Elfenkrieg
Stimme zu hören, tröstete sie über die Störung ihrer Einsamkeit hinweg.
»Du reitest, als würdest du verfolgt«, meinte Ardemir lachend, als er sein Pferd neben ihres lenkte. »Fürchtest du, die Nebelpriesterin könnte es immer noch auf dich abgesehen haben?«
»Unter anderem.« Vinae versuchte, all ihre düsteren Gedanken aus ihrem Gesicht zu bannen, doch es war zu spät. Ardemirs Augen verengten sich sofort bei ihrem Anblick, er seufzte laut auf.
»Ja, ich dachte es mir schon. Er hat es dir also endlich gesagt.«
Beinahe wäre Vinae aus dem Sattel gekippt, so schnell fuhr sie zu ihm herum. »Du weißt es?«, keuchte sie. »Du hast es gewusst?!«
»Seit ich euch beide zum ersten Mal zusammen gesehen habe.«
Die Luft entwich zischend ihren Lungen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und starrte nur auf die fahle Mähne des Pferdes. »Ach so«, brachte sie schließlich heraus und fragte sich gleichzeitig, wer noch alles davon gewusst hatte. War sie denn die Einzige, die nichts begriffen hatte? Ob auch Daeron die Wahrheit kannte? Schließlich hatte er nicht nur einmal über ihren Vater gesprochen, auf eine Weise, als wäre ihm bekannt, um wen es sich handelte. Bestimmt hatte ihre Mutter den beiden Fürsten schon damals alles erzählt. Allen, nur ihr nicht. Hatte Meara gefürchtet, Vinae würde sich auf und davon machen, um ihren Vater zu suchen? In dieser fremden Welt?
Beinahe hätte sie Ardemirs Anwesenheit vergessen, hätte er nicht plötzlich in ihre Zügel gegriffen.
»Wir müssen uns unterhalten.«
»Was? Nein.« Mit einem Ruck versuchte Vinae, sich zu befreien, doch Ardemir schwang sich bereits aus dem Sattel und hielt ihr Pferd fest.
»Komm«, meinte er und hielt ihr seine Hand entgegen. »Du kannst nicht einfach davonlaufen. Vor Eamon vielleicht, aber nicht vor mir.«
»Was tust du überhaupt hier?« Sie deutete zurück in Richtung Averdun. »Wieso bist du mir nach?«
»Na, genau aus dem Grund, um mit dir zu reden. Über Eamon.«
»Da gibt es nichts zu reden, Ardemir.«
»Jetzt steig schon ab. Schenk mir ein bisschen von deiner Zeit, bevor du zurück zur Giftschlange gehst, ja? Wir sind doch Freunde.«
Vinae seufzte. Sie hatte nach dem Angriff erst mit ihm gesprochen, lange und ausführlich, doch sie wusste, sie würde mit diesem Argument nicht weit kommen. Zudem verspürte sie plötzlich selbst den unheimlichen Drang, noch bei ihm zu bleiben.
Ardemir hatte recht. Sie waren Freunde, immer schon gewesen, und er war der Einzige, dem sie alles sagen konnte. Vielleicht sollte sie die Situation nutzen. Er war ohnehin viel zu selten da, und jetzt bot er sein Ohr von sich aus an. So oft war sie wegen seiner ständigen Abwesenheit und schweren Erreichbarkeit gekränkt gewesen, und hier waren sie endlich allein und ungestört. Weder Nevliin noch andere Ritter oder Daerons Schatten schwirrten um sie. Erstaunlich, dass es solch einen Moment tatsächlich geben konnte.
»Also gut.« Mit einem nun viel besseren Gefühl im Bauch ergriff sie seine Hand und stieg vom Pferd. Der Wunsch, ihre Gedanken in Einsamkeit zu sortieren, hatte sich verflüchtigt. Sie wunderte sich nicht darüber. Ardemir fiel es immer leicht, ihre Gefühle von einem Extrem ins nächste zu lenken. Das war das Besondere an ihm.
Immer noch ihre Hand haltend, als wolle er sichergehen, dass sie es sich nicht anders überlegte, führte er Vinae vom Pfad weg hinein ins Dickicht, wo sie sich auf einem vom Sturm querliegenden Baumstamm niederließen. Die Pferde folgten ihnen in einigem Abstand und suchten den Waldboden nach Nahrung ab. Es war ein nettes, kleines Fleckchen, so abgeschieden, fern von allen Problemen. Das dichte Geäst gab Vinae das Gefühl, dahinter verborgen zu sein und als könne niemand sie hier finden, solange sie es nicht wollte.
»Also.« Ardemir ließ ihre Hand los und grub die Stiefelspitze ins Laub zu seinen Füßen. »Wie hat er es dir gesagt, hm?«
Vinae schüttelte nur den Kopf und sah ihn an. Sie wollte den Frieden durch Gedanken an Vergangenes nicht zerstören.
Die silbernen Schulter- und Brustplatten von Ardemirs Rüstung wurden von einem Strahl Mondlicht beschienen, während der dunkle Umhang mit der Nacht verschmolz. Er wirkte prächtig, in dieser Atmosphäre fast schon unwirklich – wäre da nicht auf dem Metall noch der eine oder andere Blutspritzer gewesen. Ja, selbst hier war die Illusion nicht vollkommen. Da war es gleichgültig, wie nahe Ardemir ihrer Meinung nach der Verkörperung des Guten
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