl du als echter Eternal Romantic dafür mehr Interesse aufbringen solltest. Sind dir noch nie die Fragmente der römischen Stadtmauer in der Domgarage aufgefallen?»
    «Klugscheißer!»
    «Die ganze Domgegend ist von Kanälen und Gängen aus der Römerzeit und dem Mittelalter durchzogen, wie ein System aus Maulwurfsgängen.»
    Eine Zeitlang schwiegen alle. Jeder war damit beschäftigt aufzupassen, wo er hintrat und dass er nicht mehr als nötig mit der Kleidung an die Wände stieß. Zudem schleppten sie die Flaschen mit sich, die unbeschadet ankommen sollten.
    Aliénor fuhr erneut mit der Hand über die Steine. Kühl und rau fühlten sie sich an. Basalt und Tuffstein, hatte sie mal irgendwo gelesen.
    «Weißt du überhaupt, wohin wir gehen?», fragte Fiona misstrauisch, als Christof an einer Gabelung kurz die Taschenlampe hin- und herschwenkte, dann nach links abbog, kurz darauf wieder nach rechts.
    «Klar. Hast du Angst, dass wir uns verlaufen?» Er gab ein überlegenes, wieherndes Lachen von sich.
    Aliénor war sich ziemlich sicher, dass Christof nicht pokerte. Er würde sich keine Blöße geben, indem er sie in die Irre führte und sich den Spott der anderen zuzog.
    Die Enge und die Dunkelheit wirkten erdrückend.
    Aliénor hörte Lara hinter sich deutlich ein- und ausatmen, als vor ihnen eine Wendeltreppe aus Sandstein auftauchte und Christof hinaufstieg. Die Mädchen rafften ihre langen Kleider, um nicht auf den Saum zu treten.
    Aliénor fluchte innerlich. Sie liebte diese Kleidung, sie fühlte sich normalerweise sehr wohl darin, aber bei solchen komplizierten Wegen war sie ziemlich hinderlich. Die schlechte Luft schnürte ihr fast den Atem ab und ihr Rücken schmerzte auch schon wieder. Ob sie sich einen Wirbel blockiert hatte?
    Am Ende der Wendeltreppe befand sich eine unverschlossene Tür, die in einen größeren Gang mündete. Alle atmeten tief durch. Von irgendwoher strömte frische

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