Elfenkrieg
Fall der Fürsten aus dem Sonnental – feindseligen.
Aurün nahm nicht an, dass die dunklen Schwingungen der beiden Männer irgendjemandem sonst auffielen, doch sie als Drachenelfe wurde davon geradezu angesprungen.
Sie war nicht sicher, ob sie Liadans Idee für klug hielt, alle Fürsten hier zu versammeln, um sie über die Göttin in Kenntnis zu setzen. Auch wenn Vinaes Worte dagegen sprachen, hatte Aurün bei Daeron und Menavor immer noch ein ungutes Gefühl, und das lag nicht nur daran, dass sie ihre Landsleute gefangen hielten und quälten. Die beiden waren von einer Boshaftigkeit erfüllt, welche die dunkle Drachenschlucht im Vergleich dazu wie ein strahlendes Licht aussehen ließ.
Nicht minder finster war jene Frau, welche die beiden Fürstenbrüder begleitete – Meara Thesalis.
Es war lange her, seit Aurün die Magierin zum letzten Mal gesehen hatte, doch weder Mearas Äußeres noch ihre Überheblichkeit hatten sich geändert. Sie trat in den Raum, als wäre sie hier die Königin. Das weiße Kleid einer Magierin höchsten Ranges schwang sacht mit ihren Bewegungen und leuchtete förmlich unter ihrem kastanienfarbenen Haar. Hoch erhobenen Hauptes sah sie sich in der Runde um, ihr Blick glitt über die Anwesenden hinweg, als verdiene es keiner von ihnen,ihre Aufmerksamkeit länger als einen Lidschlag lang zu erhaschen.
Doch dann plötzlich hielt sie inne, kurz bevor sie Aurün erreicht hatte.
Ein selbstgefälliges Lächeln spielte um ihre Lippen, während sie den Elfen neben Aurün betrachtete. Ihre rehbraunen Augen schienen plötzlich im silbernen Licht der Miranlampen zu leuchten. Unbeeindruckt erwiderte sie Eamons starren Blick über die Tafel hinweg. Sie sagte kein Wort des Grußes, und Eamon schwieg genauso.
Von ihm ging jedoch plötzlich eine enorme Hitze aus, die Aurün selbst gespürt hätte, hätte sie nicht so dicht neben ihm gestanden. Es war zum einen Zorn, aber dann noch etwas anderes – ein unbeschreibliches Gefühl.
Aurün sah zu Eamon auf und fragte sich, was im Moment in ihm vorging. Was war es, das sich beim Anblick dieser Frau in ihm regte und ihn so fremd erscheinen ließ?
Noch ehe sie sich jedoch weitere Gedanken darüber machen konnte, nahm Meara ihr gegenüber Platz und gab Eamon nun endlich frei. Ob es ein Zauber war? Aber was wollte sie von ihm? Sie konnten sich seit dem Krieg damals nicht mehr gesehen haben, und auch wenn die beiden sich nach den Ereignissen von vor vierundachtzig Jahren abgrundtief hassen mussten, war davon nichts zu spüren. Feindseligkeit, ja, vielleicht auch Rachsucht, aber Hass? Eher war da noch Neugierde, sogar ein Funke Freude und eben diese Hitze, die Aurün nichts anderem als Sehnsucht oder Begehren zuordnen konnte.
Manchmal wünschte sich Aurün, auf die Gabe der Drachenelfen verzichten zu können. Das Innerste einer Seele zu kennen konnte nicht immer vorteilhaft sein.
Auch Eamon ließ sich auf seinem Stuhl nieder, und so tat Aurün es ihm schließlich gleich.
An der Längsseite der Tafel saß in der Mitte die Königin Liadan, rechts neben ihr Eamon und dann Aurün. Ardemir saß zu Liadans linker Seite neben Nevliin, der bei diesem Treffen sowohl als Fürst von Valdoreen als auch als Befehlshaber der Silberritter fungierte.
Aurün war über die räumliche Trennung froh. Sie war diesen sich ewig selbst bemitleidenden Elfen gründlich leid. Andere hatten im letzten Krieg ebenso ihre Lieben verloren – sie selbst ihren Bruder und vor kurzem auch ihren Vater. Doch sie konnte sich nicht erlauben, sich so gehenzulassen. Vielleicht mochte die Trauer wegen dieses Faelnuìr für ihn wirklich heftiger sein, aber er könnte zumindest versuchen, sich zusammenzureißen.
Nevliin war einer der wenigen Elfen, die sie nicht spüren konnte. Als wäre er im Inneren vollkommen leer. Doch das war immer schon so gewesen, genauso bei seiner Liebe Vanora. Die innere Kälte hatte die beiden verbunden, und diese Leere hatte Aurün schon damals Angst gemacht. Nevliin befand sich nicht erst seit Vanoras Tod am Abgrund zur absoluten Dunkelheit. Vorher hatte er einfach nur nicht allein dort gestanden. Niemals könnte Aurün Eamons einstige Gefühle für Vanora nachvollziehen, denn er war stets von einer Wärme umgeben, die Sicherheit versprach. Wie konnte sich solch ein Mann von der Kälte anziehen lassen? Von einer Frau, die so leicht zu greifen war wie der Wind, unbeständig und dunkel?
Er könnte die Liebe haben, wahre Liebe mit all der Wärme und Geborgenheit, die
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