Elfenkrieg
Gefahr nun zu tun war. Der simpelste und wohl auch beste Vorschlag war in einem der wenigen Momente gekommen, in denen Nevliin seinen Mund aufgemacht hatte. Eine von den Nebelgestalten müsse gefangen genommen werden, hatte er gemeint und damit sogleich eine wilde Diskussion mit der Fürstin des Grenzlandes, Larinel, heraufbeschworen. Larinel war der Meinung, das Beste wäre, die Tempel zu räumen, die Orakel fortzubringen und eine Armee mit aller Macht Elvions aufzustellen, um den Nebelgestalten entgegenzutreten.
Es wurde hin und her gestritten, wobei die Fürstin gemeint hatte, eine Nebelgestalt könne nicht gefangen genommen werden, und selbst wenn, würde solch ein Fanatiker niemals etwas erzählen.
Nevliin hatte entgegnet, es gäbe Mittel und Wege, jeden zum Reden zu bringen, und so war es hin und her gegangen, bis Nevliin schließlich aufgestanden und gemächlich aus dem Raum geschritten war.
Zumindest hatte er diesmal keine Szene veranstaltet und ertränkte seine schlechte Laune irgendwo allein mit Wein, so wie er es für gewöhnlich tat.
Das Mitleid für ihn hielt sich bei Aurün in Grenzen. Er bräuchte doch einfach nur wieder zu leben zu beginnen. Und wenn er das schon nicht konnte, dann sollte er zumindest die anderen in Ruhe lassen.
Das Essen wurde aufgetragen, und Aurün schaffte es nun endlich, mit Vinae ins Gespräch zu kommen. Sie redeten hauptsächlich über Belangloses, um kein Misstrauen zu erwecken, doch auch jetzt schon fasste Aurün Vertrauen zu dieser Thesalis, die so anders war als die Mutter. Währenddessen entging ihr jedoch nicht, dass Eamon das Wort an Meara richtete. So unauffällig wie nur möglich lauschte sie dem Gespräch.
»Du warst auf Reisen, wie ich hörte, Meara«, sprach Eamon die Magierin an.
Meara wandte sich ihm auffällig langsam zu und schwenkte ihr Kristallglas in der Hand. »Nicht so weit und vor allem nicht so lange wie du«, antwortete sie wieder mit diesem überheblichen Lächeln im Gesicht. »Du scheinst tatsächlich Gefallen am Leben unter Menschen gefunden zu haben. Aber für Menschen hattest du ja ohnehin immer schon eine Schwäche.«
»Nein, Meara.« Eamon lag plötzlich ein ebenso bösartiges Lächeln auf den Lippen. »Nur für eine von ihnen.«
Einen Moment lang blitzte Zorn in den Augen seines Gegenübers auf, doch Meara hatte sich schnell wieder gefasst. »Und wie gefällt es dir zu Hause? Kommt es dir verändert vor?«
Die beiden sahen sich mit einer Intensität in die Augen, dass Aurün meinte, die Luft zwischen ihnen könne in Flammen aufgehen, ehe Eamon schließlich antwortete.
»Ich wurde so manches Mal überrascht«, meinte er und trank vom Wein. »Nicht alles ist so wie damals, als ich fortging.«
»Nun, in vierundachtzig Jahren kann einiges geschehen.«
»Das habe ich bemerkt. Fremde Feinde, eine Göttin, Angriffe ... Ach, ich habe übrigens auch deine Tochter kennengelernt – Vinae.«
Bei der Erwähnung ihres Namens blickte die junge Magierin auf. Sie wirkte etwas überrascht, als sie feststellte, dass es Eamon gewesen war, der eben von ihr gesprochen hatte. Dochsie wandte sich schnell wieder ihrem Gesprächspartner, dem Fürsten Daeron, zu.
»Davon habe ich bereits gehört«, erwiderte Meara. »Ich bedaure, bei eurem Treffen nicht dabei gewesen zu sein.«
»Ich ebenso.«
Aurün konnte sich mittlerweile auf nichts anderes mehr konzentrieren als diese beiden. Der Fürst aus Tantollon neben ihr hatte es bereits aufgegeben, sie in ein Gespräch verwickeln zu wollen.
»Sie wird nicht das sein, was du erwartest hast«, sagte schließlich Meara mit einem mutwillig belustigten Blick. »Du musst wissen, sie ist furchtbar missraten, sie schlägt zu sehr dem Vater nach.«
Vinae neben ihr war kaum merklich zusammengezuckt, sprach jedoch mit höflichem Lächeln weiter mit Daeron, während Aurün Meara fassungslos anstarrte. Wie konnte eine Mutter so etwas sagen?
Eamon schien genauso entsetzt, denn er sah die Magierin mit einem leisen Kopfschütteln an, das nur noch Verachtung zum Ausdruck brachte.
»Wie konntest du ihr solch einen Namen geben?«, sagte er dann beinahe schon flüsternd, was Aurün nun doch etwas überraschte. Die Bedeutung des Namens war wohl das geringere Übel bei solch einer Mutter.
Meara wollte zu einer Antwort ansetzen, als die zweiflügelige Tür mit einem Knall aufschlug, der jedes Gespräch zum Verstummen brachte. Alle blickten in die Richtung des Geräusches und reckten ihre Hälse.
Kniehoher Nebel zog durch die
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