Elfenkrieg
verwehrt uns den Weg dorthin. Hält uns gefangen und will über unser Ende bestimmen.«
Liadan zuckte nicht mit der Wimper. »Habt Ihr deswegen mein Land angegriffen?«, fragte sie. »Als blutrünstiges Heer, das nichts als Tod bringt?«
»Wir sind ein Heer der Freiheit, Majestät«, gab der Nebelmann zurück. »Unsere Mission ist es, das Volk der Elfen zu befreien, ganz Elvion von den Fesseln zu lösen. Uns steht nicht der Sinn nach Krieg. Nicht gegen Euch.«
»Die vielen Toten würden da anderes behaupten. Und meine Wachen wohl auch.« Liadan hatte ihre Leute da draußen anscheinend doch nicht vergessen, aber der Nebelmann schüttelte den Kopf.
»Euren Wachen geht es gut«, sagte er tonlos. »Sie alle schlafen im Nebel, bis wir unbeschadet wieder abziehen.«
Aurün konnte sich nur schwer ein Lachen verkneifen. Die Fremden hatten ihre Macht doch längst bewiesen, wie hätte ihnen hier irgendjemand schaden können?
»Auch Eure Ritter haben wir niemals angegriffen«, sprach der Mann schließlich weiter. »Wir verteidigten uns lediglich, wenn wir von ihnen angegriffen wurden.«
»Die Priesterinnen haben Euch nichts getan.«
»Sie dienen dem Schicksal, Majestät, und sind damit unser Feind. Ihr starker Glaube lässt die Göttin nicht zurückkehren.«
Hatte hier irgendjemand noch Zweifel an der Existenz der Göttin und den Absichten dieser Gestalten, waren die nun endgültig verflogen. Vinaes Worte waren eben bestätigt worden.
Liadan schüttelte langsam ihren Kopf und starrte den Mann an, als könne sie nicht glauben, was er da sagte. »Ihr nennt Euch also unschuldig?«, fragte sie über die Köpfe der Fürsten hinweg, die immer noch angespannt, aber auch neugierig zuhörten. »Was hat Euch das Volk der Drachen angetan?« Sie deutete zu Aurün, die sich nur schwer beherrschen konnte, den Nebelmann nicht sofort anzuspringen und so lange zu verprügeln, bis er ihr sagte, wo das Herz und ihr Volk versteckt waren. »Was wollt Ihr der Königin der Drachenelfen zu Eurem Vergehen sagen?«
Der Mann sah noch nicht einmal in Aurüns Richtung und sprach immer noch direkt an Liadan gerichtet. »In einem Krieg gibt es Opfer«, erklärte er, und hätte Eamon nicht plötzlich Aurüns Hand ergriffen, wäre sie wohl tatsächlich aufgesprungen. »Die Drachen dienen nun der Befreiung Elvions, und ihnen geschieht kein Leid. Nicht durch unsere Hand. Es sind Eure Ritter, die sie angreifen.«
»Meine Ritter verteidigen die Tempel.«
»Und das macht sie zum Feind.«
Liadan hob ihren Kopf kaum merklich an. »Was wollt Ihr hier?«, fragte sie und ließ ihren Blick über die unheimliche Ansammlung schweifen.
»Wir wollen keinen Krieg mit Euch«, wiederholte der Mann, doch diesmal lachte Liadan verächtlich auf.
»Verschwindet von hier!«, sagte sie so leise, dass es kaum mehr als ein drohendes Vibrieren der Stimme war. »Verschwindet von meiner Burg, aus meinem Land! Greift Ihr noch einen einzigen Tempel an, unschuldige Priesterinnen, dann kann Euch auch Eure Göttin nicht helfen.« Sie schritt um die Tafel herum, direkt auf die Nebelgestalten zu. »Ganz Elvion wird Euch als vereinte Macht entgegentreten. Mich interessiert nicht, was Ihr zu sagen habt, ob Ihr mich als Euren Feind betrachtet. Ich wurde zu Eurem Feind mit dem ersten Toten im Tempel. Ich wurde zu Eurem Feind, mit dem ersten Tropfen Blut eines Unschuldigen.« Sie blieb vor den Fremden stehen, ihr Blick war schärfer als eine gezückte Waffe. Auch die Augen des Mannes funkelten durch die Maske, doch da er sich nicht von der Stelle rührte, erhob sich nun Eamon von seinem Stuhl und zog in demonstrierender Langsamkeit eines seiner Kurzschwerter hinter der Schulter hervor. Das Geräusch schnitt gefährlich durch die Stille.
Ardemir tat es ihm gleich und spannte seelenruhig die Sehne an seinem Bogen. Er legte ein paar Pfeile vor sich auf den Tisch, als gehörten sie zum Essbesteck.
Die anderen Fürsten rührten sich nicht, da Liadan mit einem kaum merklichen Kopfschütteln zu verstehen gab, dass sie sich heraushalten sollten. Aurün hätte sich gerne eingemischt, doch sie hatte keine Hoffnung, durch eine Frage irgendetwas über ihr Volk herauszufinden. Im Moment hoffte sie nur auf ein glimpfliches Ende dieser Begegnung mit solch einer Macht. Ein Bogen wäre auch für sie nicht schlecht gewesen. Sie konnte mit dieser Waffe umgehen, und wenn sie schon sterben sollten, wollte sie doch wenigstens ein paar von denen mit sich nehmen.
»Ihr habt die Königin gehört«, knurrte
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