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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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leidet? Dass er ausgerechnet mit ihr durch Faelnuìr verbunden ist? Er ist mein Freund, auch wenn ich ihn manchmal nicht verstehen kann.«
    »Ich glaube, das kann niemand.«
    »Da hast du wohl recht. Ich will es auch gar nicht. Ich will nicht in diese Dunkelheit blicken.« Er ruckte an der Schulterplatte, als wäre sie ihm zu eng. »Dieser Krieg, Vin«, meinte er dann und blickte zu Boden. »Er war kurz und heftig. Wir alle haben in ihm jemanden verloren, der uns etwas bedeutete. Im Moment mache ich mir eher Gedanken um das, was uns noch bevorsteht.«
    Vinae sah ihn aus verengten Augen an. Sie betrachtete sein vom Mond beschienenes Profil, die silbern scheinende Haut, die spitzen Enden der Ohren, die zwischen dem pechschwarzen Haar hervorlugten. Ardemir hatte nur selten über den Krieg gesprochen. Er war eine Frohnatur, und solch trostlose Themen waren nicht seine Art. Genauso war er nur selten ernst zu nehmen. Vinae kannte auch seinen Ruf bei den Elfen, egal, in welcher Stadt. Er nahm weder das Leben noch die Liebe allzu schwer, und doch fragte sich Vinae, ob es da wohl jemanden gegeben hatte – im Schattenreich, vor dem Krieg. Vielleicht eine Frau? Hatte Ardemir sein Herz damals verschenkt und trauerte im tiefsten Inneren genauso um eine Liebe wie Nevliin?
    Es war eine Vorstellung, die ihr Unbehagen, ja sogar Übelkeit bereitete. Sie liebte Ardemirs offenes Herz, doch der Gedanke, es könne vergeben sein, entfachte in ihr das Gefühl von Verzweiflung.
    »Wen hast du verloren?«, fragte sie in die Stille. »Eine ... eine ... Frau?«
    Ardemir wandte sich ihr zu. Seine Augen weiteten sich, dann begann er zu lachen. »Eine Frau?«, brachte er schließlich kopfschüttelnd heraus. »Nun, lass mich nachdenken. Ich würde sagen nicht nur eine. Da waren viele gute Kriegerinnen, die es nicht nach Hause schafften.« Er wurde wieder ernst. »Bogenschützen, die in den unteren Bereichen von Lurness positioniertwaren und dem Würfel nicht entkommen konnten.« Seine Lippen wurden eine schmale Linie. »Aber nein, Vin. Ich weiß, was du meinst. Es gab keine Frau, die sich an Besonderheit von anderen abhob.«
    Vinae konnte sich ein erleichtertes Aufatmen nicht verkneifen, versuchte jedoch, beim Thema zu bleiben. »Gab es denn einen Verlust, der dich besonders stark traf?«, fragte sie daher, nicht nur, um von sich abzulenken, sondern ehrlich an der Antwort interessiert. Seit Jahrzenten waren Ardemir und sie befreundet, und doch kannte sie ihn eigentlich gar nicht. Niemals zeigte er irgendetwas anderes als Fröhlichkeit, die Abgründe seiner Seele hielt er verborgen, und bisher hatte Vinae gemeint, in ihm gäbe es solche gar nicht.
    »Ja.« Ardemirs Blick schweifte zu den grasenden Pferden. »Einen Freund. Meinen ältesten Freund.«
    »Du hast nie von ihm erzählt.«
    »Du hast nicht gefragt.« Ein schelmisches Lächeln hob seine Mundwinkel. »Glitnir ist bei mir geblieben«, sagte er mit einem Nicken in Richtung des schwarzen Pferdes. »Er war lange Zeit Glendorfils Gefährte, und jetzt ist er meiner.«
    »Glendorfil? Der Schattenritter?«
    »Ja, für seine Ritter und Auszubildenden war er der furchteinflößende Befehlshaber, dem niemals ein Lachen zu viel entkam, aber in Wirklichkeit war er mir gar nicht so unähnlich.«
    »Tatsächlich?«
    Ardemir schob seine Hand unter die Brustplatte und zerrte daran herum. »Ja, wirklich«, keuchte er, ohne aufzublicken. »Wir verstanden uns gut, aber wie gesagt, jeder hat im letzten Krieg jemanden verloren, und ...« Er zog an der Schulterplatte. »... das Leben geht weiter.«
    »Willst du die Rüstung nicht abnehmen?«, fragte Vinae, da sie nun lange genug seinem Gezappel zugesehen hatte.
    Ardemir sah auf und ließ sofort die Hände sinken. »Nein«, schoss es aus ihm heraus. »Sie ist wohl nur etwas verbeult.«
    »Umso mehr ein Grund, sie loszuwerden.«
    »Ach was, das mach ich später.«
    »Aber ...« Vinae streckte die Hand nach ihm aus, doch da sprang Ardemir plötzlich auf. Taumelnd wich er zwei Schritte vor ihr zurück.
    »Ich sagte, ich mach das schon«, knurrte er in ihre Richtung. Einen Moment lang schien es ihr, als wären seine Augen in grünem Licht erstrahlt.
    »Ich reite jetzt zurück«, meinte er dann plötzlich und ging schnellen Schrittes auf die Pferde zu. »Die anderen warten bestimmt schon. Ich habe bereits mehr als genug Zeit vertrödelt.«
    »Ardemir!« Vinae lief ihm hinterher und legte ihre Hand auf seine, als er nach den Zügeln griff. Sein Körper erstarrte.

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